Selig

Ewigkeit? Auf Dauer langweilig!


Selig veröffentlichen "Von Ewigkeit zu Ewigkeit" und treten für Hamburg beim "Bundesvision Song Contest" an

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Ewigkeit? Auf Dauer langweilig!

Selig veröffentlichen "Von Ewigkeit zu Ewigkeit" und treten für Hamburg beim "Bundesvision Song Contest" an

20.10.2010 Dass ihr Comeback so erfolgreich werden würde, damit hätten Selig selbst nicht gerechnet: Zehn Jahre nach ihrer Auflösung schafften sie es letztes Jahr mit ihrem neuen Album auf Platz fünf der Charts und spielten überall ausverkaufte Konzerte. Der Nachfolger "Von Ewigkeit zu Ewigkeit" klingt nun rockiger und psychedelischer. Im Interview sprechen Sänger Jan Plewka (39) und Gitarrist Christian Neander (42) über ihren zweiten Frühling als Band, über Unsterblichkeit und ihre Chancen bei Stefan Raabs "Bundesvision Song Contest", bei dem sie am 1. Oktober für Hamburg antreten.

Sie haben Ihr neues Album als das "seligste aller Selig-Alben" beschrieben. Warum?

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Jan Plewka: Es vereint den Retro-Rock von unserem Debüt, das psychedelische des "Hier"-Albums, die elektronischen Elemente von "Blender" und die positive Aufbruchstimmung von unserem letzten Album. Und genau das ist die Essenz von den seligen Grundakkorden - deswegen kann man wirklich behaupten, dass es das seligste aller Selig-Alben ist.

Ihre Wiedervereinigung war erst letztes Jahr - waren Sie von dem Erfolg so beflügelt, dass Sie gleich das nächste Album machen wollten?

Plewka: Ja, wir haben seit unserer Wiedervereinigung so viel Positives erlebt. Die Platte hat sich wahnsinnig gut verkauft, die Konzerte waren ausverkauft, die Menschen haben sich gefreut, es war alles unheimlich emotional. Das haben wir mitgenommen. Gleichzeitig haben wir aber gesehen, wie schwer die Welt um uns herum geworden ist. In den Achtzigern gab es das Burn-Out-Syndrom bei Managern - heute haben das Praktikanten. Die Zeit ist einfach nicht mehr menschengerecht. Aber durch das, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, steckt auf unserer Platte sehr viel Leichtsinn und Leichtigkeit in der Schwermut. Sie drückt einen Aufbruch aus, Schwerelosigkeit, eine Art Freiheit, Liebe natürlich, es geht aber auch um Verlust und Loslassen. Und wir hoffen, dass dieses Album dadurch, dass wir eben sehr viel positive Energie hineingesteckt haben, eine heilende Wirkung hat.

Ihr letztes Album hieß "Und endlich unendlich", das neue trägt den Titel "Von Ewigkeit zu Ewigkeit". Die Ewigkeit hat es Ihnen wohl angetan?

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Christian Neander: Es musste ja irgendwie gesteigert werden! Man befürchtet eine Trilogie.

Plewka: Beide Alben wurden in Berlin aufgenommen - David Bowie hat ja auch eine Berlin-Trilogie gemacht. Jetzt müssen wir natürlich einen wahnsinnig tollen Titel für unser drittes Album finden. "Und endlich ewig" vielleicht.

Wenn es einen Zaubertrunk gäbe, der unsterblich macht, würden Sie ihn trinken?

Plewka: Ich würde mich erst mal informieren, was nach dem Leben kommt. Und wenn da wirklich nichts ist, würde ich den tatsächlich trinken. Aber vielleicht ist da ja doch etwas nach dem Tod, das viel besser ist ...

Neander: Beim Musik machen gibt es manchmal diese Momente, in denen man riecht, dass es da irgendetwas gibt. Ich glaube, das hat mit Erfüllung in dem Moment zu tun. Dann hat man dieses Gefühl von Ewigkeit, totalem Glück, ist angstfrei. Aber das hält nicht lange, weil das so extreme Situationen sind. Aber auf Dauer wäre das mit der Ewigkeit glaube ich ziemlich langweilig. Denn was soll passieren? Dann gehst du vielleicht mal die eine Grenze ab, bist vielleicht ganz böse - dann bist du ganz lieb. Vielleicht dann doch lieber ein Leben nach dem Tod, das befreit ist von all den Zwängen, Ängsten und Egos. Das wäre natürlich herrlich.

In einigen Songs auf Ihrem Album geht es um den Abschied von dieser Welt. Hat Sie dieses Thema aus einem besonderen Grund beschäftigt?

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Plewka: Christian und ich haben während der Tour zum letzten Album einen Freund von uns im Krankenhaus besucht - das war auch das letzte Mal, das wir ihn gesehen haben. Das war ein einschneidendes Erlebnis, denn als Christian und ich anfingen zusammen Musik zu machen, war Peter immer da. Er war die ganze Zeit über so etwas wie der gute Geist von Selig.

Neander: Er freute sich aber wahnsinnig, uns zu sehen. Und vor allem zu sehen, dass wir uns wieder verstehen. Die Endlichkeit wird einem durch den Tod von Freunden und das eigene Alter natürlich viel bewusster. Zeit wird immer wichtiger und wertvoller. Ich vertrödele nicht mehr so viel Zeit und versuche effektiver zu sein, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich bin gerade Vater geworden und war selten in meinem Leben so zufrieden mit den Dingen wie im Moment. Das kann ruhig noch etwas so weiter gehen.

Was ist Ihr Geheimrezept, damit Sie sich untereinander nicht wie vor zehn Jahren irgendwann auf die Nerven gehen und streiten?

Plewka: Wir sind Selig, wenn wir zu fünft sind. Aber wenn wir aus diesem Kreis heraustreten, sind wir Privatmenschen. Das war damals nicht so. Da war Selig alles, da hat man nachts noch von der Band geträumt. Das muss man umgehen. Heute haben wir alle Familien und andere Projekte - das ist sehr gut und auch viel inspirierender, wenn wir alle Sachen von außen mitbringen, die man dann zu Liedern machen kann.

Also ist die zweite Reinkarnation von Selig besser?

Plewka: Gesünder.

Neander: Und viel entspannter. Wir haben denselben Wahn und dieselbe Lust wie früher. Aber durch das Älterwerden und das Bewusstsein um das, was früher nicht so gut war, macht es auf jeden Fall mehr Spaß.

"Wir haben nichts zu verlieren und das Verlangen nach mehr" heißt es in dem Song "5000 Meilen". Geht es da um Selig?

Plewka: Das ist unser Bandlied, genau. Das steigt so in die Höhe, wie ein Zeppelin, man merkt richtig, wie man abhebt und von dort oben kann man auf die Zeit gucken, die wir miteinander verbracht haben, und auf die Ufer, an denen wir lagen - und die Angst über Bord werfen, damit man noch mehr steigt.

Ihr nächstes großes Projekt ist Stefan Raabs "Eurovision Song Contest" am 1. Oktober, bei dem Sie für Hamburg antreten. Herr Plewka, Sie sind dort mit der Band TempEau schon mal angetreten.

Plewka: Wenn ich daran zurückdenke, muss ich immer grinsen. Wir hatten Mädchen dabei, die so Hasenmasken aufhatten und wir haben im Backstage-Bereich nur Quatsch gemacht. Das war echt lustig.

Was planen Sie für diesen Auftritt?

Plewka: Wir sind tatsächlich immer noch in der Planung, mal sehen. Wir haben schon fünf verschiedene Konzepte gekippt.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Plewka: Wir gehen da nicht mit so einem Wettbewerbsgedanken rein, sondern wir machen mit, um den Adrenalin-Kick zu kriegen. Ich finde es toll, dass man da Hand in Hand mit Newcomern auf die Bühne geht.

Neander: Ich denke auch, dass das Podium das Wichtigste bei dieser Veranstaltung ist. Gewinnen werden natürlich Unheilig. Das ist eine klare Sache. Ich + Ich werden Zweiter. Wir haben eine Chance auf den dritten Platz.

Plewka: Ich möchte vor Bernd Begemann sein (lacht). Das wäre sonst irgendwie komisch.

Neander: Wen gibt's noch?

Plewka: Diese Stanfour, die werden wahrscheinlich Dritter. Und dann gibt's noch Silly, die werden Vierter. Dann werden wir Fünfter. Wie sind fünf Leute, wir werden Fünfter!

Selig auf Deutschland-Tournee

22.11., Köln, E-Werk

23.11., Freiburg, Jazzhaus

24.11., München, Muffathalle

27.11., Würzburg, Posthalle

28.11., Erlangen, E-Werk

29.11., Stuttgart, LKA Longhorn

01.12., Münster, Skaters Palace

02.12., Dortmund, FZW

04.12., Mannheim, Alte Feuerwache

05.12., Darmstadt, Centralstation

06.12., Frankfurt, Batschkapp

08.12., Bielefeld, Ringlokschuppen

09.12., Hannover, Capitol

10.12., Bremen, Aladin

12.12., Rostock, Mau Club

13.12., Berlin, C-Halle

14.12., Dresden, Schlachthof

16.12., Erfurt, Gewerkschaftshaus

17.12., Leipzig, Haus Auensee

18.12., Magdeburg, Factory

20.12., Hamburg, Docks ~ Nadine Lischick (teleschau)


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