Söhne Mannheims
Gegründet | Unbekannt in Germany |
Band-Mitglieder | Michael Koschorreck, Ralf Gustke, Michael Herberger, Robbee Mariano, Florian Sitzmann, Andreas Bayless, Claus Eisenmann, Bernd Herrman, Billy Davis, J-Luv, Rolf Stahlofen, Tino Oak, Xavier Naidoo |
Hauptgenre | Rock |
Land | Deutschland |
Biografie
Die in der gleichnamigen Stadt ansässigen SÖHNE MANNHEIMS wurden 1995 ins Leben gerufen. In wechselnden Besetzungen bestach das vielköpfige Ensemble um Xavier Naidoo neben herausragenden Produktionen im Bereich Soul und HipHop auch durch ihr humanistisches Engagement mit Lokalkolorit. Die drei Alben bis 2005 waren allesamt kommerzielle Hits. Mit ihrer Stiftung Söhne Mannheims e. V. versuchten sie sozial benachteiligte Menschen in ihrer Heimatstadt zu unterstützen. Zwei Höhepunkte der Bandgeschichte waren der Auftritt in der Israeli Opera in Tel Aviv (2005) und die Teilnahme am von Bob Geldof organisierten Benefizmarathon Live 8 im selben Jahr in Berlin. ~ akuma
Söhne Mannheims im Interview mit der RapCommunity: ~ Kai Florian Becker aufklappen »
Hey, könnt ihr euch bitte kurz vorstellen.
Ralf Gustke: Ich bin Ralf, spiele Schlagzeug bei den Söhnen Mannheims und Xavier Naidoo und bin musikalischer Leiter der Xavier Naidoo-Band.
Michael Herberger: Mein Name ist Michael Herberger. Ich hatte die musikalische Leitung des schönen, netten Abends mit all den vielen Beteiligten und bin mit Xavier Produzent dieser Scheibe. Außerdem spiele ich noch Keyboards bei den Söhnen Mannheims.
Xavier Naidoo: Ich bin der Xavier und ich war an dem Abend Interpret vieler Lieder.
Henning Wehland: Ja hallo, ich bin der Henning, einer der Sänger von den Söhnen Mannheims. Ich bin in Bonn geboren, in Münster aufgewachsen und lebe jetzt in Berlin und bin so etwas wie die ständige Vertretung der Söhne Mannheims in der Hauptstadt.
Wie kam es denn überhaupt zu diesem MTV-Unplugged?
Michael Herberger: Ja das war eigentlich eine sehr, sehr langwierige Angelegenheit. Wir wollten schon lange, MTV wollte schon lange und da wir, und insbesondere Xavier, sehr umtriebig sind und immer was Neues in den letzten Jahren veröffentlicht wurde, war eigentlich niemals so der richtige Slot, wo man das machen konnte. Und nachdem wir irgendwann mal so eine Pause ausgerufen hatten, hat sich das im Endeffekt so ergeben, sich damit dann wieder zurückzumelden.
Wer kam auf Andreas Vollenweider an der Harfe?
Xavier Naidoo: An Andreas Vollenweider denkt man immer wieder mal bei uns, weil wir die Harfe als Instrument sehr schätzen. Außerdem haben wir einen Kollegen, der Andreas Vollenweider schon seit langem sehr gut kennt und auch schon mit und für ihn gearbeitet hat.
Ihr habt ja jedes einzelne Stück im neuen Gewand präsentiert. Wie habt ihr denn die neuen Arrangements erarbeitet?
Michael Herberger: Es ist natürlich schon so, dass wir hier einen großen Fundus an sehr vielen kreativen Menschen haben und dadurch, dass die Band sowohl bei den Söhnen Mannheims als auch bei Xavier, so gut und so reichhaltig bestückt ist, konnte man mit einer sehr langen Probezeit im Studio die Sachen einfach "erjammen". Also wirklich hinsetzen und solange spielen, wie bei "Geh davon aus" zum Beispiel. Robbee hatte eine Bassidee und Xavier und ich sind aufgesprungen und haben jubelnd geschrien: "Ja, unbedingt!" und von da ausgehend haben wir den Song neu aufgebaut. So oder so ähnlich kann man sich im Prinzip den Rest vorstellen. Wir haben dann viele andere Wege probiert aber es hat sich im Endeffekt rausgestellt, dass wenn man alle beisammen hat, die Bälle dann sehr schön hin und her fliegen und man nur gucken muss, dass die auch im Tor landen.
Wie lange habt ihr für die Arrangements nun im Studio gejammt?
Xavier Naidoo: So lange wie nie. Man hat auch immer wieder neu angefangen.
Michael Herberger: Ich glaube, wir haben Anfang des Jahres begonnen. Es ist natürlich dann, wie es immer ist, wenn viel Zeit ist, dann verstreicht auch viel. Und das wird dann immer umso arbeitsintensiver je näher der Termin rückt. Und am Schluss haben wir dann fast zwei Monate durchgeprobt.
Waren denn trotz der langen Zeit gewisse Songs immer noch Wackelkandidaten?
Michael Herberger: Es ist natürlich auch - wie immer - dass man zwischendurch denkt: Oh Gott! Das wird gar nix. Wir können komplett alles eintüten und müssen alles absagen! Das war kein Running-Gag, wir haben uns das ernsthaft überlegt. So ganz am Schluss war mir dann schon klar: Oh, das könnte doch ganz gut werden. Aber Xavier hatte auch kurze Phasen [lacht], wo er alles total schrecklich fand. Ich habe zwei Wochen vorher noch schnell die Bremse rein gehauen, weil Xavier merkte: Oh die Opulenz ist doch zu stark im Vordergrund und dann haben wir - sogar eine Woche vorher - drei oder vier Lieder komplett noch mal umgeschmissen. Ich muss sagen - ich hab jetzt jeden Song circa 400 Mal in der Postproduktion gehört, aber ich bin immer noch zufrieden.
Du hast eben die Postproduktion erwähnt. Kommt ihr nicht bald mal zu einem Ende?
Michael Herberger: Im Moment bin ich eigentlich gar nicht hier, sondern ich schwirre zwischen Postproduktionsstudio Nummer eins, zwo, drei, vier und fünf durch die Gegend. Wir haben drei Toningenieure, mit denen wir immer mal abwechselnd arbeiten und die glühen alle im Moment völlig. Ja, die müssen alle herhalten. Einer ist gerade am Durchbrennen. Also renne ich dann von einer Glühbirne zur anderen und versuche, ein bisschen Wasser draufzuschütten, ohne das es einen Stromschlag gibt.
Es gab zwei Tage in der Location. Einer für die Aufzeichnung und einer für die Generalprobe. Es heißt ja immer, wenn die Generalprobe schief geht, ist es das beste Zeichen. Wie war die bei euch?
Ralf Gustke: Als allererstes hatten wir Probleme mit unserem Monitorpult, weil es einfach nicht abgespeichert hat, was wir in den Proben davor festgenagelt hatten. Da mussten wir dann wieder von Vorne anfangen. Das ist dann natürlich ein Faktor, wo du denkst: Hm, schon wieder und warum kriegt man immer wieder Steine in den Weg geworfen? Wir haben es jetzt doch wirklich gut gemacht.
Xaviers Set hat sich so langsam gesteigert, von ganz ruhig bis sehr soulig. Wie seid ihr denn da drauf gekommen?
Ralf Gustke: Sagen wir mal so: Xavier, Michael und ich haben uns zusammen überlegt, dass es doch anders sein sollte als bei den Söhnen. Xavier hatte vor, mit jedem Musiker eine Nummer zu machen. Das haben wir probiert, aber das war ziemlich schwierig und deswegen haben wir uns dann entschieden, langsam immer mehr Musiker zu den verschiedenen Nummern dazu zunehmen. Und so ist es dann entstanden.
Xavier Naidoo: Vom Soundbild und auch vom optischen wäre es wahrscheinlich viel schöner und wirkungsvoller, wenn man bei meinem Set eher gestripped hätte und die Söhne, durch ihr Vielfaches an Menschen, als größere Band und vielleicht einfach auch mit dem druckvolleren Spiel, dann Kontraste setzen. Am Anfang waren mir meine Songs zu opulent, alles eben zu groß und der Kontrast war nicht mehr gegeben. Daran mussten wir dann extrem arbeiten.
Michael Herberger: Um nochmals drauf zurückzukommen, es war auch ein Stück weit Grundkonzept bei Xavier, das Ganze ein bisschen mehr aufzumischen. Also aufzubrechen, die ganzen alten Arrangements und Strukturen und das so ein bisschen auf den Kopf zu stellen, alles grundsätzlich mal zu hinterfragen und ganz neu anzugehen. Bei den Söhne-Sachen wollten wir eigentlich alles mehr oder weniger so spielen, wie es schon war und in dem kreativen Wahn, der uns beim Proben gepackt hat, haben wir dann doch relativ viele Sachen umgeschmissen. Glücklicherweise, denn ich glaube, das hat dem ganzen Set ganz gut getan.
Wie hast du denn deine Band für dein Set zusammengesucht?
Xavier Naidoo: Das war vieles auf Empfehlung vom Michel. Michel wollte anfangs noch ein Streichorchester oder zumindest eine Orchestrierung anstreben. Es waren viele Sachen sehr schön, die er da gemacht hat, so dass ich dann auch gedacht habe: OK. So wie es kommt, wird es kommen. Mir wäre es lieber, wir würden weniger haben und es auch einfacher gestalten. So kam es dann auch.
Ralf Gustke: Wir hatten auf jeden Fall mehrere Versionen von Songs ausgetestet, mit vielen Musikern, mit ganz wenigen Musikern und haben dann auch so ein bisschen ausgewählt.
Wer kam auf die Idee, Cassandra Steen einzuladen?
Xavier Naidoo: Das war meine Idee. Wir hatten schon tolle Zeiten in denen wir zusammen geschrieben haben. Und mir war es wichtig, sie bei diesem Unplugged dabei zu haben.
Eure Stimmen harmonieren wirklich gut zusammen.
Xavier Naidoo: Auf jeden Fall, es ist ein absoluter Hochgenuss. Ich singe diese Kopfstimme gerne. Wenn ich im Duett mit Cassandra singe, übernimmt sie diesen Part und ich kann mit meiner tiefen Stimme singen. Dadurch ergänzen wir uns sehr gut.
Wer ist denn auf den genialen Titel "Wettsingen in Schwetzingen" gekommen?
Xavier Naidoo: Der Titel ist mir vor Jahren schon eingefallen. Als Schreiber versucht man Dinge mit Assoziationen oder Metaphern zu versehen. Ich habe mir als Kind oft die Städtenamen unserer Region angesehen, wie zum Beispiel Vogelstang, Käfertal, Worms. Schwetzingen war auch dabei und ich habe mir gedacht: Was wird da ein Norddeutscher verstehen, der an Schwetzingen vorbeiläuft? Assoziiert er das mit schwätzen und reden? Wo kommt Schwetzingen überhaupt her, was soll das überhaupt heißen? In diesem Zusammenhang ist - bevor es die Idee mit dem Unplugged überhaupt gegeben hat - Schwetzingen mit Wettsingen für mich verbunden. So dass ich dann gedacht habe: Eigentlich müsste man dem Bürgermeister von Schwetzingen so etwas vorschlagen, dass sie so einen Sängerwettstreit austragen könnten, das wäre doch toll - solche Ideen hatte ich. Dass wir dann selber irgendwann den Anlass dafür bekommen, dieses Wettsingen zu benutzen, das hätte ich natürlich nie vermutet. Aber nun wurde dieses Wettsingen in Schwetzingen wahr.
Bei einem Wettsingen gibt es ja logischerweise Sieger und Verlierer. Wer hat gewonnen?
Xavier Naidoo: Wie ich der Berichterstattung entnommen habe, wurde ein Unentschieden herausgespielt [lacht, Band auch]. So war auch meine Einschätzung. Mein Ansatz war natürlich, hatte ich auch allen in der Band gesagt, alle Schwächen der Söhne auszunutzen und als Sieger hervorzugehen [lacht, Band auch].
RapCommunity: Ein Remis also?
Xavier Naidoo: Beide Bands bringen ihre absoluten Stärken und Schwächen mit ein - und sollen das auch. Für mich war es schön, dieses Unplugged zu eröffnen. Sozusagen der Opener für die Söhne zu sein. Ich habe mich da gern als Supportact gesehen, weil ich wusste, dass wenn alles gut läuft, dann wird es ein richtiges Feuerwerk. Aber deswegen wollte ich auch den Kontrast, damit das was die Söhne machen, noch mehr zur Geltung kommt. Die Stärke bei den Söhnen ist, dass wir stimmlich miteinander harmonieren.
Wer hat die tolle Location, das Rokkoko-Theater im Schloss Schwetzingen entdeckt?
Xavier Naidoo: Ich war dort bei einer Verleihung vom Land Baden-Württemberg. Daran habe ich mich erinnert, als es um die Locationsuche ging. Es sollte schon etwas in der Umgebung von Mannheim sein.
Vom Mannheimer (und Schwetzinger) Standpunkt aus, ist Schwetzingen also nicht Mannheim. Das bringt uns zu der Frage, wie wird man ein Sohn Mannheims?
Henning Wehland: Bevor die offizielle Definition kommt, kann ich ja vielleicht etwas dazu sagen. Es war nicht so, dass es von Anfang an nur ein Einstellungsmerkmal gab, dass man unbedingt in Mannheim geboren sein musste. Ich glaub, es gibt einige, die nicht direkt in Mannheim oder gebürtige Mannheimer sind. Ich glaube, es geht viel mehr - auch für mich persönlich - um eine Grundphilosophie, was die Söhne Mannheims für mich von Anfang an ausgemacht haben: Am eigenen Ort, wo man herkommt, seiner Heimat eben Dinge zu verändern. Das geht zunächst mal irgendwie vom Herzen aus und wird dann häufig immer mehr wachsen. Man versucht dann eben, Mitstreiter zu finden. Und die gibt es offensichtlich nicht nur in Mannheim. Anstatt überall kleine Zellen zu formen, die vielleicht in ihrer Einzelheit nicht so stark sind, macht das durchaus Sinn, mal einen Münsteraner nach Mannheim zu holen, um hier die Söhne zu verstärken.
Xavier Naidoo: Und wie wir verstärkt wurden, das muss man auch sagen. Henning ist wirklich eine Glanzbesetzung. Da kommt es zum Tragen, dass man nicht aus Mannheim sein muss, um bei den Söhnen dabei zu sein.
Wie kommt das denn nun, Henning, dass du von H-Blockx zu den Söhnen gewechselt hast, ist ja ein großer Schritt?
Henning Wehland: Also die zweite Band war vor fünf Jahren der Anlass, warum ich das Angebot nicht sofort wahrnehmen konnte, aktiver Teil der Söhne Mannheims zu werden. Ich habe das erst für einen Scherz gehalten, ehrlich gesagt und habe nach den versteckten Kameras gesucht [grinst]. Da war es tatsächlich so, dass wir mit den H-Blockx noch Pläne hatten, die die Zukunft betrafen. Für mich war der Weg noch nicht abgeschlossen. Es ist jetzt so, dass wir ein letztes Album gemacht haben, was für mich wichtig war, um die Geschichte zu Ende zu erzählen. Es ist nicht so, dass ich die Band gezwungenermaßen auflösen möchte oder muss, aber es ist schon so, dass ich erstmal Abstand brauche und nicht weiß, ob und wenn ja, wann wir noch mal was zusammen machen. Insofern war 2008 jetzt ein perfekter Übergang, in dem sich die beiden Sachen sehr gut miteinander vereinbaren ließen, weil wir mit den H-Blockx auch noch einige Festivals gespielt haben. Das ist jetzt aber abgeschlossen. So bin ich nun nicht nur physisch sondern auch geistig frei für neue Aufgaben.
Bisher waren ja ? in der öffentlichen Wahrnehmung ? Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims ganz strikt getrennt. Wie kommt es denn, dass ihr nun öffentlich weiter zusammengewachsen seid?
Xavier Naidoo: Das ist ein gutes Stichwort Zusammenwachsen. Also den Leuten draußen zu signalisieren: wir heben jetzt mal so ein bisschen diese Trennung auf. Ich bin bereit dazu einen Schritt zurück zumachen, um einfach mal abzuchecken was für Möglichkeiten wir haben. Ich finde, es ist uns mit diesem Unplugged gut gelungen. Es war auch so ein bisschen die Suche nach einem Superlativ. Damit die Überlegung, ob man nicht beide Projekte zeitgleich veröffentlichen kann.
Normalerweise ist es ja eher so, dass es erst eine Band gibt und sich dann daraus einer hervortut, der dann eine Solokarriere startet. Bei dir scheint das anders zu sein, Xavier?
Xavier Naidoo: Es war schon so, dass meine Solokarriere nach der Gründung der Söhne Mannheims begonnen hatte. Wenn wir mit den Söhnen ehrgeiziger gewesen wären und einen Manager gehabt hätten, vielleicht wäre alles anders gelaufen. Im Nachhinein muss ich sagen, mit all den Höhen und Tiefen, war es genau richtig. Wir haben viel dadurch lernen können, viele Extreme durchlebt, die uns jetzt einen großen Erfahrungsschatz geben.
Henning Wehland: Ich habe das ja auch teilweise ? sagen wir mal - als Fan miterlebt. Für mich waren die Söhne Mannheims immer was ganz außergewöhnliches in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa, weil es einfach um eine Zusammengehörigkeit geht. Es geht um gelebte Toleranz, nicht dass es bei Xavier Solo anders wäre. Aber das Gefühl, was da rüber kommt, mit dem konnte ich mich immer ganz anders identifizieren, als mit deinen Solosachen. Ohne Frage gehört das mit zu dem Besten, was Deutschland je hervorgebracht hat. Aber bei den Söhnen Mannheims kam immer noch ein Touch dazu, was etwas Familiäres, Offenes und Multikulturelles hatte. Das finde ich großartig.
Was war das für ein Gefühl, im Zuschauerraum zu sein und zu spielen und nicht auf der Bühne zu stehen?
Michael Herberger: Die Idee ist nicht unbedingt neu. Aber zum Spielen war es toll. Zum Angucken - ich musste ja eigentlich mehr Zeit im Ü-Wagen verbringen, als auf der Bühne - war es sensationell. Als ich das zum ersten Mal so gesehen habe, war ich schon schwer beeindruckt.
Ralf Gustke: Ich fand es auch super, da man das Publikum und gleichzeitig auch die Musiker sieht, das ist natürlich schon ein Unterschied zu einem normalen Konzert. Man sitzt praktisch im Publikum und das ist im Prinzip das Schönste, was man sich als Musiker vorstellen kann.
Haben euch der Schmuck, Stuck, Kronleuchter und all das nicht beeindruckt?
Henning Wehland: Wenn man auf dieses Gelände kommt, bei schönem Wetter, diese Alleen, diese Gebäude sieht. Unfassbar, das so etwas noch erhalten geblieben und in so gutem Zustand ist. Ich musste an den Film "Amadeus" denken, wo man häufiger gesehen hat, wie er mit seiner Schwester vor Königen und Königinnen gespielt hat, was wahrscheinlich vergleichbare Szenarien gewesen sein müssen. Man hat bei diesen Hollywoodfilmen immer das Gefühl, das ist riesengroß. Und auch in der Inszenierung, wie wir es jetzt bei MTV-Unplugged sehen, sieht es auch durch das Licht und durch die Inszenierung unglaublich groß aus. Aber in der Realität ist es erschreckend klein, muss man ganz ehrlich sagen. Das ist erstaunlich. Mit dem ganzen Stuck und den Verzierungen, hat man schon so ein bisschen das Gefühl gehabt, in einer Postkarte zu sitzen.
Wie hat das Venue denn für euch geklungen?
Ralf Gustke: Wir haben fast alle mit In-Ear-Monitoring gespielt. Wir haben alle versucht, leise zu spielen, weil es einfach besser ist für die Location und für die Musik. Es hat natürlich auch immer variiert, je nachdem, ob jetzt viele akustische Instrumente gespielt haben, wie zum Beispiel die Harfe. Im Großen und Ganzen konnten wir dort gut spielen und die Nachbearbeitung, die muss halt sein.
Ist euch denn definitiv was kaputt gegangen während der Aufzeichnung?
Ralf Gustke: Es ist immer wieder interessant, was dann doch alles passieren kann. Es ist so, man spielt diesen Gig und kriegt dann später gesagt, was alles passiert ist und man hat davon überhaupt nichts mitbekommt.
Xavier, du warst ja nun die Person, die am längsten auf der Bühne sein musste. Hast du dich irgendwie auf besondere Art und Weise vorbereitet?
Xavier Naidoo: Ich habe die Pobacken trainiert. Bei den Proben hatte ich schon gemerkt, dass es echt unangenehm ist solange auf diesem Stuhl zu sitzen. Für eine Stunde ist das mit Sicherheit gut so einen Hocker zu haben, aber irgendwann wird es eben hart. Nach den Probeläufen und am zweiten Tag, haben schon gewisse Partien geschmerzt. Aber ansonsten, war ich auf alles gut vorbereitet.
Ralf Gustke: Also für mich war es so, dass ich erst hinterher gemerkt habe, wie anstrengend das war. Die fünf Stunden gingen vorbei und danach konnte ich eigentlich gar nichts mehr denken. Mein Hirn war so durchweicht, das ich nur noch ins Bett oder Fernsehen gucken wollte.
Vom Durchhaltevermögen ganz anderer Art kann der Michael sicher noch besser berichten?
Michael Herberger: Es ist erstaunlich, was man alles so aushalten kann. Ich will jetzt auch nicht auf die Mitleidstränendrüse drücken, aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich mach das ja nun auch schon seit zehn Jahren, das war jetzt - Hardcore. Ich weiß nicht, wie viele Alben ich produziert habe und es war immer ganz schön am Rande des Wahnsinns. Aber diesen "Rand" haben wir hierbei schon weit hinter uns gelassen. Die Proben an sich waren schon sehr intensiv, sehr arbeitsreich und auch zermürbend. Da man nicht nur mit viel Konzentration bei der Sache sein musste, sondern auch immer versuchte, objektiv einzuschätzen: Wo stehen wir? Was haben wir? Was brauchen wir noch?
Ralf Gustke: Es kommt dazu, dass die Songs alle bekannt sind, bis auf sechs neue. Im Prinzip also alles altes Material im neuen Kleid. Diese neu zu produzieren ist schon schwieriger.
Wieviel neue Songs sind es denn nun im Einzelnen?
Michael Herberger: "Lieder drüber singen", "Das hat die Welt noch nicht gesehen", die zwei neuen Söhne Mannheims Songs, die wir zwar schon auf der Tour gespielt haben, aber die noch nicht auf einem Tonträger veröffentlicht sind. Dann die MTV-typischen Covers von beiden Bands, "Ich wollte wie Orpheus singen" und "Woman in chains" und dann noch "Für dich öffnen sie die Tore" und Wann zwei neue, unveröffentlichte Tracks von Xavier.
Wann habt ihr denn Reinhard Mey für euch als Coverversion entdeckt?
Xavier Naidoo: Reinhard Mey für uns zu entdecken ist gar nicht so neu, da wir auch schon mal den Song "Über den Wolken" für ein Tribute-Album gecovert haben. Ich hatte mir überlegt, dass es sehr schön wäre, wenn wir noch mal einen Titel von ihm nehmen. Er ist jemand, der mit der deutschen Sprache vorausgegangen ist, der sehr innovativ ist und auf den wir uns alle einigen konnten.
Henning Wehland: Ich kenne Reinhard Mey in erster Linie aus dem Plattenschrank meiner Mutter und meines Bruders. Während der Auseinandersetzungen in den Proben, habe ich mir dann nochmals die Biografie durchgelesen - die aktuellste - und wieder mal festgestellt, dass er eigentlich so ein stiller, freundlicher Revoluzzer ist, der unglaublich viele Parallelen schlägt zu dem, was ich mit den Söhnen Mannheims erlebe. Und auch jemand ist, der von den Leuten, die ihn nicht wirklich kennen, extrem unterschätzt wird. Weil man ihn immer irgendwie nur als grinsenden Oberlehrer, alleine vor 6000 Zuschauern mit seiner Gitarre in der Hand, erlebt. Aber grundsätzlich ist er jemand, der unfassbar viele Mauern runter gebrochen hat, eine ganz, ganz klare Meinung zu vielen verschiedenen Dingen hat und wirklich ein sensationeller Mensch zu sein scheint, so wie es die Biografie darstellt. Und es ist eben auch nicht so eine Autobiografie, sondern es ist ein Interview mit einem seiner langjährigen Freunde, der auch viele kritische Fragen stellt.
Und wie bist du auf Tears for Fears ? Woman in chains gekommen?
Xavier Naidoo: Dieses Lied von Tears for Fears ist zu einer Zeit veröffentlicht worden, als ich mir überlegt habe: Wie kann ich den Beruf Sänger für mich näher definieren? Mir ging es darum, meine Stimme festzuhalten und verschiedene Beats zu machen. Eine Drummachine war mein Handwerkszeug, aber eigentlich habe ich alle Instrumente und Spuren gesungen und mir Aufnahmetechnik erarbeitet. "Woman in Chains" war der erste Song, den ich komplett nachgesungen und auf diesem Vierspurmischpult aufgenommen habe.
Habt ihr eigentlich die Fernsehtechnik mit all den heißen Scheinwerfern und schwenkenden Kameras usw. die ganze Zeit über bemerkt?
Henning Wehland: Für mich persönlich war es extrem angenehm, weil die Kameras nicht so wirklich "in the face" waren. Ich hatte hinterher das Gefühl, dass man die Kameras nicht mehr gesehen hat. Was manchmal so ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist, ist dass man Songs wiederholen muss. Ich persönlich hatte dem Publikum gegenüber immer so eine Bringschuld und mir tat das leid, dass sie sich den Song direkt im Anschluss dann erneut anhören mussten. Witzig war eine Situation als die junge Dame zum Schweiß abtupfen kam - bei den meisten war es Pudern, bei mir war es Schweiß aufsaugen ? und nicht merkte, dass der Song noch nicht vorbei war. Das war bei "Dein Leben". Da gibt es dann so eine Reprise am Ende und die junge Dame kam angelaufen und tupfte mir das Gesicht ab und ich dachte: irgendwas ist hier falsch? und plötzlich geht der Song wieder los [lacht] und sie guckte mich nur mit so riesigen Augen an und ich sagte: Alles ist gut.
Ralf Gustke: Die Kameras habe ich eigentlich gar nicht gesehen. Für mich war es eher ein intimes Konzert, weil relativ wenig Publikum da war und man hatte das Gefühl, man spielt schon fast in einem kleineren Club. Natürlich war das für mich schon aufregend aber irgendwann, wenn der Song anfängt, dann spielst du einfach. Dann Applaus. Dann kommt der nächste. Und so gehts einfach weiter.
Gibt es auf der DVD eine Art "Outtakes" von den Dingen, die zwischen den Songs erzählt wurden?
Michael Herberger: Wenn man die DVD mit den 25 Songs anschaut, muss man jetzt nicht unbedingt auch noch so viel zwischendurch erzählen, sondern die Musik einfach sprechen lassen. Und da ist sicherlich, was die Übergänge und Ansagen angeht, weniger mehr.
Nach dem ganzen Stress habt ihr sicher wild gefeiert, oder?
Michael Herberger: Ja es gab eine Afterhowsparty. Man kann nicht von der Bühne gehen und gleich ins Bett fallen. Einen gewissen Cool-down-Effekt braucht man dann natürlich schon.
Das Ganze ist ein sehr optisches Thema gewesen also prädestiniert für eine DVD. Wieso gibt?s dann noch eine CD-Veröffentlichung, die dann auch noch früher ist?
Michael Herberger: Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand MTV-Unplugged aufgezeichnet und keinen CD-Tonträger veröffentlicht. Natürlich steht die Musik im Vordergrund, wäre ja auch schlimm, wenn es nur der Optik wegen aufgezeichnet werden würde. Deswegen war für uns von vornherein ganz klar, dass es eine DVD geben wird.
Gibt es denn Unterschiede zwischen CD und DVD-Material?
Michael Herberger: Es gibt quasi von jedem Song drei Mixe. Es gibt einen Mix für die CD, es gibt einen etwas unterschiedlicheren Mix für die DVD mit Bild und dann gibt es natürlich noch einen Surround-Mix. Da lassen wir uns nicht lumpen.
Der 5.1-Mix ist ein "echter Mix" und kein "hochgerechneter", oder?
Michael Herberger: Also bitte! Also sowas! Die Frage beantworte ich gar nicht! - Deswegen kenn ich jetzt auch jeden Ton und weiß über alles Bescheid. Also nein, nein. Ich muss mir alle drei Mixe anhören und da wird nichts gerechnet, sondern tatsächlich ganz genau überlegen, wo schicken wir bei den fünf Boxen welches Signal hin. Das ist nicht so ganz einfach aber wir haben es ja schon mal gemacht und da faken wir nicht lange rum oder jetzt nur die Ambience nach hinten oder der Applaus kommt dann von hinten und sonst kommt gar nichts. Nee, nee. Das machen wir nicht. Früher waren wir, was die Surroundmixe angeht, noch etwas experimentierfreudiger. Da wurden dann wilde Fahrten gemacht: einmal rund um und so. Wir sind jetzt erwachsen geworden und überlegen uns ganz genau, ob jetzt was nach hinten gelegt werden muss oder nicht und ob das Harmonium von hinten links kommen soll oder ob wir uns das dann schenken und einfach nur gemütlich die Ambience nach hinten legen. Aber das interessiert ja eh keinen Menschen hier [lacht]. Also wir haben uns das ganz genau überlegt, für die Leute die dann wieder Emails schreiben, weil ihnen irgendwas nicht passt am Mix: wir haben uns ganz genau überlegt warum was wie wo in welchem Speaker sitzt. Nein, nein, es ist kein Zufall. Diesmal nicht.
Wie sind denn die ersten Reaktionen auf eure neuen Sachen?
Henning Wehland: Auf dem Weg hierher habe ich im Taxi gesessen. Der Fahrer war ein junger Mann, so um die vierzig, der seine Schlagzeugstöcke neben sich hatte und es lief ein Rock- Sender mit Manfred Mann und Status Quo-Geschichten. Und das ist wirklich kein Scherz, plötzlich macht es krrrk, ohne dass jemand das Radio angefasst hatte und da lief genau der Song. Und er sagte: Ah, das ist ja geil! Als der Song vorbei war machte es krrrrk und dann lief Manfred Mann weiter [allgemeines Lachen]. Für mich persönlich ist es so, dass die Wahrnehmung und die emotionale Bindung zu diesem Song wachsen, umso öfter ich ihn höre. Obwohl man eigentlich denken müsste, der kommt einem wieder zu den Ohren raus nach der langen Zeit, die man den geprobt hat. Das liegt natürlich auch daran, dass da so viele verschiedene Facetten enthalten sind. Die Resonanzen aus meinem Umfeld sind auch alle durchweg positiv.
Es war ja tatsächlich ziemlich lange recht still um euch. Was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht?
Michael Herberger: Wir haben an neuem Material gearbeitet, "Das hat die Welt noch nicht gesehen" ist in dieser Zeit entstanden. Wir waren auf Empfehlung von Henning zweimal in Münster im Studio. Betriebsurlaub sozusagen. Das hat uns sehr gut getan, sowohl bandintern als auch für die Zwischenmenschlichkeit und die musikalischen Angelegenheiten.
Ralf Gustke: Ich glaub auch, dass wir unsere Arbeitsweise ein bisschen verändert haben. Wir haben relativ viele Songs gemeinsam in Münster erarbeitet und damit auch einen neuen Weg eingeschlagen.
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