Was ist das Klischee eines (Heavy-)Metallers? Lederkluft, Bierorgien, Macho-Gehabe und markige Sprüche klopfen. Und wer kann dies für sich beanspruchen? Richtig, "Manowar". Deswegen dürfen sie sich auch mit dem Label "True Metal" schmücken... Weg mit allen "False-Metallern und Posern" haben sie sich auf die Fahnen geschrieben. Und was sind die von "Manowar" bevorzugten Begriffe? "Blood", "Death", "Fight", "Fire", "King", "Metal", "Steel", "Sword", "War", um die wichtigsten zu nennen. Damit weiß man auch schon ungefähr, woran man bei "Manowar" ist. ~ Metal Channel aufklappen »
Tiefgründige Lyrics braucht man nicht zu erwarten. Wozu auch - es ist ohnehin eine Unsitte vieler Rezensenten und auch Gelegenheitshörer, Musik nach den Texten zu beurteilen - wer Metal oder überhaupt Musik hört, will ja schließlich mithilfe von Klängen sein Emotionsspektrum abdecken und nicht informiert werden. Im Umfeld einer "Black-Sabbath"-Tour beschlossen Joey DeMaio (Bassist, damals Roadie) und Ross The Boss (Gitarrist der "Black Sabbath"-Vorgruppe "Shakin Street"), eine eigene Band aus dem Boden zu stampfen, zumal sie den gleichen musikalischen Geschmack hatten. Als Sänger vervollständigten Eric Adams (der über eine klassische Gesangsausbildung verfügte) und als Schlagzeuger Donnie Hamzik das Line-Up.
1982 stand auch schon ihr Debüt "Battle Hymns" in den Regalen. Um bei Klischees zu bleiben: Überliefert ist, dass nach Labelwechsel der neue Vertrag mit dem eigenen Blut unterzeichnet wurde. Der Zweitling "Into Glory Ride" (1983) und der Drittling "Hail To England" (1984) waren die Folge. Nun ging's ans Touren. Zuerst war England, dann ganz Europa ("Spectacle Of Might") dran. Anschließend betitelte sich "Manowar" als "lauteste Band der Welt". 1987 kam "Fighting The World" in die Läden, 1988 "Kings Of Metal". Zwischenzeitlich war "Manowar" eine erfolgreiche Band geworden, jedoch war die überhandnehmende Vermarktung ein Umstand, den Gitarrist Ross The Boss zum Anlass nahm, auszusteigen - ein richtiger True-Metaller schert sich normalerweise nicht um Kommerz.
Ohnehin bleibt die Frage offen, wie man einerseits gegen die Poser- und Hairspray-Metaller zu Felde ziehen kann, andererseits aber selbst als Sammelbecken für Metal-Klischees fungiert. Auch sahen sich "Manowar" öfters den Vorwürfen ausgesetzt, die "wahren Werte des Metals", für die sie vorgeblich einstehen, verraten zu haben. Es folgte nun eine Pause, in der man sich ein eigenes Aufnahmestudio in New York namens "Haus Wahnfried" (offensichtlich eine Anspielung auf Richard Wagners Wohnhaus in Bayreuth - überhaupt scheinen eine Reihe ihrer Songs Wagner-inspiriert zu sein, oft geht es um wikingische Götter oder Krieger.
Bliebe dieser Bezug nicht eher oberflächlich, könnten sie fast schon als Viking-Metaller durchgehen, wobei ihr viertes Werk "Sign Of The Hammer" diesem Stil, dessen eigentliche Begründung wohl "Bathory" in Anspruch nehmen kann, schon recht nahe kommt) errichtete. Dort wurde dann auch bald das Erfolgsalbum "The Triumph Of Steel" eingespielt. Die "Manowar"-Leute verstehen es übrigens auch, die Lautstärkeregler ihrer Verstärker zu bedienen bzw. aufzudrehen. Nur so ist es zu erklären, dass sie Inhaber des Weltrekords im Lautsein wurden: Der von "Guiness World Records" überwachte Wert beträgt satte 129,5 Dezibel bei ihrem Konzert in der Hannoverschen "Music Hall" am 08.03.1994. Jeder Düsenjet würde vor Neid erblassen.
So wundert es auch nicht, dass als Titel ihres 1996er-Werks "Louder Than Hell" gewählt wurde.Zu erwähnen ist noch, dass "Manowar" ihren Fans stets etwas Besonderes bieten, zum Beispiel spielen sie bei ihren Live-Acts oftmals einen Titel in der jeweiligen Landessprache, wie "Nessun Dorma" in Italien oder "Courage" in Frankreich. Weiterhin erwähnenswert ist, dass sie als "True-Metaller", die bei ihren Auftritten keine "Whimps and Posers" sehen möchten, sich selbst gerne auf Stefan Raabs Couch räkeln und ihnen offenbar auch "Top Of The Pops" oder die Viva-Sendung "Alles Pocher" nicht zu peinlich ist.
Line-Up - Eric Adams - Gesang, Karl Logan - Gitarre, Joey DeMaio - Bass, Scott Columbus - Schlagzeug
Ex-Mitglieder - Donnie Hamzik - Schlagzeug, Ross The Boss - Gitarre, David "Rock" Feinstein - Gesang, Gitarre, Carl Canedy - Schlagzeug, Kenny "Rhino" Earl - Schlagzeug, David Shankle - Gitarre