Nie wieder cool sein!
Die Souveränität von Starsailor
Aktueller Artikel im akuma.de Magazin zu Starsailor
» Übersicht von Starsailor anzeigen
Nie wieder cool sein!
Die Souveränität von Starsailor
05.03.2009 Für eine junge Band ist es nicht sehr schlimm, ein wenig altmodisch zu sein. Jeff Buckley, Crosby, Stills, Nash & Young - das sind Bezüge, mit denen man schon Musik machen darf. Als Starsailor vor acht Jahren plötzlich mit Singles wie "Fever" und "Alcoholic" in die höheren Regionen der britischen Hitparaden schossen, galt das doppelt: Immerhin wurde gerade eine Bewegung namens "Quiet Is The New Loud" ausgerufen, friemelten sich auch Turin Brakes, Kings Of Convenience oder I Am Kloot gepflegt-traurig durch Molltöne. Nur, wiederholen ließ sich das alles nicht, denn bald war wieder Loud The New Loud - und für Starsailor ging's von Platte zu Platte abwärts. Was macht man da? Nun, einerseits betonen, dass das mit dem Erfolg ja eine relative Sache sei. Andererseits: Sich auf die Wurzeln besinnen. Und vielleicht auch noch: sich dem Mainstream öffnen. All das versucht die Gruppe um James Walsh mit ihrem neuen Album "All The Plans".
James Walsh ist ein bisschen müde. Das ist verständlich, es ist das Ende eines langen Promotages. Und vermutlich provozieren die ewig gleichen Fragen nach dem überschaubaren Erfolg, nach dem Schicksal, eine B-Band zu sein, ohnehin so eine Art Antihaltung. Sie sind nichts Neues für Walsh, das betont er. Und es gab Momente, da setzten sie ihm schon zu. "Als nach unserem ersten Album das Feedback plötzlich sehr negativ war, und Reviews zum Teil so klangen, als ob uns da jemand so richtig hassen würde, da war das schon schwierig. Ich wurde wirklich traurig, wenn ich irgendwo eine schlechte Besprechung las. Man braucht ein bisschen, um die Souveränität zu gewinnen, das alles nicht so sehr an sich ranzulassen. Das ist mir jetzt egal. Es ist gut, wenn man uns kennt - auch wenn man uns vielleicht nicht mag. Man darf nie den Fehler machen, nur den coolen Leuten zu gefallen, denn dann scheitert man automatisch. Außerdem funktioniert das nur, wenn man 20 ist."
Nun hatten Starsailor in den letzten Monaten alle Möglichkeiten der Welt, neue Zielgruppen zu erschließen. Man tourte mit den Killers, mit dem musikalisch ja wesensverwandten James Blunt, mit Travis, vor allem aber mit den Rolling Stones. Besteht da nicht die Gefahr eines Daseins als ewige Stadion-Vorgruppe? Walsh lacht, was bemerkenswert ist, weil er das während des Interviews nur sehr selten tut. "Nun ja, man wird sich ab und an schon der Tatsache bewusst, dass die Leute nicht unbedingt auf dich warten. Wenn du irgendwo in Südamerika auf einer Bühne stehst, sind da halt Leute im Publikum, die vielleicht schon ihr ganzes Leben lang auf diesen Moment gehofft haben. Als Vorgruppe wirst du da bestenfalls ignoriert." Manchmal hätte es aber auch funktioniert und aus dem Abend sei eine riesengroße Party geworden.
Einer, der immer begeistert am Bühnenrand stand, war Ron Wood. Während Mick Jagger und Keith Richards den Kontakt zum Support eher auf ein Mindestmaß beschränkten, feierte Wood ordentlich mit - und war am Ende so angetan, dass er plötzlich mitten während der Sessions für "All The Plans" im Studio stand. Leider ein bisschen zu spät - seine Beiträge werden wohl nur auf einer späteren Edition des Albums zu hören oder irgendwo als Download erhältlich sein. Walsh ist vom Ergebnis begeistert. "Man hört, dass er dabei ist. Es klingt ein bisschen rauer und lebhafter als sonst. Ein bisschen wie das alte Faces-Zeug. Country-Rock!" Allerdings hätten er und seine Mannen durchaus Bammel gehabt: "Du kannst nicht zu Ron Wood sagen: 'Hey, spiel' das noch einmal ein, das klang scheiße.' Es ist ... Ron Wood!"
Man sollte übrigens schon sagen, dass "All The Plans" auch ohne Wood eine außerordentlich angenehme Angelegenheit ist, die das wirklich schwache "On The Outside" (2005) vergessen lässt und stattdessen an "Silence Is Easy" (2003) andockt. Da ist etwa das hübsch flotte "The Thames": "Es ist einfach ein kleines Liebeslied", erklärt Walsh. "Wir saßen an der Themse, irgendwo im Süden von London, in einer ganz wunderbaren Umgebung, und da entstand das. Die Kernbotschaft ist vielleicht, dass am Ende immer alles gut wird." Auch in "Under The Neon Sky" werden Beziehungen durchdekliniert - allerdings anhand einer Stadt: "Es ist ein Song über Belfast", verrät Walsh. "Übers Heimkommen, über den Moment, in dem die Dinge wieder langsamer werden und du wieder in deinem Leben landest." Ein klassischer Starsailor-Song? Unbedingt, sagt Walsh und rechnet das aufs ganze Album hoch. "Zuletzt haben wir experimentiert, etwas anderes machen wollen. Wir haben diesmal versucht, uns auf unsere Kernkompetenzen zu konzentrieren und nicht darüber nachzudenken, wo wir am Ende landen würden. Es geht diesmal vor allem um die Songs", erklärt er. "Dass wir so viel Zeit hatten, war dabei ein ganz schöner Luxus. Wir konnten uns in aller Ruhe überlegen, was die beste Single wird, wie man das Video angehen kann und so." Den Fans gefällt's - das dürfte nach einer ersten Kurztournee durch Großbritannien klar sein. Und um die geht es schließlich. ~ Jochen Overbeck (teleschau)
Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Starsailor
Nie wieder cool sein! Die Souveränität von Starsailor
Für eine junge Band ist es nicht sehr schlimm, ein wenig altmodisch zu sein. Jeff Buckley, Crosby, Stills, Nash & Young - das sind Bezüge, mit denen man schon Musik machen darf. Als Starsailor vor acht Jahren plötzlich mit Singles wie "Fever" und "Alcoholic" in die höheren Regionen der britischen Hitparaden schossen, galt das doppelt: Immerhin wurde gerade eine Bewegung namens "Quiet Is The New Loud" ausgerufen, friemelten sich auch Turin Brakes, Kings Of Convenience oder I Am Kloot... mehr »