Sollte jemand nicht wissen, was Death-Metal ist, braucht er nur mal bei "Cannibal Corpse" reinzuhören. Denn "Cannibal Corpse" ist Death-Metal und Death-Metal ist "Cannibal Corpse". ~ Metal Channel aufklappen »
Die wohl bekannteste Band dieses Genres, von vielen kopiert und als Referenz herangezogen, besteht seit 1988 und stammt aus New York. Die Cover-Gestaltung bereits ihres Erstlings aus 1989 "Eaten Back To Life" rief die Moralapostel auf den Plan und läutete für "Cannibal Corpse" eine Geschichte der zensierten Artworks ein. Spätestens mit ihrem dritten Album "Tomb of the Mutilated" avancierten sie zu den Top-Acts der Szene. Auswüchse der Zensurwut, die letztendlich das Interesse an "Cannibal Corpse" eher steigerten, waren z.B. in Deutschland zu verzeichnen, wo u.a. auf Betreiben einer Lehrerein (Christa Jenal) Auftrittverbote durchgesetzt wurden und selbst im Jahre 2006 noch einige Titel nicht live gespielt werden durften - wegen der Lyrics(!).
Versteht irgendjemand das Gegrunze überhaupt? Zumindest ist es schwerer verständlich als die unrühmliche Menge der gewaltverherrlichenden Texte vieler Rapper, die ohne Weiteres die Zensur passieren und dabei trotz ihrer Un-Musik ein breiteres Publikum ansprechen. Naja, die selbsternannte Sittenwächterin hat sicherlich die Welt ein Stück besser gemacht - LOL. Auch ist nicht nachzuvollziehen, wieso in Deutschland einige Covers durch "harmlosere" Versionen ersetzt werden mussten, wo doch jeder weiss, dass man sich bei Bedarf selbst als Jugendlicher völlig problemlos die krassesten Horrorvideos besorgen kann.
Ein Merkmal von Horror ist es, das Innere nach aussen zu kehren - offensichtlich (vordergründig) wollen einige (politisch legitimierte) Kräfte die "zu Erziehenden" (ein Anspruch, der bisher lediglich in ein klägliches Zeugnis ihres Versagens mündete) vor etwas bewahren, was in unserer Welt ohnehin vorhanden ist, unsere Welt nachhaltig prägt - ist es das Innere genau dieser Kräfte, das sie nicht preisgeben wollen? Gewalt, Brutalität und Scheusslichkeit sind leider Elemente unserer Zivilisation - es gilt jedoch, ihnen etwas entgegenzusetzen. Durch Verbote lässt sich dies am wenigsten tun. Genauso gilt es, die Angst, die durch abstossende Bilder heraufbeschworen wird, anzunehmen und zu überwinden.
Das Präsentieren von Hässlichkeit, das die - in Wahrheit - eigene Sehnsucht nach dem Schönen sublimiert, erzeugt einen Reiz und somit Aufmerksamkeit - eine Aufmerksamkeit, die nicht mehr durch den Genuss des Schönen erregt werden kann, da das Schöne bereits so standardisiert wurde, eigentlich omnipräasent ist und daher keinen besonderen Reiz mehr ausüben kann, dass es kaum noch wahrgenommen wird. Die allgemein vollzogene Desensibilisierung fordert neue Reizstellen. Was hats nun mit der Angst auf sich? Diejenigen, die durch das Präsentieren abstossender Inhalte Angst heraufbeschwören, setzen nur ihren eigenen Ängsten etwas entgegen, indem sie sie abbilden. Anders gesagt, wollen sie diejenigen, vor denen sie selbst Angst haben, ängstigen.
Und wie siehts mit dem Tod, seinen Bildern und Symbolen, aus? Warum wird soviel mit dem Tod gespielt? Es ist wohl auch die verdrängte Sehnsucht nach dem Schönen, wobei der libidinöse Aspekt durch den Wunsch nach enthemmter Leidenschaft bis hin zum Tod zur Geltung kommt. Ein weiterer Akt der Sublimation, in dem die die Sehnsucht nach dem Schönen durch den Flirt mit dem Tod ersetzt wird. Fest steht, dass es ist besser und schöner, sich harmonische Bilder und Klänge zuzuführen und seine Umwelt positiv wahrnehmen zu können - aber dies setzt einen Lernprozess voraus (der das u.a. durch Reizüberflutung verlorengegangene ästhetische Empfinden wieder hervorholt), der auch das Umgehen mit Scheusslichkeit mit einschliesst. Es ist davon auszugehen, dass "Cannibal Corpse" ihre Artworks und Texte auch nicht als lieblich empfinden - gewiss ist das auch nicht ihre Intention.
Weiterhin steht fest: Wer musikalisch die harte Gangart bevorzugt und auf heftigen druckvollen Sound und Staubsaugerstimmen steht, ist mit "Cannibal Corpse" bestens bedient.
Line-Up - George "Corpsegrinder" Fisher - Gesang, Pat O?Brien - Gitarre, Jeremy Turner - Gitarre, Alex Webster - Bass, Paul Mazurkiewicz - Schlagzeug
Ex-Mitglieder - Chris Barnes ? Gesang, Bob Rusay ? Gitarre, Rob Barret ? Gitarre, Jack Owen ? Gitarre