Über 30 Jahre auf dem Buckel und immer noch krasser than anything else: Motörhead machen auch auf ihrem 24. Studioalbum keine Gefangenen und Experimente und malträtieren ihre Fangemeinde mit verlässlich hartem Blues-Rock. Die Songs auf "Motörizer" klingen so gnadenlos roh, als wären sie bei einem einzigen Live-Take entstanden. Ansonsten? Nichts, na gut, fast nichts Neues. ~ Frank Rauscher (teleschau) aufklappen »
Eines muss man Mikkey Dee, Phil Campbell und Lemmy Kilmister wirklich attestieren: Sie klingen in ihrem freilich unglaublich altbackenen, ganz eigenen Duktus immer noch so frisch und kraftvoll wie am ersten Tag. "Teach You How To Sing The Blues", grunzt Lemmy, der an Heiligabend 63 Jahre alt wird, und nein, das klingt nicht nach einem, der seine Rente vorbereitet, sondern eher nach einem ziemlich lässigen: "Fickt Euch, Ihr Jungspunte, wir sind immer noch die Besten!" Und zweifellos sind sie das auch in ihrer kleinen, schmutzigen Nische, in der bekanntermaßen "Jack and Coke" genauso ihren festen Platz haben wie diverse Nazi-Devotionalien, die Lemmy immer wieder Presse-Anfeindungen einbrachten. Ach, lasst ihn ruhig ein bisschen irre sein, den alten, coolen Mann. Solange er der Langhaarfraktion so herrliche Geradeaus-Rocker wie "Rock Out", "Runaround Man" oder "Burried Alive" in die Fresse schleudert, soll er daheim doch sammeln, was er will. Neben solchen Tracks in allerbester Motöhead-Tradition, rumpeln sich die Drei auch durch das eine oder andere (kleine) Experiment. "One Short Life" und "Back On The Chain" sind so etwas wie klassische Metal-Songs - mit ausuferndem Gitarren-Soli und allem, was dazugehört. "English Rose" klingt ungefähr so eingängig wie Bon Jovi nach einem durchzechten Wochenende in einem Londoner Hafenpuff. Das simple "Time Is Right" ist eine der mitskandierbarsten Motörhead-Hymnen überhaupt. Und zum Schluss des Albums wird es mit "Heroes" und "The Thousand Names Of God" auch noch pathetisch-politisch-nachdenklich. Ohne Zweifel, eines der stärksten Alben der letzten Motörhead-Dekade.