Christina Stürmer

"Ich lasse vieles nicht mehr so nahe an mich heran"


Österreichs erfolgreichste Popsängerin Christina Stürmer gibt sich entspannt und ausgeglichen

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"Ich lasse vieles nicht mehr so nahe an mich heran"

Österreichs erfolgreichste Popsängerin Christina Stürmer gibt sich entspannt und ausgeglichen

10.04.2009 Christina Stürmer bemüht sich um Teamwork. Auch wenn über allem alleine ihr Name prangt, will die Österreicherin gut zusammenarbeiten mit den Menschen, die ihre Karriere unterstützen. Und bisher funktionierte dieses Vorgehen bestens: Ihre rockigen Schlager hatten so viel Erfolg, dass die meisten bereits vergessen haben, dass auch Stürmer vor sechs Jahren durch eine Castingshow bekannt wurde. Inzwischen ist die Sängerin in ihrer Heimat sogar so weit Kulturgut, dass sie mit "Fieber" den nationalen Beitrag zur Fußball-Europameisterschaft liefern durfte. Nach ihrem erfolgreichen Nummer-Eins-Album "Lebe lauter" soll nun "In dieser Stadt" ein gewichtiger Baustein in ihrem Musikerleben werden. Denn bei allem Teamwork, die Rolle der Chefin spielt sie selbst, wie sie im Interview erklärt. Optisch wirkt die 26-Jährige sehr jung, trägt ein Sweatshirt mit breitem Kragen, in dem sie fast verschwindet. Sie ist freundlich, spricht gänzlich unaufgeregt und genauso natürlich, wie man sie bei öffentlichen Auftritten erlebt, über schöne Städte und die Vorteile des Landlebens.

Bis Juni spielen Sie 35 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bekommen Sie auf Tour etwas von den Orten mit?

Christina Stürmer - S

Christina Stürmer: Vor allen Dingen die Halle (lacht). Wir haben bei der letzten Tour Laufgruppen gebildet, eine Profiliga und eine Anfängergruppe, zu der ich mich diesmal gesellen möchte. Zumindest habe ich mir das vorgenommen und nehme meine Laufschuhe mit - auch wenn ich das nicht jeden Tag schaffen werde. Ich bin nicht der Obersportler. Zwar sind die zwei Stunden am Abend auf der Bühne auch Sport, aber ich merke, wie ich durch die ungewohnte, nicht eben natürliche Haltung mit dem Mikro in der Hand, verkrampfe. Deswegen wäre Laufen gut. Außerdem sehe ich dann auch ein wenig mehr von der Stadt - so fern die Halle nicht in einem Industriegebiet liegt.

Was macht denn eine schöne Stadt für Sie aus?

Stürmer: Eine schöne Stadt braucht Plätze, an denen man sich gerne aufhält. Wie die Donauinsel in Wien, besonders im Sommer beim Donauinselfest. Andererseits braucht's Orte fernab vom Straßenlärm. Und natürlich schöne Gebäude. Das alles gibt's in Wien. Ansonsten gibt es in Österreich keine, zumindest fallen mir keine ein.

Ist die Umgebung überhaupt wichtig für Sie?

Christina Stürmer - \"

Stürmer: Prinzipiell muss es mir dort schon gefallen. Ich habe vier Jahre in Wien gewohnt, das war am Anfang schön am Anfang und gegen Ende nur noch anstrengend. Ich lebte nicht in den besten Gegenden, es war einfach sehr laut mit Fenstern zum Innenhof, in denen alles widerhallt. Klar, es gibt auch andere Eckchen in Wien, aber da habe ich keine Wohnung gefunden. Seit einem guten Jahr lebe ich wieder auf dem Land, in einem Dorf mit 350 Einwohnern. Das ist richtig ruhig. Gerade wenn man immer unter Leuten ist, ist es wichtig, zu Hause runterzukommen. Das habe ich in den Jahren in Wien nie geschafft, es war hektisch, obwohl ich mich mit ruhigen Dingen wie Lesen beschäftigt habe.

Es ist aber kein Leben auf dem Bauernhof, oder?

Stürmer: Nein, es ist ein Fertigteilhaus. Es gibt im Ort viele Kühe und Hühner, aber mir selbst wäre das zu viel Arbeit. "Ein Haus" klingt selbst bei einem Fertigteilhaus, das in drei Tagen stand, sehr bieder, als habe man sich festgelegt und wollte da nie wieder weg. Das bedeutet es aber nicht für mich: Ich werde mich davon nicht einengen lassen, muss dort nicht bleiben, bis ich umfalle. Ich weiß ja auch nicht, was in zehn Jahren ist. Wenn es mit meiner Karriere bergab geht, muss ich es ja vielleicht wieder verkaufen und mir wieder eine Wohnung in Wien nehmen.

"Häuslich" zu werden muss ja nicht bieder sein. Vielleicht ist es eine Entwicklung, die in die Kategorie "Ich bin erwachsen" fällt ...

Stürmer: Ich bin auf jeden Fall erwachsener geworden in den letzten sechs Jahren, man reift und wird selbstbewusster. Das heißt, ich traue mich, mal "Nein" zu sagen. Ich denke nicht mehr, dass ich es allen recht machen muss und jemand anderer sauer sein könnte, wenn ich nicht tu, was er will. Denn letztlich muss es mir gut gehen.

Und geben deshalb auch als Chefin den Ton vor?

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Stürmer: Ja, denn im Großen und Ganzen bin ich die Chefin. Ohne mich würde das Projekt nicht laufen. Ich tu mir aber leichter, wenn wir im Team arbeiten, ich aufgefangen werde, wenn ich einen schlechten Tag habe. Dasselbe gilt für die anderen 19 Leute. Ich will mich nicht harmoniesüchtig nennen, aber ich achte schon darauf, dass alle zufrieden sind. Man kann Menschen schnell ersetzen, ich will es aber nicht. Je besser die Mitarbeiter, desto besser das Ergebnis. Ich höre zu, wenn einer eine andere Lösung vorschlägt, und versuche, eine gute Chefin zu sein.

Sind Sie dadurch in den letzten sechs Jahren auch ernster geworden?

Stürmer: Ich bin selbstbewusster, aber auch verschlossener, in dem Sinne, dass ich nicht mehr auf jeden freudestrahlend zurenne, wenn mich jemand "mag". Ich lasse vieles nicht mehr so nahe an mich heran. Denn wenn es bergab geht, kann man an einer Hand abzählen, wie viele "Freunde" übrig bleiben, weil ich so lieb war ... Sie werden nicht bleiben, wenn sie kein Geld mehr bekommen. Wir sind jetzt eine große Familie, aber ich sehe das realistisch: Ohne die Band würden mich vielleicht noch zehn Leute ab und zu anrufen. Und fünf aus dem Team würden vielleicht sagen: "Komm, gehen wir auf einen Kaffee".

Auf wen können Sie - von Ihren Eltern und Ihrer kleinen Schwester mal abgesehen - denn dann noch zählen?

Stürmer: Meine Schwester ist 15, da darf man nicht mehr klein sagen (lacht). Wenn es mir schlecht geht, sind meine Freunde für mich da. Freunde, mit denen ich zum Teil in den Kindergarten ging, die ich maximal einmal im Jahr sehe, meist kurz vor Weihnachten. Die kann ich an einer Hand abzählen, aber die eine Hand ist voll. Wenn ich abheben würde, kämen sie und würden mich drauf aufmerksam machen. Und genauso bin ich für sie da. ~ Claudia Nitsche (teleschau)


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