Auch nur ein Gitarrengott
Eric Clapton veröffentlicht "Clapton"
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Auch nur ein Gitarrengott
Eric Clapton veröffentlicht "Clapton"
18.10.2010 So wie Eric Clapton uns auf dem Cover seines neuen Albums entgegen tritt, könnte er ein Designer sein. Ein Feingeist. Vor einiger Zeit noch sah er aus wie der nette Kerl von nebenan. "Armani-Rocker", auch diesen Begriff gab es. Und früher war er natürlich der Gitarrenheld. Zunächst der schicke Junge von den Yardbirds. Danach der Musterschüler bei John Mayall's Bluesbreakers. Der Cream-Innovator, das bescheidene Genie "Mr. Slowhand", der intellektuell anmutende Gentleman. Wichtiger als all die Veränderungen jedoch: Eric Clapton sieht auf dem aktuellen Cover zufrieden aus.
Schlicht "Clapton" hat er sein 19. Soloalbum genannt. Das erste hieß "Eric Clapton" und erschien 1970. Mittlerweile reicht also die Erwähnung seines Nachnamens aus, um die Musikwelt in Spannung zu versetzen. Nicht in Euphorie, der Vorgänger "Back Home" (2005) wird selbst auf einer Fanseite als "wenig geliebt" bezeichnet. Allerdings fanden in der Zwischenzeit einige Aktivitäten statt, die Anlass zur Hoffnung gaben: Die Zusammenarbeit mit J.J. Cale mündete in einem Grammy-Gewinn, das Live-Album mit seinem ehemaligen Blind-Faith-Kollegen Steve Winwood wurde immerhin für eine der begehrten Trophäen nominiert, daneben ließ er sich unter anderem mit Jeff Beck, Joe Bonamassa und den Allman Brothers Band blicken.
Auch auf seinem neuen Album gibt es sie, die großen Namen. J.J. Cale, Wynton Marsalis, Sheryl Crow, Allen Touissant. Bei einer solch exklusiven Gästeliste kommt einem der alte Satz in den Sinn: "Clapton is god". Gegenüber einem Nachrichtenmagazin bemerkte Clapton dazu einmal: "Es gab Momente, wo ich nahe dran war, solchen Unsinn selbst zu glauben." Natürlich ist er kein Gott. Genauer gesagt darf man sich sogar fragen, warum der Allmächtige ihm solch ein Wechselbad bereitete. Unbeschreibliche Trauer und wahnsinniger Erfolg liegen bei ihm nahe beieinander: Bestes Beispiel dafür: "Tears In Heaven", der Welthit, den Clapton 1992 bei "MTV Unplugged" präsentierte. Ein Song, der seine Trauer über den Tod seines erst vierjährigen Sohns Conor ausdrückte, der ein Jahr zuvor bei einem Sturz aus einem Hochhaus ums Leben gekommen war.
Der Unplugged-Hit zeigt auch eine weitere Facette des Phänomens Clapton: Er war und ist künstlerischer Vordenker und Hit-Detektiv zugleich. "Layla", "Wonderful Tonight" und "After Midnight", das geht sonntags bei der Tante zum Kaffee. Quer durcheinander, aber alles gehört zur Basisausstattung eines jeden Durchschnitts-Radiosenders. Dabei hatte Clapton einst den Yardbirds den Rücken gekehrt, als diese zu kommerziell wurden. Später wurde ihm genau dies zum Vorwurf gemacht. Ein Advokat des Mainstream sei er, ein Pop-Charmeur. Er wurde entmystifiziert. Aus dem Übermusiker wurde der "Artist formerly known as god", wie das Fachmagazin Guitar World 1998 einen Bericht überschrieb.
Jetzt ist er zurück und sieht solche Zuschreibungen gelassen: "Wir spielen Rock'n'Roll und Blues, aber am Ende des Tages sind wir doch alle Balladensänger". Im Kontext von "Clapton" fällt es schwer, ihm zu widersprechen. Das Album atmet viel Vergangenheit. Wie schon oft. Man denke beispielsweise an "Me And Mr. Johnson", auf dem sich der "Gott" mit dem Mann traf, der bekanntlich einst seine Seele dem Teufel verkaufte. "Clapton" wirkt aber auch, obwohl er fast ausschließlich Fremdmaterial interpretiert, intim und persönlich. Kein Wunder vielleicht, hatte Clapton doch ganz besondere Zuhörer vor Augen: "Als ich die Aufnahmen für dieses Album gemacht habe, dachte ich oft an meine Großmutter, an meine Mutter und an einen Onkel. Diese drei Menschen waren die größten Einflüsse in meinem Leben, ihnen habe ich vorgesungen."
Vielleicht ist Clapton ja tatsächlich "ein Gott, der gelernt hat, ein Sterblicher zu sein". Auch diese erwähnenswerte Bezeichnung fand sich einst für ihn. Gleich dreimal wurde er in die Rock And Roll Hall of Fame aufgenommen, auf der Rolling-Stone-Liste der besten Gitarristen steht er auf Platz vier. Spitzenreiter ist einer, der dieses Jahr den vierzigsten Todestag hat: Jimi Hendrix. Es gab eben doch andere Götter neben ihm. Und es gibt sie noch, sie wachsen heran, werden ihm nachfolgen. Ihm, der in seiner lesenswerten Autobiografie und mit Aktionen wie der Gründung des Crossroad-Centers, einer Entzugsklinik auf Antigua, verarbeitet, was ihm einst fast das Leben kostete: die Drogen und den Alkohol. Seit 1987 ist er trocken.
"Das Zentralinstrument des Rock'n'Roll ist die Gitarre, und der Gitarrenpräsident heißt Eric Clapton", hieß es vor einigen Monaten in einer Konzertkritik. Das Bild hat sich gewandelt. Ein Gott ist Clapton höchstens noch in den Musiklexika, nüchterne Betrachtungsweisen sind an der Tagesordnung. Als greifbarer Mensch ist Clapton jedoch mindestens ebenso faszinierend. Seine neue Platte beweist dies in eindrucksvoller Weise. ~ Alexander Diehl (teleschau)
Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Eric Clapton
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