Das Großmaul schlägt zurück
Noel Gallagher redet gerne über das neue Oasis-Album "Dig Out Your Soul", schimpft aber immer noch lieber auf Bruder Liam
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Das Großmaul schlägt zurück
Noel Gallagher redet gerne über das neue Oasis-Album "Dig Out Your Soul", schimpft aber immer noch lieber auf Bruder Liam
04.10.2008 Vorsichtig ausgedrückt könnte man Noel Gallagher, Mastermind von Oasis, als den größten Lautsprecher der britischen Musikszene bezeichnen. Oder kürzer und treffender: als Großmaul. Denn es ist eigentlich immer Verlass darauf, dass er sich kurz vor der Veröffentlichung eines neuen Albums seiner Band mit ausfallenden Bemerkungen gegen andere Musiker ins Gedächtnis bringt. Vor dem Erscheinen des siebten Oasis-Albums "Dig Out Your Soul" gab's unter anderem Breitseiten gegen die Kaiser Chiefs, Produzent Mark Ronson und Jay-Z. Die Auseinandersetzung mit dem US-HipHopper sei aber von der Presse aufgebauscht worden, erklärt Noel Gallagher im Interview. Dabei stellt sich dann auch heraus, wer immer noch sein im wahrsten Sinne des Wortes Intimfeind ist: Sänger und Bruder Liam.
Noel, Ihr habt in den Abbey Road Studios gearbeitet. Dabei hattet Ihr doch Hausverbot, weil Ihr mal morgens um vier Beatles-Platten in voller Lautstärke habt dröhnen lassen?
Noel Gallagher: Stimmt. (lacht) Wir mussten diesmal das gesamte Geld im Voraus bezahlen und darüber hinaus noch eine nicht unbeträchtliche Summe als Pfand hinterlegen. Wir haben okay gesagt. Scheiß doch auf das Geld.
Wie viel war das?
Gallagher: Eine sechsstellige Summe in Pfund. Ich weiß gar nicht genau wie viel. Aber als wir das letzte Mal in der Abbey Road waren, waren wir noch ziemlich wild. Ich meine, ich war damals ein Junkie. Ich hatte keinen Respekt vor nichts und niemandem. Heute habe ich zwei Kinder und Verantwortung. Außerdem bin ich heute doch um einiges professioneller.
"Dig Out Your Soul" heißt das neue Album. Was würde denn zutage kommen, wenn wir in Deine Seele schauen könnten?
Gallagher: Fuck - keine Ahnung. Das ist letztlich die Bedeutung des Lebens an sich. Die meisten Leute suchen nach ihrer Seele und dem, was ihrem Leben einen Sinn verleiht. Ich glaube, niemand von uns kommt dem auch nur annähernd nahe. Aber ich weiß sicherlich, wer ich bin, und zwar ganz gut.
Musik ist ja für viele Songwriter ein Katalysator, seinem Inneren selbst näher zu kommen. Für Dich auch?
Gallagher: Mitunter. Leute, die das Talent besitzen Musik zu machen, haben eine ungeheure Freiheit sich auszudrücken, und nutzen es auf verschiedene Arten. Das Innere nach Außen zu kehren, das kann ganz bewusst geschehen in Songs über Liebe oder diesen verdammten Bush und das, was er im Irak macht. Es kann aber auch unterbewusst passieren, dass man ein Gefühl ausdrückt und später staunt, was man da geschrieben hat. Egal, was man auch schreibt, man drückt immer etwas damit aus. Musik ist ein Katalysator.
Du hast kürzlich mal gesagt, Du hättest über Deine Jugend geschrieben, über Deine Zeit als Rock-Star, und deine psychedelischen LSD-Trips ...
Gallagher: Und glaub mir, ich bin heute nicht so sicher, ob alles, was ich geschrieben habe, wirklich eine Relevanz besitzt! (lacht) Und schon gar nicht, dass die Dinge, über die ich vor zehn Jahren geschrieben habe, auch heute noch eine gewisse Bedeutung besitzen. Aber ich find's interessant.
Du sagst, das Album klinge wie "Strawberry Fields' on fucking cheap bad acid". Welche Drogen waren bei Euch involviert?
Gallagher: (lacht) Glaubst Du, das würde ich Dir jetzt sagen? Ich denke, ich habe in der Vergangenheit genug über Drogen gesprochen. Mehr als das brauche ich nicht, oder? Nur soviel: Drogen sind allgegenwärtig, in der einen oder anderen Form. Ich will jetzt auch niemanden persönlich ansprechen, belassen wir's am besten dabei.
Stimmt es, dass Liam die neuen Songs gehasst hat?
Gallagher: Nicht wirklich. Wir hatten ein Band-Meeting, und am Ende meinte er, warum die Songs so komisch klingen würden, und warum wir diese Platte nicht so machen würden, wie wir immer Platten machen. Aber dann sagten wir: Schau, Liam, wenn du Songs hast, die nicht so klingen, dann ist das kein Problem. Wir machen, was wir wollen, du machst, was du willst, und am Ende machen wir ein Album draus.
Wie war die Arbeit mit Liam im Studio? Normalerweise gibt's doch immer irgendwelche kleinen Katastrophen?
Gallagher: Soll ich ehrlich sein? Er war so gut wie nie da. Er hat für dieses Album auch so gut wie nichts getan.
Aber immerhin singt er auf dem Album.
Gallagher: Ja, aber das muss er wohl getan haben, wenn ich nicht da war. Ich hab ihn jedenfalls so gut wie nie gesehen.
Er hat zwischendurch geheiratet.
Gallagher: Ja, und zwar während der Aufnahmen in L.A. Da hat er sich einfach nach England verpisst. Hat niemandem was gesagt. Niemand wusste, wo er steckt. Er war einfach weg.
Wie - Du warst nicht mal zu seiner Hochzeit eingeladen?
Gallagher: Nein. Er hat niemandem von der Band auch nur ein Wort davon verraten. Eines morgens fragten wir uns: Wo steckt eigentlich Liam? Irgendjemand meinte dann, er sei nach England geflogen, um zu heiraten. Ich dachte: Warum zum Teufel sagt er mir das nicht? Liam ist wirklich ein komischer Kauz.
Ihr spielt nicht mehr mit Schlagzeuger Zakk Starkey, dem Sohn von Ringo Starr. Ich habe gelesen, Du habest ihn gefeuert?
Gallagher: Auch da übertreibt die britische Presse. Das Übliche halt. Der Schlagzeuger verlässt die Band, also hat's einen Streit mit Noel gegeben. Aber daran sind wir gewöhnt. Wenn ich der Presse sage, dass Zakk aus persönlichen Gründen seinen Hut genommen hat, dann reicht das der Presse nicht für eine gute Story. Und mal ganz ehrlich: Zakk hätte doch gar nicht mit irgendjemandem von uns streiten können - er ist ein netter Typ, und ich bin dagegen ein Typ, mit dem man sich besser nicht anlegt. Alles klar?
Deswegen habt ihr Chris Sharrock engagiert, der zuletzt für Robbie Williams gespielt hat. Deswegen soll Liam gegen ihn gewesen sein.
Gallagher: Nein, das war ein Scherz. Die meisten Journalisten haben anscheinend keinen Humor. Das war als Scherz gemeint und sollte auch so rüberkommen. Was die von der britischen Presse mal wieder gemacht haben, ist, alles zu verdrehen. Nein, der Einzige der jetzt angepisst sein dürfte, ist Robbie Williams. Aber das wäre mir scheißegal.
Und wie war das mit Deiner Privatfehde mit Jay-Z? Warum fandest Du es so unangemessen, dass er beim Glastonbury Festival spielt?
Gallagher: Das war so: Ich wurde auf irgendeinem roten Teppich gefragt, warum die Ticketverkäufe in Glastonbury dieses Jahr so schlecht liefen und das Festival nicht ausverkauft sei. Ich sagte, dass ich keine Ahnung habe. Und dieser Schmierfink meinte, die Leute glauben es habe damit zu tun, dass es HipHop-Acts auf der Hauptbühne gäbe und legte mir Jay-Z in den Mund - und schrieb das auch so! Ich dachte nur: Fuck that!
Wie fandest Du es, dass er einen Eurer Songs dort gecovert hat?
Gallagher: That's cool as fuck, man! Das fand ich richtig gut. Ich hab ihn ein paar Mal getroffen und hab mit Jay-Z abgehangen. Der Typ ist wirklich cool drauf. Ich bin natürlich kein großer Fan von HipHop, echt nicht. Aber ich spreche auch niemandem das Recht ab, solche Musik zu machen. Ich wäre jedenfalls der Letzte, der eine Medienschlacht Rock gegen HipHop anzetteln würde. ~ Stefan Woldach (teleschau)
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