Dumpfes Dröhnen aus der Dunkelkammer
Zwei opulente Deluxe-Editionen feiern das Black-Sabbath-Frühwerk
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Dumpfes Dröhnen aus der Dunkelkammer
Zwei opulente Deluxe-Editionen feiern das Black-Sabbath-Frühwerk
24.07.2009 Die Älteren werden sich erinnern: Tatsächlich zählte der domestizierte Bürgerschreck Ozzy Osbourne mal zur Rock-Avantgarde. Lange bevor er brav durch das von den Kameras ausgeleuchtete Ambiente seiner Fernsehshow-Villa schlurfte. Auf zwei opulent ausgestatteten, liebevoll überarbeiteten "Deluxe Editionen" der Black-Sabbath-Frühwerke "Black Sabbath" (1970) und "Master Of Reality" (1971) kann man sich ein Bild davon verschaffen, wie einflussreich die Arbeiterjungs aus Birmingham waren.
Ob man diese Feststellung erfreulich findet oder nicht: Ohne Black Sabbath hätte die Heavy-Rock-Geschichte eine andere Wendung genommen. Schon der erste Song "Black Sabbath" ihres selbst betitelten Debütalbums gab die Richtung vor: Nach einem Intro mit Regengeplätscher und unheilvollem Glockenläuten wummert Geezer Butlers Bass los. Tomy Iommi quält ein mörderisches Riff aus seiner Gitarre. Und Sänger und Bandleader Ozzy setzt mit genau jener nervenaufreibenden Quäkstimme ein, die man so schnell nicht wieder vergisst. Osbourne, der in der Gründungsphase der Band wegen Einbrüchen schon sechs Wochen im Gefängnis hinter sich gebracht hatte und seine Brötchen (und Biere) unter anderem als Schlachter verdiente, klingt so, als ob jeder Song für ihn einen Ringkampf bedeutete.
Das Debütalbum vereint all die Qualitäten, die man heute einer Metal-Band abverlangt: Riffs, die wie ein Presslufthammer donnern, bestialisch verzerrte Bass-Linien und einen Schlagzeuger, der lostrommelt, als müsste er sich mit den Holzstöckchen einer anstürmenden Rinderherde erwehren. Trotzdem: "Black Sabbath", ebenso wie das schon wenige Monate später nachgeschobene Meisterwerk "Paranoid", sind eigentlich noch stark im Bluesrock verankert. Kein Wunder, hatte sich die Urbesetzung der Band doch im August 1968 bei der Polka Tulk Blues Band versammelt. Erst im Dezember des gleichen Jahres legte sich die Band einen neuen, "böseren" Namen zu und läutete einen Stilwechsel ein. Gern erzählt wird die Anekdote, dass die Band vor der "Black Sabbath"-Veröffentlichung in einem Übungsraum gegenüber eines Horrorkinos probte. Naheliegend, dass Tony Iommi seinen Kollegen vorschlug, es doch einfach mal mit Musik zu probieren, die "den Leuten Angst macht".
Auf der neu veröffentlichten Deluxe-Edition von "Black Sabbath" wurden die sieben Songs, vor denen Fans wie Metallica-Sänger James Hetfield immer noch ehrfürchtig in die Knie gehen, sorgsam neu abgemischt und klanglich entstaubt. Ein wahres Schatzkästchen ist jedoch die Bonus-CD, die mit "Wicked World" einsetzt, einem Song, der auf der ursprünglichen europäischen Version der Platte nicht enthalten war und in der Pressung für Japan und den USA statt "Evil Woman" nachgeschoben wurde. Ebenfalls beigegeben sind bislang unveröffentlichte Studio-Outtakes, die zusammen mit dem 20-seitigen Booklet Fanherzen höher schlagen lassen dürften.
Die Deluxe-Edition von "Master Of Reality" setzt mit einem gruseligen Gag ein: einem bedrohlichen Husten von Tony Iommi. Danach steigert sich "Sweet Leaf" zu einer typisch bräsigen Riff-Orgie. Der immer noch irritierendste Song ist das treibende "Children Of The Grave", zu dem es auf der Bonus-CD zwei Studio-Auskoppelungen mit alternativen Textzeilen gibt, mit "Weevil Woman" findet sich ein bislang unveröffentlichter Song. Viel Futter für Fans also. Und für Sabbath-Novizen eine ansprechende Einstiegsmöglichkeit. Die dann auch vielleicht verstehen, was James Hetfield einst bezüglich der Wirkung der Band schrieb: "Black Sabbath schrieben das Buch des Heavy Metal. Und wie viele andere Rotznasen-Kids lasen wir es in religiöser Inbrunst wieder und wieder." ~ Rupert Sommer (teleschau)
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