Mister Gaga
Kanye West veröffentlicht "My Beautiful Dark Twisted Fantasy"
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Kanye West veröffentlicht "My Beautiful Dark Twisted Fantasy"
29.11.2010 Er ist großmäulig, wirkt dann wieder erstaunlich verletzlich - wie kürzlich in einem Interview in der NBC-"Today Show". Er gibt sich oft exzentrisch, um sich kurz darauf in Demut zu üben. Meist wirkt Kanye West aber vor allem selbstsicher und selbstverliebt. Letzteres sogar bis hin zum Exhibitionismus. Seit Kurzem kursieren Nacktbilder von Kanye West im Internet, auf denen auch sein bestes Stück zu sehen ist. Ein Fake? Nein, der Rapper hatte die Fotos persönlich per Myspace an diverse Frauen geschickt. Und wo andere Künstler vielleicht einen Rückzieher machen, alles abstreiten würden, bestätigte der US-Rapper und -Produzent in einem Radiointerview ungerührt deren Echtheit: In "Runaway", einem Song seines neuen Albums "My Beautiful Dark Twisted Fantasy", erzähle er doch genau davon. "Ich rappe nur die Wahrheit", erklärte er. Die ganze Wahrheit über Kanye West kennt aber wohl nur er selbst. Denn all die Widersprüchlichkeiten lassen sich kaum zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Was den 33-Jährigen aber - trotz oder gerade wegen allen Kontroversen um seine Person - neben Lady Gaga zu einer der spannendsten und schillerndsten Figuren der Popmusik macht.
In den letzten Wochen dominierten die boulevardesken Schlagzeilen: West gab ein Spontan-Konzert in einem Flugzeug. Erklärte, dass Coldplay talentierter als die Beatles seien. Und sorgte mit seiner neuen Diamantenzahnreihe, die er stolz ("Ich dachte einfach, das wäre cool") in der Talkshow von Ellen DeGeneres präsentierte, für Aufsehen.
Man kann Kanye West für einen widerlichen Großkotz und verrückten Aufschneider halten. Und das mit Recht. Hinter all diesem Wahnsinn steckt aber auch ein musikalisches Genie. Die ersten Kritiken zu "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" äußern sich fast durchgehend euphorisch, der US-"Rolling Stone" vergab gar die Höchstnote für Wests neues 70-Minuten-Epos. Er strebe nach der "Größe von Stadion-Rock, nach alles verschlingenden HipHop-Sounds, nach dem erotischen Glanz von Disco - und das alles immer gleichzeitig. Niemand, der halbwegs zurechnungsfähig ist, hätte dieses Album machen können."
Wie West zu diesem unberechenbaren Phänomen wurde, lässt sich vielleicht noch am ehesten anhand der gesicherten Fakten seiner Biografie verstehen. Am 8. Juni 1977 als Kanye Omari West in Atlanta geboren, wuchs er nach der Trennung seiner Eltern bei seiner Mutter, einer Englisch-Professorin, in Chicago auf. Seine "feminine Seite" sei deswegen sehr ausgeprägt, sagte er einst. Vielleicht eine Erklärung für seine stets höchst - vorsichtig ausgedrückt - emotionalen Reaktionen.
Von einer Problem-Kindheit und -Jugend war West indes aber weit entfernt: Nach eigenen Aussagen ein guter Schüler, begann er ein Kunststudium, das er bald zugunsten seiner Musikkarriere abbrach. Denn nach einigen Produktionen für lokale Künstler klopften bald renommierte HipHop-Act bei West an, der Durchbruch gelang ihm dann im Jahr 2001: Gemeinsam mit Jay-Z arbeitete er an dessen Meisterwerk "The Blueprint". Drei Jahre später dann das erste Soloalbum "The College Dropout", mit dem er prompt einen Grammy für das beste Rap-Album gewann.
Kurz zuvor hatte es ein weiteres einschneidendes Erlebnis in Wests Leben gegeben: Im Oktober 2002 kostete ihn ein Autounfall beinahe das Leben, ein Schockmoment, den der Rapper in seiner ersten Single "Through The Wire" verarbeitete. Einen Schutzengel müsse er gehabt haben, rappte er dort. Auch andere Songs, vor allem "Jesus Walks", in dem West Gott um seinen Rat bittet, zeigten einen gläubigen West. Stets beeinflussten persönliche Erlebnisse seine Musik: Die Trauer und den (Herz-)Schmerz über den Tod seiner Mutter, die an den Komplikationen einer Schönheitsoperation starb, und über die Trennung von seiner langjährigen Partnerin, der Designerin Alexis Phifer, sang sich West 2008 im kühlen und reduzierten "808s & Heartbreak" von der Seele.
Insofern konnte man gespannt sein, wie der Rapper nun musikalisch reagieren würde. Denn schon in der Vergangenheit mit kontroversen TV-Auftritten aufgefallen, ließ seinem Unmut ungefiltert freien Lauf. Wie etwa 2005, als er im Rahmen eines Benefiz-Konzertes für die Opfer von Hurrikan Katrina das schlechte Krisenmanagement von US-Präsident Bush mit den Worten "George Bush doesn't care about black people" kommentierte. Kein Ereignis hinterließ allerdings solche Spuren wie sein Auftritt bei den MTV Video Music Awards im September 2009, als West empört die Bühne stürmte, als Taylor Swift gerade den Preis für das beste Musikvideo entgegennahm. Statt des Country-Pop-Jungstars hätte Kollegin Beyoncé den Preis verdient, fand er. Seit dem Eklat galt West - vor allem in den USA - als "persona non grata", sogar Präsident Obama bezeichnete den Rapper als "jackass", als Idioten.
Infolgedessen tauchte West ab. Er floh "vor all den Paparazzi" zunächst nach Japan, ging später nach Rom, um dann in Hawaii wieder an neuer Musik zu arbeiten - abseits jeglichen Trubels, wie er, leicht nervös wirkend, im Interview mit Ellen DeGeneres gestand. Nachdem er sich zuvor schon mehrfach bei Swift entschuldigt hatte ("Wer bin ich, auf die Bühne zu rennen? Das würde ich nie wieder in einer Million Jahren tun", twitterte er), gab er dort auch zu, dass der Vorfall "meine komplette Welt zum Einsturz gebracht hat". Und was hatte er zu seiner Verteidigung vorzubringen? Er sehe sich selbst als "Soldat der Kultur", wenn künstlerisch Wertvolles "immer wieder und wieder nicht anerkannt" würde, sehe er es als seine Aufgabe, darauf hinzuweisen, so West.
Ein Rächer des guten Geschmacks also? Ein vom Glauben (an sich selbst) getriebener Kreativer? Oder doch einfach nur ein selbstverliebtes Großmaul? Vielleicht liegt Wests "Opfer", Taylor Swift, mit ihrer Einschätzung nicht falsch. Im Text von "Innocent", einem Song ihres neuen Albums "Speak Now", bezeichnet sie West als "unschuldig", als einen 33-Jährigen, der immer noch dabei sei, erwachsen zu werden. Wenn dies zutrifft, dann ist West wohl vor allem eines: ein musikalisches Wunderkind. ~ Stefan Weber (teleschau)
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