Wer vom Namen auf den Inhalt schließt, liegt hier - wie so oft - total falsch. Denn gesungene Vulkanausbrüche sind so ziemlich das Gegenteil von dem, was Justin Vernon, Jon Mueller, Chris Rosenau, Jim Schoenecker, Daniel Spack und Thomas Wincek auf diesem gemeinsamen Debüt namens "Unmap" antreibt. Die Nähe zu Vernons Folk-Projekt Bon Iver ist nahe liegenderweise schon deutlich konkreter. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Mäandernd schleichen sich die einfachen, sphärischen Songkonstrukte über die Spieldauer des Albums. Innerhalb eines Wochenendes im Jahre 2008 in Fall Creek, Wisconsin, in Justins Aufnahmestudio entstanden, wirkt die bewusst formlos gehaltene Klangreise wie eine Mischung aus esoterisch-anmutenden Waldgeräuschen und trippig-steigernden Rhythmusteppichen, die nur durch die angedeutete Kopfstimme von Vernon so etwas wie eine menschliche Gestalt erhalten. Viele Elemente wirken wie kleine Schleifen, die sich ständig wiederholen und ineinander überfließen, im Hintergrund taucht dezenter Gesang auf, und der Zuhörer ist sich schnell gar nicht mehr sicher, ob das nun Neo-Folk, Psychedelic oder biologisch abbaubare Elektronik-Klangkunst darstellen soll.
In seiner Konsequenz bewundernswert, präsentiert Justin Vernon ein weiteres Waldläufer-Album voller entzückender wie verwirrender Klangbeispiele, die selten stringent und emotionslos, oftmals verträumt und zeitlos daherkommen. Wie schon mit Bon Iver schafft Vernon es trotzdem, einen begeisterten Gesamteindruck zu hinterlassen, denn dieses Album ist keine gelangweilte Improvisation, sondern vielmehr eine mit Herzblut vorgetragene Offenbarung der Geräusche.