"Ich bin die schlechte Nachricht, Baby!"
Erykah Badu veröffentlicht "New Amerykah Part Two"
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"Ich bin die schlechte Nachricht, Baby!"
Erykah Badu veröffentlicht "New Amerykah Part Two"
26.03.2010 Seit ihrem Debüt "Baduizm" aus dem Jahr 1997 gilt Erykah Badu als eine der schillerndsten Persönlichkeiten des zeitgenössischen Soul und R'n'B - und das nicht nur wegen ihres früheren Markenzeichens, den bunten, kunstvoll gewickelten Kopftüchern. Nein, die heute 39-Jährige inszeniert sich nicht nur als stilvolle Diva und erntete Vergleiche mit Billie Holiday und Diana Ross, Badu gilt zu Recht als eine ernsthafte, intelligente und spirituelle Künstlerin, die dem Genre stets neue Impulse gab. Insofern überrascht es fast ein wenig, wie entspannt und gut gelaunt die dreifache Mutter über ihr neues Album "New Amerykah Part Two: Return Of The Ankh" redet.
Dein neues Album heißt "New Amerykah Part Two: Return Of The Ankh". Bist Du unzufrieden mit dem Land, in dem Du lebst? Was würdest Du verändern, wenn Du ein Jahr lang Präsidentin sein könntest?
Erykah Badu: Präsidentin? Ich würde nicht gerne Präsidentin sein, niemals. Es sei denn, ich könnte das mit jemandem zusammen machen, Seite an Seite. Aber ob ich unglücklich bin, mit meinem Land? (überlegt) Eigentlich bin ich sehr dankbar dafür, in den Vereinigten Staaten zu leben, ich bin um die ganze Welt gereist, habe viele Orte gesehen, wo es kein fließendes Wasser oder kein Essen gab, wo die Menschen von Krankheiten oder gar Katastrophen geplagt wurden. Wenn ich das sehe, bin ich wieder dankbar, dass wir ein gewisses Kontingent an Freiheit genießen können, welches aber letztendlich auch auf Kosten anderer Menschen geht. Das ärgert mich dann schon. Und wenn ich Präsidentin wäre, würde ich dafür sorgen, dass es eine Dualität auf dem Thron gäbe, ein Mann und eine Frau an der Macht wären, für eine bessere Balance. Außerdem fehlt mir der spirituelle Aspekt.
Gibt es noch mehr, was der Begriff "Ankh" für Dich bedeutet, wie kam es dazu?
Badu: Ich studierte in den 90-ern die Sprache von Kemet, dem alten Ägypten, also die Sprache der Hieroglyphen. Und während ich also diese Sprache, die Symbole und die Grammatik erlernte, überkam mich ein starkes Gefühl von Stolz und Furchtlosigkeit, das war alles, was ich damals verspürte. Während wir an diesem Album arbeiteten, kehrte dieses Gefühl zurück, auch wenn ich nicht glaube, dass mein Album so klingt, aber es hat dieses Feeling. Deswegen heißt die Platte so.
Die Kritiker und Fans liebten "New Amerykah Part One" und auch Dein Debütalbum "Baduism", aber es gab viele schlechte Kritiken zur Platte "World Wide Underground". Ist die neue Platte vielleicht auch ein Versuch, mit diesen Kritikern wieder Frieden zu schließen?
Badu: Ich hoffe, dass wir wieder Freunde werden. Ich bin eben immer ehrlich, auch wenn ich nicht weiß, ob meine Ehrlichkeit immer richtig verstanden wird. Aber das ist für mich auch nicht so wichtig. Wichtiger ist es, ehrlich und aufrichtig im Bezug auf die Sachen zu sein, die ich sehe und fühle und denke. Die Musik ist eine Therapie für mich, ich rauche nicht, ich trinke nicht, nichts dergleichen. Es ist eben das, was ich mache, so wie ich geworden bin. Und ich muss diese Sachen aus mir rausbringen. Glücklicherweise habe ich einen Plattenvertrag und kann somit mein Podium nutzen und sogar meinen Lebensunterhalt damit verdienen. Ich kenne aber auch eine Menge Leute, die "World Wide Underground" großartig finden, es gibt eben immer gemischte Gefühle und unterschiedliche Erwartungen.
Das neue Album hat wieder diesen Soul, es spielt mit R'n'B-Elementen und flirtet mit HipHop und dessen Gesten. Welche dieser Kategorien sagt Dir eigentlich am meisten zu?
Badu: Keine Ahnung. Ich bin eine Fusion von all diesen Szenen und höre mir unterschiedliche Melodien an. Ich bin als Funk-Baby aufgewachsen, mit Bootsy Collins, Sly Stone, Grand Central Station, P-Funk, Funkadelic und solchen Sachen. Und ich war ein Rock-Baby, momentan höre ich beispielsweise Pink Floyd, King Crimson und Joni Mitchell. Ich höre mir ein bisschen von allem an und werde auch von allen gleichermaßen beeinflusst.
In Deinem Twitter-Account stand vor ein paar Wochen: "Do something crazy ... Support your local record store today", also "Mach etwas Verrücktes ... Unterstütze heute den Plattenladen in deiner Stadt". Ist die Plattenindustrie tatsächlich so am Ende, dass Künstler schon zum Kauf aufrufen müssen, und welche Platte sollten die Leute in diesem Zusammenhang erwerben?
Badu: Ach, kein bestimmtes Album, aber der Pop-Plattenladen ist eine aussterbende Spezies, wegen der Downloads. Und ich bin nun mal ein Analog-Mädchen, eine starke Verfechterin der CD und der Schallplatte, also der Dinge, die man tatsächlich anfassen und fühlen kann. Deswegen überkam mich an dem Tag das Bedürfnis, das eben so auszudrücken.
Sind diese soziale Netzwerke im Internet wichtig für Dich, oder gehört es einfach zum Leben einer öffentlichen Person?
Badu: Ich liebe Twitter. Ich rede gerne über meine eigene Musik da, auch über mein Leben. Ich habe sogar über meine Wehen bei der Geburt meines letzten Kindes geschrieben. Auch wieder so eine Art von Therapie-Sitzung und eine Möglichkeit, den Künstler und die Fans zusammenzubringen. Diese ganze Community ist so positiv eingestellt, man lernt viel von- und übereinander, man tauscht Musiktipps und Ideen aus, erweckt Kreativität. Mein Mann Jay Electronica hat mich da rangeführt, er benutzt Twitter derart eloquent, dass ich auch ein Teil davon sein wollte.
Was ist wichtiger für Deinen Seelenfrieden, gute politische Texte zu schreiben oder ein gutes und entspanntes Liebeslied zu haben?
Badu: Es ist beides wichtig, denn es sind ja zwei Bestandteile von mir, und die will ich ausdrücken. Ich weiß eigentlich gar nicht, wie ich das alles aus mir rausbekomme, hoffentlich bereitet die Musik auch weiterhin eine Bühne dafür.
Die Frage stellt sich auch, weil es gleich drei Songs mit dem Wort "Love" auf dem Album gibt, was schon beinahe ironisch klänge, wenn Du nicht tatsächlich verliebt wärst ...
Badu: Klar bin ich verliebt! Ich bin verliebt in mich, ich bin verliebt in Jay, in meine Kinder, ich bin verliebt in den Platz, an dem ich mich hier gerade befinde. Ich bin verliebt in meine Mutter, die mit mir hier ist und mir hilft. Ich bin verliebt, Punkt!
Und was hat es mit dem Zusatz "Your Funeral", also "dein Begräbnis", beim Song "Fall In Love" auf sich?
Badu: Ach, das ist natürlich nicht ernst gemeint. Eine Satire, die sagen soll, dass ich eine "Bad Mama Jamma" bin, ein Fuchs, ein "Mankiller". Ich bin die schlechte Nachricht, Baby! Das soll es ausdrücken.
Wie sieht es mit Deiner Schauspielkarriere aus, wirst Du in der Zukunft irgendwo zu sehen sein, oder wovon hängt das ab?
Badu: Die Schauspielerei klingt immer so sehr nach Arbeit. Ich glaube ja, dass ich eine der faulsten Künstlerinnen bin, die je gelebt haben, und wenn etwas zu sehr in Arbeit ausartet, möchte ich damit nichts zu tun haben. Aber vielleicht kommt doch noch irgendwas, und man zeigt sich nachsichtig mit mir.
Also keine konkreten Angebote oder Engagements?
Badu: Nein. Ich war ja mein ganzes Leben eine Schauspielerin, so bin ich aufgewachsen, mit vier habe ich schon im Theater gespielt, ich war auf einer "Highschool for the Performing and Visual Arts", und auf dem College habe ich Theater studiert, im Nebenfach hatte ich Quantenphysik. Ich wusste gar nicht, dass ich eine Sängerin werden würde, war auch gar nicht davon überzeugt, dass ich das könnte. Ich hatte tatsächlich den Plan, eine Schauspielerin zu werden, konnte aber glücklicherweise zuerst eine Platte rausbringen. Irgendwie mag keiner Schauspieler, die nebenbei singen, ich meine, wer will George Clooney singen hören? Ich wusste also, wie ich es anstellen musste, erst das Singen und dann die Schauspielerei. Und jetzt bin ich hier. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau)
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"Ich bin die schlechte Nachricht, Baby!" Erykah Badu veröffentlicht "New Amerykah Part Two"
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