Big Boi

Outkast melden sich zurück - zumindest zur Hälfte


HipHop-Superstar Big Boi veröffentlicht sein erstes Soloalbum

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Outkast melden sich zurück - zumindest zur Hälfte

HipHop-Superstar Big Boi veröffentlicht sein erstes Soloalbum

05.07.2010 Welcher der größte Outkast-Hit ist? Eine Frage, die sich eigentlich nur mit "Beide!" beantworten lässt. Denn zwei Songs waren es, die das durchgedrehte HipHop-Duo aus dem amerikanischen Süden zielsicher Richtung Superstardom und damit letztendlich Richtung künstlerische Autonomität abbiegen ließen. Einmal "Ms. Jackson", eine ultraeingängige, aber nie einfältige R'n'B-Rap-Nummer, in der angeblich das Verhältnis zwischen André 3000 und dessen Ex-Freundin Erykah Badu abgehandelt wurde. Zehn Jahre ist das her, und zumindest der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich, dass bei MTV eine Zeit lang kein anderer Track so oft lief wie jener. Drei Jahre später dann "Hey Ya", die Single aus dem Doppelalbum "Speakerboxx / The Love Below": Die Textzeile "Shake It Like A Polaroid Picture" war eine gut choreografierte Tanz-Aufforderung, der sich sogar angesprochener Sofortbild-Kamerahersteller bediente. Beides sichere Nummer-Eins-Songs, die sich aber beim Publikum keinesfalls anbiederten. Danach erschien der Soundtrack zu "Idlewild" (2006), und dann war - ja, dann war Ruhe. Bis jetzt. Big Boi ist zurück. Recht spät, aber doch noch, mit breiter Brust und einer Menge Freunde.

Big Boi ist sich selbst nicht genug - und kann so auf eine ganze Armada von Pseudonymen zurückgreifen. Bereits der Albumtitel "Sir Luscious Left Foot: The Son Of Chico Dusty" nennt eines davon, das vorab ausgekoppelte "General Patton" ein weiteres. Dazu kommen Billy Ocean, Francis The Savannah Chitlin Pimp und Hot Tub Tony. Schillernde Charaktere, denen eines gemein ist, springen durch Raum, Zeit und Kultur: Sie repräsentieren das, was jemand im echten Leben nicht sein darf. Der Gangster, der Playboy, der Zuhälter, der Spieler: Big Boi liebt das Spiel mit diesen Rollen. Dass er unlängst Janelle Monáe unter die Arme griff, jener Sängerin, die auf ihrem Debüt "The Archandroid" Fritz Langs "Metropolis" mit einer wüsten Cyborg-Geschichte mixt und dabei ebenfalls ihre eigene Realität schafft, passt da gut.

Big Boi - U

Mit ein paar weltlichen Dingen musste sich der Rapper dann aber doch herumschlagen. Die lange Entstehungszeit seines Solo-Debüts hat vor allem rechtliche Gründe - Big Boi verlies Jive Records und kam nach längeren Verhandlungen bei Def Jam unter. Damit schließt sich ein Kreis: Chef bei der legendären HipHop-Plattenfirma ist heute L.A. Reid, der wiederum maßgeblichen Anteil am Durchmarsch von Outkast hatte: 1992 gab er den beiden ihren ersten Plattenvertrag bei seinem Label La Face Records. Teenager waren sie damals, außerdem beste Freunde und ausgewiesene Querköpfe, die zufällig die gleiche High School besuchten und eine Leidenschaft für Rap teilten. Zwei Jahre später erschien mit "Southernplayalisticadillacmuzik" das Debüt des Duos und definierte Südstaaten-Rap neu - der Rest ist Musikgeschichte.

Big Boi plant indes den nächsten großen Coup. Er würde gerne, so sagte er der britischen Tageszeitung "The Mirror", ein paar Stücke mit Katy Perry aufnehmen. Und André 3000? Was der macht, bleibt seltsam unklar. Neulich coverte er "All Together Now" von den Beatles - für einen herrlichen Nike-Werbespot, der die irrsten Szenen der Basketball-Legende Kobe Bryant zeigt. Er sang in einem Remix für Ciara, eine Zusammenarbeit mit US-Shootingstar Drake lehnte er indes ab.

Dazu kamen in den letzten Jahren diverse Kinorollen - etwa in erwähntem "Idlewild". Die letzte Veröffentlichung bleibt das Mixtape "Alter Ego". Das ist zwar schon gute zwei Jahre alt, wird im August aber in Deutschland noch einmal wiederveröffentlicht. Big Boi sagte gegenüber MTV, André arbeite an seinem Soloalbum. Genaueres teilte er aber auch nicht mit, abgesehen von der Tatsache, dass er aus vertraglichen Gründen daran nicht mitwirke. Ansonsten sickerte noch nichts durch. Keine Gäste, keine Produzentennamen, kein anvisiertes Release-Date. Klar ist aber: Die beiden machen nach einer nur kurzen Pause weiter. Gemeinsam und, das versichern sie glaubhaft, mit gewohnter Begeisterung. Mit Outkast-Album Nummer sieben ist also zu rechnen. Nur wann, das weiß wohl keiner. ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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