Travis

Alles zurück auf Anfang


Travis und ihre "Ode To J. Smith"

Aktueller Artikel im akuma.de Magazin zu Travis
» Übersicht von Travis anzeigen

Alles zurück auf Anfang

Travis und ihre "Ode To J. Smith"

26.09.2008 Auch ganz schön, wenn man zum Promotag in Deutschland die U-Bahn nehmen kann: Fran Healy, das sollte dann schon vermeldet werden, ist jetzt Berliner. Entsprechend gut gelaunt sitzt der Frontmann der schottischen Rockband Travis in der Zentrale seiner neuen Plattenfirma und wundert sich ein bisschen: Zum Beispiel über einen Prospekt, der da herumliegt und das Universal-Gebäude nachts zeigt - die Fassade groß mit dem Logo versehen. "Die sind ja schlimmer als Apple", sagt er. "Die branden alles". Tja, Herr Healy, willkommen zurück in der wunderbaren Welt der Unterhaltungsindustrie. Das bisschen Kapitalismus halten die Schotten aber aus - denn in England sind sie sich selbst genug und veröffentlichen auf ihrem eigenen Label.

Das Universal-Logo, es lässt Fran Healy nicht los. "Apple ist noch schlimmer", sagt er. "Apple, das ist die Super-Marke schlechthin. Wie früher Sony! Erinnerst Du Dich? Vor zehn Jahren hieß es 'It's A Sony'. Das kannte jeder, war ein geflügeltes Wort."

Travis - M

Vielleicht lässt sich der Generationenwechsel tatsächlich am besten an Unterschieden in der Markenwelt festmachen. Eine Erkenntnis, die sich aber auch auf die Musik übertragen lässt. Zum Beispiel auf Travis. Die hatten Mitte der 90er-Jahre zwei Indie-Hits, die zu dem Schönsten gehörten, was die so oft gescholtene Begrifflichkeit Britpop hervorbrachte: Da war einmal das unwiderstehlich kraftvolle "All I Wanna Do Is Rock", ein Monster von einer Debüt-Single. Nachgeschoben wurde das feine "Tied To The 90's". Anschließend ging die Band zurück auf Los. Man wollte sich nicht wiederholen, wollte andere Facetten machen, blieb mutig und nahm ein eher ruhiges Album auf. Das interessierte anfangs nur wenige, der Rest ist freilich Geschichte: "Why Does It Always Rain On Me" wurde als Single veröffentlicht, fungierte auf eigenartig magische Weise tatsächlich als Wetterwechsler bei diversen Festivals und sog sich in den Gehörgängen der Popcrowd fest. Seitdem sind Travis eine Hausnummer, oder auch eine Marke.

Doch zuletzt schwächelte die Band: "The Boy With No Name", das letzte Album, war reduziert, bisweilen aber auch redundant. Das mag am Konzept gelegen haben, hinterließ aber eine eigenartige Unzufriedenheit. "Ode To J. Smith" wiederum kommt mit heftigen Gitarren und mit witzigen Ideen - zum Beispiel einem Kirchenchor, der auf Lateinisch davon singt, dass der soeben verstorbene Protagonist des Songs leider nicht auf der Gästeliste dieses netten Ortes namens Himmel stünde. Die Übersetzung übernahm übrigens der Vater der Ex-Freundin von Fran Healy, der Latein unterrichtet - und schon ein bisschen überrascht war, wer da freundlich durchklingelte und um Hilfe bat.

Witzig waren Travis schon immer. Was neu ist, oder zumindest länger nicht mehr passierte: Sie rocken. Und zwar ordentlich. Ein Tatbestand, der vermutlich mehreren Zuständen geschuldet ist. Erst einmal musste die Platte in den Kasten. Aus etwas kompliziert zu erklärenden Gründen, die viel mit der Familienplanung innerhalb der Band zu tun haben, blieb nicht allzu viel Zeit. Und dann herrschte bei Healy auch eine gewisse Ungeduld. Der alte Label-Vertrag war ausgelaufen, man befand sich quasi an dem Punkt, wo alles wieder von vorne anfangen musste. Innerhalb der Band gab es übrigens durchaus Zweifel, ob das alles funktionieren würde. Fran Healy lacht: "Die fragten mich, ob ich wirklich innerhalb von drei Wochen Texte für ein ganzes Album schreiben können würde. Mann, ich bin Songwriter. Das ist mein Beruf, und ich habe Preise dafür bekommen. Ich könnte eine verdammte Platte in drei Tagen schreiben!"

Vielleicht, so sagt Healy, würde man das Album mit etwas zeitlicher Distanz, sagen wir einmal 20 Jahre, gänzlich woanders einordnen als dort, wo es chronologisch hingehört. Etwa nach dem Debüt. Gleichzeitig freut es ihn, wenn die Platte als anders, als besonders klassifiziert wird. Dass ein Kollege sagte, die Gitarren klängen nach einer jungen Band, das scheint er schon gene gehört zu haben. Es stimmt übrigens und ist in erster Linie dem geänderten Aufnahmeverfahren zuzuschreiben: Abbey Road Studios. 18 Spuren. Zehn Tage. Mehr brauchten Travis diesmal nicht. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Einfache, intuitive Rockmusik, nicht übermäßig chiffriert, aber im höchsten Maße angenehm. Eher Apple als Sony - aber das nur am Rande. ~ Jochen Overbeck (teleschau)


Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Travis

Alles zurück auf Anfang

Travis und ihre "Ode To J. Smith"
Alles zurück auf Anfang

Auch ganz schön, wenn man zum Promotag in Deutschland die U-Bahn nehmen kann: Fran Healy, das sollte dann schon vermeldet werden, ist jetzt Berliner. Entsprechend gut gelaunt sitzt der Frontmann der schottischen Rockband Travis in der Zentrale seiner neuen Plattenfirma und wundert sich ein bisschen: Zum Beispiel über einen Prospekt, der da herumliegt und das Universal-Gebäude nachts zeigt - die Fassade groß mit dem Logo versehen. "Die sind ja schlimmer als Apple", sagt er. "Die branden... mehr »


Weitere Meldungen zu Travis


CD-Kritiken zu Travis-Alben