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Beyoncé: "I Am...World Tour"

30.11.2010 Was für ein Arbeitstier, diese Frau, was für eine Perfektionistin! Auf ihrer Tour durch 78 Städte spielte sie 108 Shows in 32 Ländern vor 1,1 Millionen Fans. Und dass sich das Ganze nun auf der DVD "I Am ... World Tour" brillant macht, davon kann man bei dem Anspruch, den Beyoncé an sich selbst hat, getrost und zu Recht ausgehen.

Der Live-Auftritt Beyoncés ist wie ein aufwendiges Musikvideo geschnitten, mit raffinierten Effekten gefilmt, unzählige Kameras erlauben rasante Schnitte. Dass das Bild messerscharf, der Sound knackig ist, versteht sich fast von selbst. Und bei den funkelnden, schillernden Kostümen und Lichtspielereien rast der Puls bereits nach dem ersten Song "Crazy In Love" so hoch, dass man ganz froh über das schwüle, rot beleuchtete sexy "Naughty Girl" ist, das gleich darauf folgt. Zumindest als Frau, denn Verehrern der schönen Sängerin dürfte spätestens nach den Räkeltänzen ihrer Backing-Girls der Schweiß über das Gesicht laufen.

Zu den Live-Aufnahmen kommen besonders süße, komplett ungeschminkte Einblicke und O-Töne in Form eines Videotagebuchs, live aus ihrem Hotelbett, dem Kaufhaus, dem Flieger oder einer Sonnenterrasse. Die zeigen die 130 Millionen Tonträger schwere Beyoncé kurzfristig einmal nicht als einen der größten weiblichen Stars weltweit, sondern als das unkomplizierte Mädel, das sie am Anfang ihrer Karriere war und scheinbar (zumindest für die Kamera) immer noch ist. Das ist fast so beeindruckend wie die Show, die mit Gästen wie Ehemann Jay-Z ("Crazy In Love") und Kanye West ("Ego") aufwartet.

Im Zentrum der Show steht aber natürlich ganz allein Beyoncé, die auch musikalisch beeindruckt. Denn die Live-Arrangements ihrer Songs sind mutig, hin und wieder recht rockig, auch schräg und dann wieder voller Soul - fast noch besser als etwa bei Tina Turner. Die Band spielt perfekt, die Show wirkt temperamentvoll und dramatisch, die Bildeffekte auf der Bühne sind unglaublich, die Choreografien ihrer unzähligen Tänzer sind in wahnwitziger Synchronität eingeübt, und auch Beyoncé selbst liefert eine artistische Einlage am Trapez und natürlich brillante Tanznummern.

So perfekt, dass man meinen könnte, Beyoncé sei ein Android: Spätestens, wenn man sieht, wie schön und unverschwitzt sie auch noch nach dem 20. Song ist und dass sie nach hinten quasi in die Brücke gehen kann, ohne die Hände zu benutzen und den Kopf bis fast nach unten zum Boden bringt, muss man annehmen, dass die Sängerin von findigen Technikfreaks am Reißbrett konzipiert wurde. Für diese These sprechen auch die spacigen Anzüge bei "If I Were A Boy" und bei "Robot". Sowie die Tatsache, dass ihre Show absolut makellos ist. Ja, Entertainerin Beyoncé haut selbst griesgrämige R&B-Hasser um. Allerdings nur, wenn man ihre Höchstleistungen auch sieht. "I Am ... World Tour" erscheint auch als CD + DVD, auf dem Audio-Tonträger überdeckt das Jubeln der Fans leider die Musik, was auf der DVD nicht der Fall ist. ~ Kati Hofacker


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