Serj Tankian

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Serj Tankian's "unvollkommene Harmonien"

24.09.2010 "System Of A Down sind getrennt, aber nicht geschieden." Mit diesen Worten beschrieb Daron Malakian 2008 den Zustand einer der wichtigsten Rockbands der Gegenwart. Das Trennungsjahr ist längst vorüber, das Single-Dasein nicht. Malakian meldete sich kürzlich mit seinen Scars On Broadway zurück, und Serj Tankian legt mit "Imperfect Harmonies" ein Solowerk vor, das sich hörbar von seiner Stammband emanzipiert.

Als "Electro-Orchestral-Jazz-Rock" bezeichnet der im Libanon geborene armenisch-amerikanische Künstler seinen Stil. Abschreckend wirkt solch ein Bandwurm höchstens auf Leute, die System Of A Down ebenfalls als konfus und unzugänglich empfinden. Dabei zeigt die Reihenfolge, dass der Rock bei allem Experimentieren wieder als Basis vorhanden ist.

Nach der "Elect The Dead Symphony"-Reise mit Orchester geht es zurück. Zumindest ein Stück weit. Denn ein Mann wie Tankian nimmt auf jeder Zwischenstation einiges an Ideen mit. Er saugt auf, wo andere sich um Verständnis bemühen. Elektronische Trips werden von orchestralen Wänden konterkariert, irritiert von Stimmakrobatik und erhöhter Dramatik ziehen sich die typischen Rockinstrumente beizeiten verängstigt zurück.

Electro-Orchestral-Jazz-Rock, da steckt natürlich auch ein Stück weit Imagepflege dahinter. Das Bild des kreativen und politisch aktiven Sonderlings, dessen Ressourcen schier unerschöpflich sind, hat sich bewährt. Das Entscheidende jedoch ist: Diese Unberechenbarkeit kann ihm nicht übel genommen werden. Der auf Disco-Hit getrimmte Refrain von "Deserving?", das heftig brechende "Left Of Center" oder die immer wieder eingestreuten, fließend ruhigen Passagen bieten kleine Inseln, auf denen sich der Hörer ausruhen kann, bevor er in die Weiten des Tankian-Meeres abtaucht. Ein Meer, das schließlich auch durch die textliche Dimension - und damit ist nicht nur die erneute Thematisierung des armenischen Völkermords gemeint ("Yes, It's Genocide") - eine Tiefe erreicht, die weit über den rockmusikalischen Standard hinaus geht. ~ Alexander Diehl


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