In der Unschuld liegt die Kraft
Yeah-Yeah-Yeahs-Sängerin Karen O gibt nur auf der Bühne die exaltierte Frontfrau
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In der Unschuld liegt die Kraft
Yeah-Yeah-Yeahs-Sängerin Karen O gibt nur auf der Bühne die exaltierte Frontfrau
10.04.2009 Exaltiert, extravagant, extrem cool: Karen O gilt mit Recht als eine der schillerndsten Hauptdarstellerinnen im Rockzirkus. Oder anders - vielleicht etwas undamenhaft - ausgedrückt: Sie ist einfach eine Rampensau. Denn nicht zuletzt durch ihre einzigartige Bühnenpräsenz, durch Live-Shows, bei denen die Sängerin sich selbst und das Publikum völlig verausgabte, avancierte der Garagenpunk der Yeah Yeah Yeahs schnell vom Underground-Geheimtipp zum mainstreamtauglichen Sound der Stunde. Und konnte das 2003er-Debütalbum "Fever To Tell" des New Yorker Trios eine halbe Million Einheiten verkaufen. Diese wilden Zeiten liegen inzwischen hinter der Band. Das lässt nicht nur ihr drittes Album "It's Blitz!" vermuten, das weniger ungestüm und weitaus verspielter als früher daherkommt. Auch im Interview zeigt sich, dass die als Karen Lee Orzolek geborene 30-Jährige eine völlig unaufgeregte Musikerin ist. Die, wie sich herausstellt, so rein gar nichts mit ihrer aufbrausenden Bühnenpersönlichkeit am Hut hat. Sondern sich lieber zurückzieht.
Schon der überraschende Erfolg des Debütalbums, der Tourneen rund um den Globus mit sich brachte, war laut Karen O vor allem eines - "äußerst strapaziös". Es folgten Einladungen zu den Grammys, Fotos mit Paris Hilton und der Versuch, die - nicht nur optisch - bestens zu vermarktende Sängerin als Futter für Yellow-Press-Schlagzeilen zu ausnutzen.
Nicht unbedingt die Welt der Karen O und wie die Sängerin zugibt auch ein Grund, der New Yorker Hipster-Szene den Rücken zuzukehren. Die Hauptmotivation für den Umzug nach L.A. indes war eine andere: "Wenn du viel unterwegs bist, und dann in ein kleines, beschissenes Apartment zurückkommst, für das du in New York auch noch einen Haufen Geld bezahlst, dann ist das auf Dauer nichts", sagt Karen O. "Ich brauchte einfach ein bisschen mehr Lebensqualität. Und in New York gab es auch nichts, was ich noch genießen konnte, so selten, wie ich dort war. Deswegen war es reizvoll, an einen Ort zu ziehen, der ein wenig mehr Zufluchtsort sein kann. Wo man sich ausruhen, entspannen kann."
Der Wunsch nach einem geordneten Rückzug, nach "so wenig Ablenkung wie möglich" leitete die Band auch, als es darum ging, einen Ort für die Aufnahmen zu "It's Blitz!" zu finden. Die Wahl fiel schließlich auf die nahe Boston gelegenen "Longview Studios", einen umgebauten Bauernhof aus der Zeit der Jahrhundertwende, der laut Karen O seinem Namen alle Ehre macht: "Wenn du dort aus dem Fenster schaust, hast du einen schier unendlichen Blick auf Wiesen, einen See, Wälder. Ein Gefühl von Weite. Und ich glaube, dieses Gefühl hat sich übertragen, ist ein neues Element in unserer Musik." Den Begriff "Pop" mag die Frontfrau dafür allerdings nicht in den Mund nehmen. "Etwas zugänglicher" sei "It's Blitz" womöglich, räumt sie ein. Aber bestimmt kein Album, das man schon nach drei Wochen wieder vergessen habe.
"Popmusik ist doch meistens nur schöne Oberfläche", fügt Orzelek ihren Ausführungen noch an. Dass die Sängerin mit Glamour, Glanz und Gloria des Mainstream-Pop-Business nichts rechts anzufangen weiß, erstaunt nicht. Aber dass der offensiv auftretenden Frontfrau der Yeah Yeah Yeahs die ihr stets zu Teil werdende Aufmerksamkeit "nicht unbedingt zu hundert Prozent angenehm" ist, verwundert dann doch. Und Karen O gibt dann auch offen und mit einem entwaffnenden Lachen zu, dass zwischen ihrer Bühnenfigur und ihr als Privatperson, "ein ziemlich großer Unterschied" bestehe. "Klar, beides bin schon ich, aber das ist fast wie Tag und Nacht", sagt sie. "Aber schon als wir mit der Band anfingen, wollte ich unbedingt etwas erschaffen, das als Ganzes überzeugt. Etwas, das mich auch selbst fasziniert hätte. Wie ein Rockstar aussehen, sich wie ein Rockstar anziehen, überhaupt diese Figur Rockstar ausfüllen. Größer als das Leben zu sein, das fand ich reizvoll. Denn warum sollte man das auch nicht? Wahrscheinlich bietet dir nur eine Rockband die Chance, mit so einem Verhalten durchzukommen."
So kristallisiert sich während des Gesprächs immer mehr das Bild einer Musikerin heraus, die so gar nichts mit ihrer äußeren Erscheinung gemein hat. Die ihre Sätze vorsichtig formuliert, fast ein wenig wie ein leicht schüchterner Teenager wirkt. Und folglich Fragen zur angesagten New Yorker Musikszene ins Leere laufen lässt. Stattdessen beschwört sie lieber die Inspiration, die für sie von Filmen ausgeht. Besonders angetan haben ihr es die romantischen Komödien von Regisseur John Hughes, der in den 80-ern mit Streifen wie "Pretty In Pink" oder "The Breakfast Club" Filmgeschichte schrieb.
"Seine Filme sind - in aller Kürze - einfach der pure Ausdruck des Erwachsenwerdens", schwärmt Orzelek. "Der Herzschmerz, das Kranksein vor Liebe, die Dramatik, mit der alles in diesem Alter empfunden wird, diese Filme präsentieren Gefühle in reinster Form. Und sind zudem noch witzig. Und genau diesem Zustand versuche ich nachzuspüren, wenn wir Musik schreiben. Denn jeder kann diese Gefühle, diese Phase seines Lebens nachvollziehen, weiß, wie es ist, sich selbst Fragen wie 'Warum hat er mich nicht zum Abschlussball eingeladen?' zu stellen." Und vielleicht speist sich ja die überschäumende Energie ihrer Bühnenauftritte auch aus dieser Quelle. Aus der Kraft der jugendlichen Unschuld. ~ Stefan Weber (teleschau)
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