Raphael Saadiq

"Der Motown-Sound ist die Basis für alles!"


US-Soulstar Raphael Saadiq lässt nicht nur musikalisch die 60-er hochleben

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"Der Motown-Sound ist die Basis für alles!"

US-Soulstar Raphael Saadiq lässt nicht nur musikalisch die 60-er hochleben

24.04.2009 Raphael Saadiq hat Soul und R'n'B in den letzten 15 Jahren maßgeblich geprägt. Dennoch kennen nur die wenigsten seinen Namen. Dabei war er Bassist bei Prince und Sheila E, gründete mit 22 das R'n'B-Pop-Trio Toni! Tony! Tone! ("Feels Good"), brillierte später als Musiker, Komponist, Songwriter und Produzent für D'Angelo, Erykah Badu, Angie Stone, John Legend, Snoop Dogg oder Luniz. Und heimste gleich mit seinem ersten richtigen Soloalbum unter eigenem Namen "Instant Vintage" 2002 fünf Grammy-Nominierungen ein. Nun hat er sich auf seinem neuesten Werk "The Way I See It" mit Sixties- und Seventies-inspiriertem Soul neu erfunden. Eine gute Gelegenheit, ihn auf ein paar Worte und ein beeindruckendes Konzert in Amsterdam zu treffen - gemeinsam übrigens mit den Jungs von Fettes Brot, die ihr Idol schon immer mal live sehen wollten.

Charles Raphael (Charlie Ray) Wiggins, aka Raphael Saadiq ist zum Zeitpunkt des Interviews müde. Und er wirkt zierlich, fast zart, passend zu seiner hellen, jungenhaften Stimme, die sich der 42-Jährige über 15 Jahre Karriere bewahrt hat. Erst wenn er aufsteht, sieht man, dass er 1,75 Meter messen und einen erstaunlich athletischen Körper haben dürfte. Was er später am Abend, während einer unerwartet freizügigen Zugabe im Unterhemd, unter Beweis stellen wird. Und auch die Müdigkeit wird wie weggeblasen sein. Doch dazu später.

Raphael Saadiq - A

Erst einmal gilt es, die Rückkehr zu alten Sounds, nostalgischem Setting, Sixties-Artwork und sogar David-Ruffin-Temptations-Nerdbrille zu klären. Saadiq: "Das Album heißt ja, 'The Way I See It'. Was ich damit sagen will: So sehe ich die Musik damals, die Mode, die Grundidee. Ich wollte mich auf Zeiten besinnen, in denen Musik noch universeller gedacht war. Motown und Stax hatten in den 60-ern Musik produziert, die für Teenager gedacht war. Für alle Teenager! Afroamerikanische wie weiße. All diese Songs haben mir meine Mutter und meine Oma in Oakland im Kinderwagen vorgesungen. Und von dieser Scheibe habe ich schon immer geträumt, seit ich 18 bin. Ich mache keine neue Motown-Scheibe, sondern Musik, die wie früher klingen mag, nur dass sie ein persönliches Statement von mir abgibt."

Dank seiner frühen, fulminanten Karriere musste er das Projekt aber erst einmal über 20 Jahre aufschieben. "Mit 18 war ich schon Bassist bei Prince, es war ein Traum", erinnert sich Saadiq, "und dann kam ein Job nach dem anderen. Aber eigentlich wollte ich immer ein guter Bassist werden. Dass ich dann Sänger wurde, war ebenso ein Zufall wie alle anderen Dinge, die mir in meiner Karriere passiert sind. Ich finde es seltsam, dass ich singe, manchmal im Falsett, manchmal tief. Es ist wirklich so: Man öffnet seinen Mund und schaut, was rauskommt!"

Nun hat er es also geschafft, trotz täglicher stimmlicher Überraschungen sein Baby, sein Lebenswerk "The Way I See It" aufzunehmen. Und obwohl Saadiq sich keine besonderen Gedanken darüber gemacht hat, ob diese Musik beim Publikum und vor allem bei den Medien ankommt, schnellte sie in die Charts: Das Album, das erst jetzt mit einiger Verspätung in Deutschland veröffentlicht wurde, erreichte in den USA Platz 18, stürmte auch in Belgien, Finnland und Frankreich die Hitlisten. Und auch die drei Grammy-Nominierungen sowie die Bezeichnung "eines der besten Alben 2008", die der US-Rolling-Stone vergab, sackte "The Way I See It" zu Recht ein.

Denn so wie Saadiq mit großem Besteck, Bläsern, Streichern, feinen Stimmen in den erinnerungsträchtigen Chören arbeitet, entsteht 60er-Jahre-Soul der Extraklasse. "All diese Klänge, die Sreichen, Hörner, die Anzüge, die wir auf der Bühne tragen, das Format der Zweieinhalb-Minuten-Songs erinnern natürlich an früher", erklärt Saadig. "Ich wollte den Kids einfach mal Musik nahe bringen, die die Grundlage von all dem bildet, was ich, was aber auch all die HipHopper und Rapper bis heute gelernt haben. Amy Winehouse klingt so, Duffy und Mark Ronson orientieren sich daran. Der Motown-Sound ist die Basis für alles, das Zentrum!"

Raphael Saadiq - \"

Während Raphael Saadiq noch über seine Motivation redet, kommt ein Herr herein, der einen Auftrag für Saadiq ausführen sollte: Eine bestimmte Huthandlung suchen, in der er einst so herrlich altmodische Schiebermützen aus Tweed entdeckt hatte. Der Herr wurde fündig, Raphael strahlt, als er die Karte des Shops in den Händen knetet. Wie ein kleiner Junge, dem man versprochen hat, dass er im Kostümverleih wirklich jede Cowboyverkleidung anprobieren darf. "Auch die Kleider müssen stimmen", erklärt er. Akribisch bis ins Detail: "Wenn ich nicht Musiker geworden wäre, wäre ich ein Architekt." Man glaubt ihm aufs Wort. "Später auf der Bühne wirst du es sehen, wie wichtig es ist, dass alles stimmt! Ich fühle mich schon sowieso immer, als ob ich als Teil der Temptations geboren worden wäre. Nur leider zu spät." Nun, so sorgt er wenigstens für den Sound und den Look der früheren Temptations.

Später im Amsterdamer Paradiso: Der wundervolle viktorianische Konzertsaal ist prall gefüllt mit bestens gelaunten Menschen aller Hautfarben und Altersklassen. Ein Nebeneffekt seiner Hinwendung zu Retro-Sounds zeigt sich hier: Mindestens zehn Prozent seines Publikums ist über 50, sie hotten und hopsen in den ersten Reihen, also ob es die letzten 30 Jahre gar nicht gegeben hätte. Zum Sound einer Neun-Mann-Band, die alle - auch die weibliche Granate am Mikro - akurat in schmalen Sixties-Anzügen gekleidet sind und von der ersten bis zur letzten Sekunde eine positive Energie liefern und den Saal zum Kochen bringen.

"100 Yards Dash" - "ein Booker-T-Style-Song", wie ihn Raphael beschreibt, ist ein Knaller. Genau der Song, den sich Fettes Brot nun als Objekt ihrer beiden Remixe ausgesucht haben. Martin und Boris von Fettes Brot schwingen im Publikum gut gelaunt mit, begleitet von ihrem Manager Andre, der sie später auch hinter die Bühne bringen wird. Balladen wie "Oh Girl" (Saadiq: "orientiert an The Delfonics and The Stylistics") werden dramatisch in die Breite gezogen und mit Tanz- und Handclap-Kapriolen der Musiker energetisch aufgeladen. Die größte Überraschung ist die weibliche Backing-Sängerin, sie singt, tanzt und gibt alles - die vollen 90 Minuten lang. "Freaking hot, that girl", meint ein Mann neben uns - ihr Name aber bleibt ein Geheimnis, ebenso wie die der anderen Musiker der Tournee. Raphael möchte diesmal das Zentrum sein, und nicht wieder als Bassist hinter all den anderen stehen.

Als Zugabe aber gibt Raphael den Bassmann und entledigt sich sowohl des schnieken Anzugs, als auch der Brille. Sexy, wohlgeformt und endlich einmal lächelnd spielt er - unendlich cool an seinem Bass - das Lick von "Sky, Can You Feel Me" an - das Publikum johlt. Und endlich weiß man, welchen Background der introvertierte Interviewpartner, das streng durchdesignte und akribisch geplante Entertainment am Mikro hat: Saadiq ist ein brillanter Musiker. Jazz, Funk, Soul, Rock, alles steckt in seinem Bass. ~ Kati Hofacker (teleschau)


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