Peter Bjorn and John

Bloß nicht den einfachen Weg gehen


Die Schweden Peter Bjorn And John denken um die Ecke

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Bloß nicht den einfachen Weg gehen

Die Schweden Peter Bjorn And John denken um die Ecke

19.03.2009 Wer wissen will, wie der perfekte Popsong zu klingen hat, der sollte mit diesen Herrschaften Rücksprache halten: Vor auch schon wieder zweieinhalb Jahren waren Peter Bjorn And John verdammt nah dran. "Young Folks" hieß der Track, der die Indie-Tanzflächen Europas beschallte und in der Blogosphäre für ein hübsches Hufscharren der Multiplikatoren sorgte, "Writer's Block" das dazugehörige Album. Jetzt sind die drei lustigen Schweden zurück: "Living Thing" heißt die Platte, die den Pop-Appeal des Hit-Albums mit der Zerfahrenheit des vor eineinhalb Jahren veröffentlichten Instrumental-Zwischenhäppchens "Seaside Rock" und einem harschereren Klangansatz als je zuvor kombiniert. Klingt gewagt? Ist es, aber es funktioniert. Einfach mal das Video zu "Lay It Down" anschauen!

Da sind die drei plötzlich die Rüpel von der letzten Reihe. "Hey, shut the fuck up, Boy", heißt es da beim Tanztee im Jugendzentrum - und dann wird dem angesprochenen Jungmann auch noch tunlichst empfohlen, das Girl lieber mal in Ruhe zu lassen. Inhaltlich ein hübscher Gegensatz zum Eiapopeia-Romantik-Pop von "Young Folks". So etwas wie Kalkül? Peter Morén lacht und wiegelt ab. "Im Video läuft ja auch kurz 'Young Folks' an. Dass das dann so rüde abgebrochen wird, soll den Neuanfang symbolisieren, zeigen, dass das eine andere Geschichte ist und wir jetzt etwas anderes machen." Das Konzept des Clips entwickelte die Band übrigens mit einer guten Freundin gemeinsam - Low-Budget, wie es im Buche steht. "So funktionieren wir eben", erklärt Morén. "Wir haben eine Idee und überlegen dann, wie man die ohne allzu großen Aufwand umsetzen kann. Bei 'Lay It Down' ist uns das besonders gut gelungen, weil das Video gleichzeitig lustig und total unheimlich ist."

Peter Bjorn and John - B

Eine Ambivalenz, die auch in der Musik aufgegriffen wird. Die Songs auf "Living Thing" sind Pop - aber gleichzeitig mit so vielen Ecken, Kanten und Sollbruchstellen versehen, dass allzu großer Erfolg jenseits der bisherigen Zielgruppe ausgeschlossen scheint. "Wenn wir das Instrumental-Album nicht gemacht hätten, wäre die Platte vielleicht noch radikaler geworden", sagt John Eriksson. "Aber es geht gar nicht darum, oder um irgendwelche Erwartungshaltungen. Es geht eher darum, dass wir neugierig sind, dass wir die Dinge immer etwas anders machen wollen als auf der letzten Platte." Die Rohmasse bliebe dabei aber immer die gleiche: "Die Songs ähneln sich. Das ist bei jeder Band so, denke ich. Aber an den Sounds und den Arrangements kann man eben wunderbar herumschrauben." Der recht harte Gesamteindruck war dabei durchaus etwas, das auf der Agenda stand: "Wir hatten das schon auf 'Writer's Block' probiert. Funk reinzubringen, oder so eine Art HipHop. Das schafft man, indem man die Dinge wegnimmt, die man nicht braucht", erklärt Morén, und fügt an, was man dagegen dazu genommen hätte: "Streichholzschachteln, Messer, Flaschen, all das hörst du auf dieser Platte. Und Paul Simon!"

Der fand sich auf einer der Listen, die die drei verfassten, bevor sie ins Tonstudio gingen. Jeder schrieb die Songs auf, die er sich als Einfluss vorstellen konnte. Beim Start der Albumaufnahmen, für die man übrigens - da macht der Hit sich dann bezahlt - Los Angeles wählte, hörte die Band dann das komplette Material an und stellte fest: Das passte alles ganz gut zusammen. Notiz am Rande: Neben Paul Simon fanden sich Fleetwood Mac und Abba auf den Listen, aber auch afrikanische Perkussion und wilde Elektronik. "Das erklärt die Band. Das sind wir", erklärt John Eriksson und lacht. Und dann gibt er noch etwas zu: Für den Song "Living Thing" borgte man sich gleich mal ein paar Textfragmente des gleichnamigen Electric-Light-Orchestra-Songs. Eine beliebte Arbeitsweise im Schwedencamp. "Wir hören uns gerne andere Platten an und nehmen uns da so kleine Details raus. Einen Akkord, oder eine Percussion-Stelle. Das kann man wirklich oft genug gut gebrauchen!", lacht Morén. "Das Geheimnis ist: Du musst alles richtig gut durchmischen. Du musst Melodien abändern, etwas entschleunigen, die Tonlage wechseln. Man darf nur nie den geraden Weg gehen!" ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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