Ein Gauner mit Taktgefühl

Produktion ist sein Produkt: An Timbaland kommt keiner mehr vorbei

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Ein Gauner mit Taktgefühl

Produktion ist sein Produkt: An Timbaland kommt keiner mehr vorbei

14.12.2009 "They call me Thomas, last name Crown", beantwortet Timbaland die ungestellte Frage nach seinem Idol in Nelly Furtados Song "Promiscuous". Ein bisschen Gangster will er also doch sein, der Mann mit der bärigen Statur, der irgendwie zu nett aussieht, um der derzeit wohl gefragteste Produzent der HipHop-Szene zu sein. Und auch wenn die Ähnlichkeiten zwischen ihm und dem von Steve McQueen verkörperten Gentleman-Gauner nicht auf der Hand liegen mögen, scheint die Wahl des Vorbilds dennoch treffend: Beide schickten erst andere vor, um die von ihnen geplanten Coups durchzuziehen, kassierten dabei eine Menge Geld und wurden letzten Endes trotzdem weltberühmt.

Das Telefon im Hause Tim Mosley hört nicht mehr auf zu klingeln. Mal ist Madonna am anderen Ende der Leitung, mal Björk, mal Duran Duran. Nur Nelly Furtado und Justin Timberlake rufen wohl nicht mehr an: Mit denen dürfte sich Timbaland mittlerweile telepathisch verständigen können. Sie alle lecken sich die Finger nach dem Produzenten, der seit einigen Jahren konstant Charterfolg auf Charterfolg zaubert.

Die Weichen dafür wurden bereits vor 20 Jahren gestellt, als der heute 37-Jährige sein Geld als Hausparty-DJ in Virginia Beach verdiente und nebenbei mit anderen Halbstarken Beats bastelte. S.B.I. nannte sich das Team, dem auch Neptunes-Hälfte Pharrell Williams angehörte, eine Abkürzung für "Surrounded By Idiots". "Im Grunde waren wir das - ein Haufen Idioten", gab Timbaland einst in einem MTV-Interview schmunzelnd zu. "Aber aus uns wurden Superstars", stellt er nüchtern und bestimmt fest.

Nicht ganz unschuldig an seinem Erfolg war Missy Elliott, mit der sich Timbaland bald darauf anfreundete. Nachdem er mit "Supa Dupa Fly" 1997 nicht einfach nur ihr Solo-Debüt, sondern einen HipHop-Meilenstein produzierte, stand sein Name unter jedem Album der Rap-Queen. Nas, Jay-Z und LL Cool J wurden hellhörig, und schließlich rappte die halbe Branche zu den Sounds des Grammy-Gewinners. Während Nelly Furtado und Justin Timberlake 2006 den Namen Timbaland in der Popwelt bekannt machten, eroberte der umtriebige Beatbastler 2007 mit "Shock Value" auf eigene Faust die Charts - im Timba-Land, in dem mittlerweile auch Frau und Tochter leben, werden die Straßen mit Platin-Platten gepflastert. Dass mit "Shock Value 2" noch ein paar dazukommen, gilt als sicher.

Obwohl Timbaland nie mit Waffenbesitz, Drogengeschichten oder ähnlichen genretypischen Skandalen Schlagzeilen machte, kann das Arbeitstier dennoch keine komplett weiße Weste vorweisen: Ein finnischer Musiker beschuldigte ihn 2007, für den Nelly-Furtado-Track "Do It" bei ihm abgekupfert zu haben. Die Klage wurde fallen gelassen, doch ließ Timbaland in einem Radio-Interview durchblicken, dass seine Einstellung zum geistigen Eigentum tatsächlich recht lax zu sein scheint: Stehlen hieße für ihn, in jemandes Haus zu wandern, beim Produzieren zuzuschauen und das Endprodukt jemandem wie Nelly Furtado anzubieten. Er würde lediglich sampeln: etwas hören, verwenden und nicht immer Zeit haben, herauszufinden, wer eigentlich die Rechte daran besitzt. Thomas Crown hätte es nicht besser formulieren können. ~ Annekatrin Liebisch (teleschau)

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