Gib' den Ladies, was sie wollen
Akon über Europa, Obama und die Damenwelt
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Gib' den Ladies, was sie wollen
Akon über Europa, Obama und die Damenwelt
28.11.2008 Sein erster richtig großer Hit nervte. "Lonely" fraß sich vor gut drei Jahren nicht nur nach ganz oben in die Charts, sondern mit seiner wirklich grenzwertigen, hochgepitchten Hook auch in die Gehörgänge. Gebrauchs-R'n'B, dachte man damals, sicher nicht viel mehr. Dazu kam eine eher überschaubar beeindruckende Gangster-Biografie, die etwas zu sehr nach Baukasten klang: Knast, die üblichen Insignien des Playertums, Verfolgungsjagden mit der Polizei. Trotzdem: Akon machte sich einen Namen, nicht nur als Sänger, sondern auch als Produzent. Dieser Tage erscheint mit "Freedom" das dritte Album des Musikers - im Gespräch gibt er sich nicht nur handzahm, sondern auch erstaunlich vielschichtig.
Akon, Du bist momentan auf Promo-Tour durch Europa. Vermisst Du Deine Heimat?
Akon: Nein, eigentlich nicht. Ich bin seit drei Wochen in Europa unterwegs - und bleibe noch weitere drei Wochen. London, Liverpool, Nizza, Italien, jetzt Berlin - ich gebe mir echt die volle Packung. Aber wenn Du nach meiner Heimat fragst, ist die Antwort eine einfache. Ich fühle mich in Hotelzimmern zu Hause. Ich habe mich wirklich sehr daran gewöhnt und schaffe es schnell, in Hotels so eine Art Heimatgefühl zu erreichen.
Du hast also die Präsidentenwahl in einem Hotelzimmer gesehen ...
Akon: Ja, Ich habe die komplette Wahl verfolgt und war auch im Vorfeld schon dabei. Ich habe nur gebetet, dass Obama nicht in letzter Sekunde noch irgendwie ein Bein gestellt bekommt, dass er nicht um diesen Sieg gebracht wird. Ich weiß, wie korrupt diese Leute in Washington sein können. Hätte McCain gewonnen - ich wäre überzeugt gewesen, dass es Schiebung ist.
Hast Du denn selbst gewählt?
Akon: Nein, diesmal habe ich es leider nicht geschafft. Aber ich habe mich im Vorfeld sehr offensiv für Obama ausgesprochen und junge Menschen dazu ermutigt, zur Wahl zu gehen, insofern habe ich es wieder gut gemacht (lacht). Aber beim nächsten Mal werde ich auch abstimmen.
Hat man als Person des öffentlichen Lebens da eine gewisse Verantwortung?
Akon: Nein, eine Verantwortung hat keiner. Man muss das nicht machen, jeder soll das für sich entscheiden. Aber weißt du, ich reise ziemlich viel. Deswegen kenne ich den Effekt, den diese Wahl hat. Ich weiß, wie beliebt Amerikaner vor der Ära Bush waren. Wenn du in ein Hotel kamst und sagtest, dass du aus den USA kommst, war das cool. Das hat sich komplett umgedreht. Nur, weil wir in den letzten acht Jahren so katastrophal falsch repräsentiert wurden. Wenn du heute in irgendeinem Land deinen amerikanischen Pass auf den Tresen legst, siehst Du oft, wie sich die Miene des Angestellten verfinstert ...
Wie beurteilst Du die Obama-Hysterie in Deutschland?
Akon: Die Beziehung zwischen Deutschland und den USA ist eine ganz Besondere. Deutschland war an amerikanischer Politik schon immer interessiert, das zeigte sich bei Kennedy und wird jetzt eben wieder bei Obama deutlich. Und das ist sehr wichtig: Denn viele Menschen in den USA haben seine Rede in Berlin gesehen. Sie haben gesehen, dass da einer spricht, von dem die ganze Welt ein Fan ist, dass es auch einen anderen Weg gibt. Seine Beliebtheit in Europa hat sicher noch einige Menschen dazu bewegt, für ihn zu stimmen.
Auch Dein Sound klingt zunehmend europäisch ...
Akon: Als ich die ersten Male in Europa und in den europäischen Diskotheken war, war ich wahnsinnig fasziniert von dieser Art des Clubsounds, von diesen vielen Synthesizern und der Art, wie sie eingesetzt wurden. In den USA war das einfach noch völlig unbekannt. Deshalb war mein Ansatz: Ich wollte ein Album machen, dass den Staaten einen komplett neuen Klang bringt und das mit meinen Urban Lyrics verbindet. Gleichzeitig war natürlich auch wichtig, dass sich die europäischen Fans nicht langweilen, das ist schon eine Herausforderung.
Ein neuer Trend? Kanye West, Ne-Yo und Usher schlagen in eine ähnliche Kerbe ...
Akon: Ja. Wir haben das aber sehr früh gemacht. Es war klar, dass das jeder kopieren würde - das ist so ein amerikanisches Ding: Wenn einer etwas Originelles macht und das Erfolg hat, kopieren es alle anderen. Es passiert in Wellen: Das Organische im HipHop, das zuletzt beliebt war, wird sterben und irgendwann wieder kommen. Gerade geht's in die Zukunft, alles klingt digital. Jeder will Computer, Klingeltöne, neue Handys. Irgendwann flaut das wieder ab, dann kommt der nächste Trend.
Wie bleibt man als Künstler da dran?
Du musst mit der Zeit gehen. Wer jetzt organisch klingt, wird leiden und weniger verkaufen. Es ist auch ein Business, Du musst den Leuten geben, was sie verlangen. Aber mein Trick: Ich war bis heute immer der Originellste. Ich habe nie irgendwelche Regeln befolgt, ich habe die Regeln aufgestellt, und so wird das auch bleiben. Wenn ich das nächste Album mit Afrobeats mache, werden die anderen das auch tun.
Wie hältst Du's bei Deinen Produzentenarbeiten?
Akon: Wenn ich für andere arbeite, verwende ich andere Sounds. Wenn ich einen Track für Usher oder Mario produziere, ist das ihrer. Dann suche ich danach, was zu ihnen passt. Ich bin dann Dienstleister. Artist first, Mann! Das ist das Wichtige, andersrum läuft es doch viel zu oft. Man soll nicht erst erkennen, dass es ein Akon-Track ist, sondern wer da singt.
Auf "Freedom" fällt auf: Du gibst mal den romantischen Beziehungstypen, mal den Player. Wie viel Deiner Texte soll der Hörer ernst nehmen?
Akon: Ich gebe dem Hörer alle Facetten von mir. Es gibt Momente, in denen ich sentimental bin, die Ladies echt gut behandle und einen auf Romantiker mache. Manchmal dagegen wollen die Ladies den Bad Boy. Darauf kommt es an, und das ist das Geheimnis. Den Frauen das zu geben, was sie in dem jeweiligen Moment wollen. Du bist erfolgreich, wenn du dieses simple Rezept befolgst. Mein Problem ist aber immer, dass ich zu ehrlich bin. Wenn mich eine fragt, was sie für mich ist, antworte ich ehrlich. Deswegen ist die gute alte Akon-Regel: Frage mich nie etwas, wenn Du vor der Antwort Angst hast ...
Aber auf welcher Ebene findet das statt? Ist es tatsächlich Dein Leben, das Du da ausbreitest?
Akon: Es ist Realität, aber auf mehreren Ebenen. Ich werde nie komplette Biografien aus meinen Songs machen. Was privat bleiben soll, bleibt auch privat.
Du findest tatsächlich kaum in der Yellow Press statt. Wie schafft man das?
Akon: Das Geheimnis ist eigentlich ganz einfach: Don't kiss and tell. Die meisten Menschen wollen doch, dass jeder weiß, wen sie daten, mit wem sie schlafen. Sie wollen in der Öffentlichkeit gesehen werden. Ich behalte das alles brav für mich. Ich nehme die Mädchen nicht auf irgendwelche Galas mit. Ich lade sie nach Hause ein, frage sie vorher, was sie gerne essen und stelle mich dann an den Herd. Ich kann das genau so gut wie jeder Restaurantkoch. Ich habe auch ein Kino daheim, wenn eine Lady 'nen Film sehen möchte - kein Thema. Und wenn sie verreisen will, suche ich uns Orte heraus, an denen mich niemand kennt.
Ganz schön vorsichtig ...
Akon: Wenn deine Beziehung in der Öffentlichkeit stattfindet, kann sie sehr schnell zerbrechen. Jedes Detail wird ausgeweidet, beide Partner werden ständig fotografiert, es kommt schnell zu Missverständnissen. Das kann eine unglaubliche Belastung sein. ~ Jochen Overbeck (teleschau)
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