Filthy Dukes

Weg von den Plattentellern, ran an die Keyboards


Die Filthy Dukes wechseln die Waffen

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Weg von den Plattentellern, ran an die Keyboards

Die Filthy Dukes wechseln die Waffen

03.04.2009 Für ein DJ-Set nach Berlin eingeflogen? Klingt ganz schön glamourös. Aber die Realität ist bekanntlich manchmal eine ganz schön dumme Schnepfe, und so ist auch der Kurztrip der Filthy Dukes eine eher anstrengende Sache. "Wir waren gestern noch in Aberdeen. Wir haben elf Stunden hingebraucht. Und neun Stunden von da nach Berlin", stöhnt Olly Dixon in einem Plattenfirmen-Hinterzimmer, das mit seinen völlig schmucklosen Wänden und den Neonröhren an einen KGB-Verhörraum während des Kalten Kriegs erinnert. Aber es ist ja alles für einen guten Zweck: Erstens können die Kids beim jetzt auch in der Bundeshauptstadt initiierten "Club NME" auf die beiden Londoner steil gehen. Und zweitens können die Filthy Dukes der Journaille noch einmal ganz genau erklären, worum es auf dem pragmatisch "Nonsense In The Dark" betiteltem Debütalbum so geht.

Das Lustige an den Filthy Dukes: Sie machen es irgendwie andersrum. Dass Bands irgendwann anfangen, ein bisschen aufzulegen und dafür oft genug horrende Gagen verlangen, kennt man. Dass DJs ernsthaft Musik machen, ist seltener. Es passt aber gut zu Olly Dixon und Tim Lawton, denn Grenzgänger waren die beiden schon immer: Mit "Kill 'em All" launchten sie schon vor fünf Jahren eine Clubnacht, die die Grenzen zwischen Indie und Wave, zwischen Elektro und Rock auslotete und in Sachen Booking ein gutes Näschen bewies: So spielten unter anderem Bloc Party, Simian Mobile Disco und Erol Alkan - danach legten die beiden auf. Auch wenn's in der Rückschau so klingt, ein Selbstläufer war die Veranstaltungsreihe beileibe nicht: "Wir waren fast zu früh dran. Im Barfly, wo wir auflegten, wollten die Leute Razorlight und die Libertines hören. Die Indiekids waren damals noch traditionalistischer als heute", sagt Dixon.

Filthy Dukes - D

Dass sich das Klima änderte, Stile an allen Ecken und Enden verschmolzen und dieses eigenartige Ding called New Rave zumindest schon verschämt um die Ecke blinzelte, dürfte den Filthy Dukes ein Stück weit geholfen haben. Zunächst einmal wurden sie als DJs immer erfolgreicher, tourten mit den Rakes, Hot Chip und Mylo. Über den Umweg der Remixarbeit für Acts wie die Rakes und die Maccabees stieß mit Mark Ralph schließlich einer zu ihnen, der produzieren konnte - plötzlich kam also das Knowhow zur ohnehin vorhandenen Lust, unter eigener Flagge zu segeln: "Man hat einfach so viele Ideen, wenn man remixt, letzten Endes ist das ja so ähnlich wie Songwriting, nur dass man eben auf bereits bestehende Vocals zurückgreift. Und die fanden so ihr Ventil", erklärt Lawton.

So arbeiteten die drei an gemeinsamen Songs, die sie eher verschämt in britischen Kleinstädten einen Live-Test unterzogen. Nebenher nahmen sie ihr Album auf, spielten irgendwann Glastonbury, und schon sind wir in der Gegenwart.

Aber geht es denn so einfach? Braucht man nicht doch musikalische und instrumentale Fähigkeiten, die man erlernen muss? Die Filthy Dukes betonen zwar, dass sie sich noch in so etwas wie einem Lernprozess befänden, winken aber insgesamt eher ab. Es ist keine Zauberei. Es gibt Musiker, die sich Keyboard oder Gitarre innerhalb eines halben Jahres beigebracht haben. Wenn man ein musikalisches Ohr habe, lerne man das alles sehr schnell, sagt Olly Dixon.

Dass ihr Ansatz manchmal ein anderer ist, liege dabei an ihrer Biografie: "Wenn man DJ ist, kennt man das Publikum. Vor allem aber kennt man seine Reaktionen. Man hat so oft gesehen, wie man die mit einem einzigen Beat, mit einem einzigen Riff fängt. Unser Album ist sicher keine reine Dance-Platte. Aber die vielen Abende hinter den Plattentellern verändern sicher einiges." Tim Lawton nickt, und fügt dem, was sein Kollege da sagte, noch etwas hinzu. "Außerdem haben wir hunderte Bands gesehen. Beim Soundcheck, und auf der Bühne. Man macht sich da keine Notizen, aber so einiges bleibt eben hängen." Aber kann einen dieses Superwissen nicht blockieren? Dixon lacht. "Vielleicht. Aber das Problem hat jede Band, die aus London kommt. Es gibt ja diese Theorie, dass hier so viel los ist, so viele Impulse herumschwirren, dass es automatisch zu einer Reizüberflutung kommt. Es ist sicher viel einfacher, aus Sheffield oder Brighton zu stammen." ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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