James Blunt

Es zählen nur die Menschen


James Blunt liebt, was er tut - und ignoriert alle Zweifler

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Es zählen nur die Menschen

James Blunt liebt, was er tut - und ignoriert alle Zweifler

10.10.2008 Er meldet sich sofort, nach einem Klingelzeichen. Wahnsinn, das muss man sich mal bildlich vorstellen: James Blunt sitzt da einen ganzen Tag lang in seinem sehr großen Haus in einem vermutlich recht großen Zimmer in einem vermutlich recht teuren Sessel und wartet darauf, dass das Telefon klingelt. Das ist insofern bemerkenswert, als Blunt Interviews vermutlich nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt, denn die Musikpresse ist nicht nett zu ihm. "Back To Bedlam" (2004) und "All The Lost Souls" (2007) schossen zwar auch in Deutschland an die Spitzenposition der Longplay-Charts, wurden aber von der Journaille weitgehend ignoriert. Blunt-Nachrichten haben meistens nicht so viel mit der Musik zu tun. Beziehungsweise: Es geht schon um seine Songs, aber eher darum, dass die ja nicht so gut wären.

James, "All The Lost Souls" ist vor einem guten Jahr erschienen. Hast Du überhaupt noch Lust, darüber zu sprechen?

James Blunt - D

James Blunt: Da sagst du was. Wir sind seit vergangenem Januar wirklich nonstop unterwegs, und es geht bis zum Frühjahr so weiter. Ich hatte ganze drei Wochen Tour-Pause. Es ist schon alles wahnsinnig anstrengend. Aber es ist eine Sache, die ich und mein Team sehr lieben, die uns sehr am Herzen liegt. Deshalb: Ja, ich rede gerne darüber.

Wo hat Dich die Tour bisher hingeführt? Irgendwelche Orte, die Dich besonders beeindruckten?

Blunt: Ich glaube nicht, dass ich da einen Ort besonders hervorheben könnte. Ich hatte wirklich eine tolle Zeit in der südlichen Hemisphäre. Australien, Neuseeland, China, Südostasien - das war schon sehr großartig, zumal ich einige dieser Orte noch nicht kannte. Leider hatte ich keinen Day Off dort. Aber auch Island war sehr beeindruckend. Wir spielten in Reykjavík im Sommer, es blieb also die ganze Nacht hell. Auch die Konzerte im Balkan waren ein Erlebnis.

Dort warst Du noch vor wenigen Jahren als Soldat ...

James Blunt - A

Blunt: Ja, und dahin zurückzukehren war schon etwas sehr Besonderes. Zu sehen, wie etwa im Kosovo einen Abend lang alle Nationalitätengrenzen verwischen, wie Serben neben Albanern stehen und die gleichen Lieder mitsingen, das berührte mich enorm. Deren Familien haben sich noch vor ein paar Jahren gegenseitig umgebracht!

Ein Jahr auf Achse - was fehlt Dir?

Blunt: Natürlich fehlen mir meine Freunde. Aber sie besuchen mich so oft, wie sie können. Und ich lerne jede Menge neuer Leute kennen, deshalb geht das schon in Ordnung. Auch mein Zuhause fehlte mir in den letzten Monaten sehr. Wenn du zu zehnt in einem Tourbus wohnst, ist das doch etwas anderes ...

Ist das nicht ziemlich genau das, was man unter Rock'n'Roll versteht?

Blunt: Nein, es ist eng. Es ist vielleicht zwei Wochen lang ein super Gefühl, aber danach wird es zu einem überlangen Campingurlaub. Man interessiert sich eigentlich nur noch für Duschen. Der Glamour fehlt, aber hey: Es ist das, was ich gerne tue, und zu sehen, was ich damit den Leuten gebe, macht das wieder wett.

Mal ehrlich - kannst Du Deine großen Radiohits überhaupt noch spielen? Ist da nicht eine übergroße Routine drin?

James Blunt - J

Blunt: Nein. Ich bin ja nicht derjenige, der sie in den Radioprogrammen platziert hat. Ich spiele jeden Abend fast alle Songs. Und gerade die bekanntesten Stücke wollen die Leute doch hören. Vielleicht waren sie noch nie auf einem Konzert von mir, dann wäre es unfair, sie ihnen vorzuenthalten. Und: Sie singen mit. Sie singen mit mir. Das ist ein unfassbar schönes Gefühl, wenn 10.000 Münder da mitmachen.

In der britischen Boulevardzeitung "Sun" stand, Du würdest trotzdem aufhören - wenn man Dir genug Geld dafür bezahlen würde ...

Blunt: Das ist natürlich grob vereinfacht und im Übrigen eigentlich aus einem anderen Interview. Da haben die von der "Sun" einfach nicht verstanden, dass das nur ein Witz war.

Es gibt also keine Summe, für die Du das Mikrofon zur Seite legen würdest?

Blunt: Momentan scheinen die Menschen mich eher dafür zu bezahlen, dass ich weitermache. Aber wenn Du genug Kleingeld hast - schlag mir was vor!

Auch sonst scheinen Deine Hits etwas Gegenwind zu provozieren. "You're Beautiful" wurde in einer Internet-Umfrage zum nervigsten Song aller Zeiten gewählt - noch vorm "Crazy Frog".

Blunt: Eine Internet-Umfrage! Komm, wir könnten selbst eine "Internet-Umfrage" starten. Das bedeutet wirklich gar nichts, aber wird immer wieder zitiert. So ist das Internet. Es ist voller Scheiße.

Ärgert es Dich?

Blunt: Nein, was mich ärgert: Journalisten, die so etwas zitieren. Niemand sonst liest diese blöden Meldungen, wirklich niemand. Nur Journalisten, die sich auf Interviews vorbereiten. Ganz offenbar ist Google heute die einzige Recherche-Quelle. Was im Internet steht, ist ein Spiel, aber es ist völlig irrelevant.

Gibt es denn irgendeine Art von Kritik, mit der Du Dich auseinandersetzt? Vielleicht ... gedrucktes Papier? Tageszeitungen? Ernsthafter Journalismus?

Blunt: Wer sagt Dir, dass etwas, das in einer Tageszeitung steht, ernsthaft und aufrichtig ist? Da schreibt ein Typ, der vermutlich nur sein Ego und seine Laufbahn im Kopf hat. Es ist doch so: Die versuchen nur alle, ihren Job zu behalten, sich irgendwie durchzusetzen. Ich bin auf Tour und stehe Abend für Abend vor zehntausenden von Menschen. Die singen mit, und alleine das zählt. Solche Dinge wie die im Kosovo, die sind wichtig. Nicht das, was irgendwo in Regenbogenblättern steht und auch nicht das, was irgendwelche Kritiker sagen und ob ich jetzt cool bin oder nicht.

James Blunt auf Deutschland-Tour:

17.10., Bremen, AWD Dome

18.10., Oberhausen, König-Pilsener-Arena

19.10., Leipzig, Arena

21.10., Mannheim, SAP-Arena

22.10., Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung

23.10., Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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