Vielleicht naiv, sicher berührend
Yusuf Islams Comeback geht in die zweite Runde
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Vielleicht naiv, sicher berührend
Yusuf Islams Comeback geht in die zweite Runde
01.05.2009 Ein bisschen hält Yusuf Islam einem dann doch den Spiegel vor. Wenn er da sitzt und davon erzählt, wie irgendwann vor fünf Jahren das Flugzeug, das ihn zu Aufnahmesessions in die Vereinigten Staaten bringen sollte, auf dem Flughafen von Bangor, Maine landete und er nach einem halben Tag Verhör zurückgeschickt wurde, schmunzelt man. Denkt: "Doofe Amis. Nur weil irgendjemand auf irgendeiner Liste einen ähnlichen Namen trug." Denn eigentlich sollte es sich bis in die USA herumgesprochen haben, dass sich hinter dem vermeintlich gefährlichen Namen ein harmloser Songwriter steckt, der früher Cat Stevens hieß.
Und dennoch: Als Islams Einreiseverbot in die USA damals publik wurde, galt schon auch die Regel vom Irgendwas, das immer hängen bleibt. Plötzlich wurde kolportiert, Islam sei gefährlich nah in islamische Kreise gerutscht, würde sich etwa weigern, mit Frauen zusammenzuarbeiten. Mittlerweile weiß man, dass das Quatsch ist. Islam ist ein ebenso spiritueller wie offener Mensch, der immer wieder auf die enge Verwandtschaft zwischen den Weltreligionen hinweist und keinerlei Berührungsängste hat. Seine letzte Platte "An Other Cup" promotete er sogar auf der für manchen Künstler vermutlich folterinstrumentnahen "Wetten, dass..?"-Couch Thomas Gottschalks. Jetzt erscheint mit "Roadsinger - To Warm You Through The Night" ein neues Album des mittlerweile 60-Jährigen.
Die Plattenfirma hat eingeladen, in eine Räumlichkeit, die sich "Salon" nennt und mitten in Berlin liegt. Dort, wo die relevanten Modemarken dieser Welt ihre neuen Kollektionen verkaufen und junge Menschen mit engen Hosen und Sonnenbrillen damit beschäftigt sind, Kaffeegetränke zu schlürfen und gut auszusehen. In Mitte, das kann man schon sagen, fällt Yusuf Islam in seiner Unauffälligkeit fast ein bisschen auf. Zeitlos wirkt er hier, auf eine gewisse Art und Weise auch alterslos, zumindest nicht wie einer, der 60 ist. Er spricht gewählt und sorgfältig, sein Humor ist ein feiner - selbst, wenn sein Handy klingelt, schafft er es, daraus ein kleines Witzchen zu stricken.
Das ist ganz gut und irgendwie auch wichtig, denn auf "Roadsinger" geht es zum Teil um ganz schön ernste Themen. Und die wurden verblüffend sparsam instrumentiert. "Die Reaktionen nach 'An Other Cup' waren durch die Bank positiv", erklärt's Islam selbst. "Aber gleichzeitig merkten auch viele an, dass sie von mir gerne wieder Songs hören würden, die etwas reduzierter sind, etwas näher an dem, was ich früher machte." Die spirituelle Schlagseite vieler Songs hat ihren Ursprung indes an anderer Stelle: "Moonshadow" nennt sich ein Musical, das Islam unlängst fertigstellte und das noch 2009 in London uraufgeführt werden soll: "Es geht um einen Planeten, auf dem es immer dunkel ist, auf dem man für Wärme und Licht bezahlen muss", sagt der Sänger. Dabei verknüpft die Aufführung die neuen Songs mit altbekannten: "Es war spannend zu sehen, wie schon bekannte Songs in einem ganz neuen Kontext klingen", sagt Yusuf Islam. Aus den neuen ein ganzes Album zu machen, war ursprünglich gar nicht geplant - aber wie schon bei "An Other Cup" kam eines zum anderen - und wieder war es Sohn Yoriyos, der den Vater pushte, mit ihm gemeinsam musizierte und aufnahm. "Roadsinger" entstand in London und New York - und kann mit prominenter Unterstützung punkten: James Morrison, zuletzt selbst Dauergast in den oberen Regionen der Hitparaden, steuerte Background-Vocals bei.
Übrigens: Oben erwähnte "Verwechslung" der amerikanischen Grenzbehörden ist mittlerweile Schnee von gestern. Auch Yusuf Islam setzt große Hoffnungen in den neuen US-Präsidenten Barak Obama, und über seine unfreiwillige Reise nach Bangor - dort landen Risikomaschinen, weil es der erste internationale Flughafen auf US-Territorium ist - hat er sogar ein Lied geschrieben. "Boots & Sand" heißt das, Dolly Parton ist Duettpartnerin, Paul McCartney spielt die Gitarre und steuert ebenfalls ein paar Vocals bei. In Sachen Besetzung natürlich eine ganz schöne Ansage, aber auch ein ganz schön guter Song. An jenem Nachmittag in Berlin schnappt sich Yusuf Islam irgendwann die Gitarre, und spielt das Stück. Auch ohne eben erwähnte Prominenz klingt es gut - und dass er kurz darauf eine kleine, sehr intime Europa-Tourneee ankündigt, führt unter den versammelten Pressevertretern zu aufrichtiger Begeisterung. Schön, dass er wieder da ist. ~ Jochen Overbeck (teleschau)
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