Gegen alle Regeln
Mit "The Archandroid" zeigt Janelle Monáe, dass mit ihr zu rechnen ist
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Gegen alle Regeln
Mit "The Archandroid" zeigt Janelle Monáe, dass mit ihr zu rechnen ist
29.07.2010 Man kommt dieser Tage um Janelle Monaé nicht herum. Auf Big Bois "Sir Lucious Left Foot: The Son Of Chico Dusty" singt sie das hervorragende "Be Still", auch auf "The Adventures Of Bobby Ray", dem Debüt des Südstaaten-Senkrechtstarters B.O.B., ist sie zu hören. Als Prince unlängst Interviews zu seinem neuen Album "20Ten" gab, erwähnte er die Sängerin. Und dann ist da natürlich das dieser Tage erscheinende Debüt: "The Archandroid" ist ein verwegenes Konzeptalbum um Cyborgs bei der Weltenrettung, zu dem unter anderem Big Boi, Saul Williams und Of Montreal Gastbeiträge verfassten. Ist das Pop? Vielleicht. Soul? Auch. Wer Janelle Monáe ist? Schwierig. Denn im Interview trägt die 24-Jährige nicht viel zur Wahrheitsfindung bei.
Fragt man nach ihrer Biografie, lächelt sie: "Ich weiß es nicht, ich kann mich nicht erinnern. Ich glaube nicht an Daten und Zeiträume." Sicher ist immerhin, dass zwei Städte eine wichtige Rolle in ihrer künstlerischen Entwicklung spielten. Einmal New York, für das sie als Teenager ihre Heimat Kansas verließ. In der Großstadt besuchte sie die "American Musical And Dramatics Academy". Die schmiss sie nach einer Weile - die Regeln waren ihr einfach zu starr. "Ich wollte nicht zu irgendwelchen Castings gehen. Ich wollte meine Stücke selber schreiben und selbst Regie führen." Der "innere Kompass" führte sie schließlich nach Atlanta, wo sie mit fünf anderen Künstlerinnen in eine WG zog, Konzerte gab, CDs von der Bühne weg verkaufte - und irgendwann von Big Boi entdeckt wurde, der sie 2006 für Outkasts Soundtrack-Album "Idlewild" verpflichtete. Der wiederum empfahl sie Sean Combs, besser bekannt als P. Diddy oder Puff Daddy - heute ihr Labelboss bei Bad Boy Records.
Der unterstützt die Vielseitigkeit seines neuen Talentes ausdrücklich, enthält sich aber jeder Kreativhilfe. Vielleicht ganz gut so, schließlich findet sich auf "The Archandroid" eine Menge, das sich nicht einmal unter dem Kunstbegriff der Musik subsummieren ließe - geschweige denn unter der HipHop-R'n'B-Melange, für die Diddy gemeinhin bekannt ist. Fritz Langs "Metropolis" etwa, in Monaés Augen ein sehr moderner Film. Aber auch Charlie Chaplins "Modern Times" und die Science-Fiction-Bücher von Isaac Asimov.
All das kanalisiert die 24-Jährige in einer neuen Kunstgattung, die sie als "Emotion Picture" bezeichnet - immerhin entstehen in den Räumen ihres "Wondaland Arts Society" benannten Kreativumfelds Videos zu allen Songs ihres Albums. Als puren Eskapismus möchte sie ihren Stilmix aber keinesfalls verstehen: "Ich schaffe gerne alternative Welten, das mag stimmen. Aber ich bin mir der Probleme, die wir in der Realität haben, wohl bewusst. Meine Mutter war Hausmeisterin, mein Vater Müllmann. Sie entstammen einer Gesellschaftsschicht, die man als Habenichtse bezeichnen könnte." Vieles spricht dafür, dass Janelle Monaé dagegen bald ziemlich weit oben mitspielt. ~ Jochen Overbeck (teleschau)
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