Jimi Hendrix

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40 Jahre unsterblich: Jimi Hendrix

29.11.2010 Und wieder einmal feiert die Welt die Unsterblichkeit des "West Coast Seattle Boy". Jener Terminus benennt die umfangreiche Raritäten-Sammlung, die zu Jimi Hendrix' 40. Todestag erscheint. Neben den üblichen Neuauflagen der bekannten Studio-, Nachlass- und Live-Alben, die dieses Jahr besonders opulent mit Bonusmaterial bestückt wurden oder noch werden, darf sich diese 4CD+DVD-Deluxe-Edition, die es in abgespeckten Formen nun auch in die Reihe der nicht enden wollenden, posthumen Tonträgerverwertung stellen.

Dabei hat "West Coast Seattle Boy" vieles mit dem bereits veröffentlichten umfassenden Hendrix-Nachlass gemeinsam: All die Outtakes, die Live- und Alternativ-Versionen bekannter Stücke, sowie die teils unveröffentlichten Archiv-Schätze, fügen der Person Hendrix und dem Mythos um sein Gitarrenspiel nichts Neues hinzu. Es wird kein Aha-Erlebnis beim Hören der akustischen Schätze aus der Konserve geben, selbst wenn die Klangqualität der 60 restaurierten Tondokumente, bis auf ganz wenige Ausnahmen, überdurchschnittlich gut ist.

Trotzdem wird der eine oder andere Moment auf "West Coast Seattle Boy" dem Hendrix-Fetischisten Gänsehautmomente bereiten: Gerade die dritte und vierte CD der chronologisch angeordneten Raritäten-Führung in vier Teilen haben die besten Überraschungen parat: Der orgellastige Mega-Groover "Hear My Freedom" zeigt Jimis höchst experimentelle Seite, in "Mastermind" verführt er mit souligem, honigweichem Timbre, und die gut durch die Jahre gekommene "Foxey Lady" geht in einer furios ausufernden "Fillmore East"-Version ab durch die Decke. Von der gleichen Session stammt das wunderbar verschachtelte, vor Spielfreude berstende "Stone Free".

Daneben gibt es auch Obskures, wie die nur einige Sekunden langen Momentaufnahmen "Catastrophe" oder "Play That Riff", die nicht weiter relevant sind. Das gilt auch zum größten Teil für die komplette erste CD der Dokumentation, die sich mit Hendrix' Zeit als Begleitmusiker (unter anderem für die Isley Brothers, Little Richard und Ray Sharpe) beschäftigt: Motown-Soul, vermischt mit Doo Wop und funkigen Elementen. Jimis Einfluss ist hier nur rudimentär zu hören, das ist pophistorisch sicher wichtig, aber mag das für "West Coast Seattle Boy" musikalisch relevant sein?

Die zweite CD glänzt vor allem mit interessanten Instrumentalversionen bekannter Klassiker wie "Are You Experienced?" oder "Castles Made Of Sand". Einiges wirkt hier jedoch flüchtig, für den Moment konserviert, um irgendwann vom Meister selbst weiter bearbeitet zu werden. Doch das war ab dem 18. September 1970 eben nicht mehr möglich. Und so bleibt vieles auf "West Coast Seattle Boy" etwas verloren im Raum stehen - auch wenn alle von und mit Jimi Hendrix konservierten Töne per se versiert und cool klingen mögen. Er selbst hätte das - so oder so - ohnehin nicht in dieser Form veröffentlicht.

Die DVD beinhaltet zudem eine nett aufgemachte eineinhalbstündige Lebens-Chronologie. Jimi Hendrix, verkörpert durch die Erzählstimme von Parliament- und Funkadelic-Mastermind Bootsy Collins, beschreibt sein Leben von der Geburt bis zu den Aufnahmen kurz vor seinem Dahinscheiden. Archivbilder, Konzert- und Interview-Ausschnitte prasseln auf einen ein, entschleunigt durch Collins' relaxte und angenehme Erzählweise. Viele kennen diese Geschichten über Hendrix bereits, doch in komprimierter Präsentation seiner Historie wird es noch deutlicher: Bis heute ist es eigentlich fast unbegreifbar, wie dieser junge Mann in so kurzer Zeit so viel Bleibendes und Wertvolles schaffen konnte. Vielleicht musste er genau deshalb so früh diese Welt verlassen. ~ Constantin Aravanlis


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