Glaube, Liebe, Hoffnung
Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims veröffentlichen "Iz On"
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Glaube, Liebe, Hoffnung
Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims veröffentlichen "Iz On"
21.07.2009 Ihr neues Werk sei "ein Querschnitt durch ein emotionales Deutschland" - mit diesen Worten kündigte Xavier Naidoo "Iz On", das dritte Album des Bandkollektivs Söhne Mannheims, vorab an. Klar: Um deutliche Worte und große Gesten war der 37-jährige Sänger noch nie verlegen. Aber jene Aussage und sein neuestes Projekt könnten ihn fast schon größenwahnsinnig wirken lassen. Ab Oktober bestreitet Naidoo eine Doppel-Tournee: In 15 Städten spielt er jeweils zwei Konzerte an aufeinanderfolgenden Tagen, als Solokünstler und gemeinsam mit den Söhnen Mannheims.
Die anstehende Tournee, bei der Naidoo dann auch Songs des neuen Soloalbums "Alles kann besser werden" präsentieren will, sei "schon ein großer Coup", gibt der Sänger zu. Im Pressegespräch, dem sich er und seine Bandkollegen Michael Herberger, Henning Wehland und Ralf Gustke anlässlich des ersten Doppelkonzerts in der Berliner Waldbühne stellen, wird aber auch deutlich, dass das 14-köpfige Kollektiv bemüht ist, das von ihnen entstandene, oft skeptische öffentliche Bild wenigstens zu relativieren. Wobei Naidoos Glaube und die Liebe zu melancholisch-traurigen Liedern natürlich ungebrochen sind. Gemeinsam mit der Hoffnung, mit ihrer Musik "etwas zu bewegen" und die Verantwortung jedes Einzelnen deutlich zu machen.
So sei der Albumtitel "Iz On" eben als "Schlachtruf" wie auch als "Motivation" zu verstehen. Die teilweise explizite Kritik, die in einem Song wie "Kraft unseres Amtes" gar bis hin zur Schmähung von Politikern geht, ist laut Naidoo einfach zu erklären. Eine "gewisse Wut" auf die gesellschaftliche Lage in Deutschland sei Antriebsfeder für die Texte gewesen: "Man kommt sich verarscht vor, man kommt sich nicht richtig informiert vor", erklärt er. "Und das ist natürlich schwierig für jemanden wie mich, das dann außen vor zu lassen."
Wobei die Band, wie der musikalische Leiter Michael Herberger betont, den Vorwurf, die Söhne Mannheims würden - angesichts der aktuellen politischen Lage und vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise - "jetzt mit der Welle mitschwimmen", nicht gelten lassen mag. Denn, so Naidoo, viele der Texte seien "schon vor eineinhalb Jahren fertig geschrieben gewesen. Ich musste ein, zwei Dinge ein bisschen umändern, weil manche Politiker gar nicht mehr da waren. Aber vieles ist eben schon damals entstanden. Und jetzt hat es natürlich den Anschein, wir würden draufhauen, auf die Politik und die Wirtschaft und alles. Aber im Endeffekt haben wir es halt vorausgesehen."
Selbst wenn an dieser Stelle einmal mehr die prophetische Seite von Naidoos Charakter hervorzutreten scheint, so setzt er doch sonst während des Gesprächs viel daran, falsche Eindrücke zu vermeiden. So sei Glaube innerhalb der Band eine "komplett freie Angelegenheit", lässt er wissen. Wichtig sei allein die Fähigkeit, "mit einer gewissen Inbrunst die Lieder singen zu können und sich dabei nicht zu verkaufen und nicht zu verraten".
Und auch bezüglich seiner persönlichen Einstellung zu Gott, Kirche und Religion stellt Naidoo klar: "Mit Religion wollte ich noch nie was zu tun haben." Und führt aus: "Ich komme aus der katholischen Kirche. Das heißt, ich hatte sehr, sehr viel zu verarbeiten. Ich war Messdiener, ging an den Wochenenden in die Kirche. Und ich glaube, das ist es auch, was den Leuten bei mir oftmals so aufgestoßen ist. Viele dachten wohl, ich will ihnen das noch mal aufs Brot schmieren. Aber ich musste das eben verarbeiten, diese Mechanismen, die in der katholischen Kirche über einen gestülpt werden."
Bliebe noch ein letztes, beliebtes (Vor-)Urteil über die Band: Die stets besorgt-beseelten, gerne bedeutungsschwangeren und scheinbar schwer an der Last der Welt tragenden Texte der Söhne Mannheims. Auf die Frage, ob ein bisschen mehr Humor dem Image der Band schaden würde, protestiert Michael Herberger, dass man so weit gar nicht denke: "Wir wollen ja keine Platte machen, um damit irgendein Image zu fördern. Wir machen eine Platte so, in dem emotionalen Zustand, wie der jeweilige Song das möchte. In der Regel ist es ja so, dass zunächst die Musik da ist. Und die hat eine bestimmte Atmosphäre, die dann im Text reflektiert wird. Und die Emotion, die Xavier dort in der Musik aufnimmt, schlägt sich dann eben in den Texten dementsprechend nieder. Da ist es halt auch relativ schwierig für ihn, als politisch und sozial engagierter Mensch, der einfach auch was mitzuteilen hat und dem so viel am Herzen liegt, dann diese typischen Happy-Go-Lucky-Texte zu schreiben. Das ist halt nicht sein Ding. Und meines auch nicht."
Insofern ist der Söhne-Mannheims-Titel "Traurige Lieder" wohl tatsächlich programmatisch zu verstehen. "Ihr fragt, warum wir traurige Lieder singen? Weil wir traurig sind, weil wir traurig sind / Ihr fragt, warum wir aggressive Lieder singen? Weil wir wütend sind, weil wir wütend sind", heißt es dort. Und wie Henning Wehland im Gespräch noch anmerkt: "Für lustige Popmusik sind auch eher die Wildecker Herzbuben zuständig". ~ Stefan Weber (teleschau)
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