Doppelt auftreten hält besser
Beyoncé erfindet mit "I Am ... Sasha Fierce" zwei musikalische Identitäten
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Doppelt auftreten hält besser
Beyoncé erfindet mit "I Am ... Sasha Fierce" zwei musikalische Identitäten
14.11.2008 "Sasha Fierce hab' ich das erste Mal gesehen als Beyoncé sechs Jahre alt war. Sie hatte damals noch keinen Namen, aber etwas verwandelte dieses schüchterne und ruhige Mädchen vor Publikum in eine wilde, selbstbewusste Furie", erzählt Beyoncé Knowles' Vater Mathew. Auf den ersten Blick eine leicht seltsame Konstellation, dass eine erfolgreiche 27-jährige Künstlerin ihren Vater und Manager vor dem Interview Erläuterungen zu ihrem neuen Album abgeben lässt. Aber in gewisser Weise auch konsequent. Schließlich hatte ihn seine Tochter ihn im Februar angerufen und um Hilfe gebeten: "Sie hatte 65 Songs geschrieben und teilweise aufgenommen, war aber ratlos, wie ein Albumkonzept aussehen könnte." Gemeinsam schufen sie das Alter Ego Sasha Fierce, eine Comicfigur, die die Person Beyoncé vom Popstar trennen soll. Aus den vielen Liedideen wurde ein Doppelalbum: "I am ... Sasha Fierce".
Zeitgleich erschienen die ersten beiden Singles. Die Auskopplung "If I Were A Boy" ist eine nachdenkliche Ballade, das Sasha-Fierce-Lied "Single Ladies (Put A Ring On It)" eine spaßige Popnummer über die Beyoncé sagt: "Es ist einfach ein lustiges Lied, das zum Spaß haben anregt. Auf vielen Tanzflächen habe ich die Mädchen gesehen, wie sie die Jungs aus dem Weg schubsen und beginnen dazu zu tanzen und zu singen. Genauso ist es gemeint!"
Beide Identitäten finden auch im Artwork ihren Ausdruck: Die Beyoncé-Pressefotos präsentieren eine natürlich gestylte junge Frau, während Sasha Fierce in einer fast schon akrobatischen Pose und in Designerkleidung gehüllt, die Inszenierung Photoshop-getunter Künstler auf die Spitze treibt. Die zwei Figuren sind das Ergebnis eines Reifungsprozesses: "Je älter ich werde, desto weniger konnte und wollte ich diese beiden künstlerischen Ausdrucksformen zusammenfügen", sagt Beyoncé, "Auf der anderen Seite war es wirklich schwer für mich, dieses Konzept zu verwirklichen, denn viele Leute haben eine ganz bestimmte Erwartungshaltung mir gegenüber." Selbst in den Uptempo-Nummern möchte sie jetzt eine Message verstecken: "Auf dem Sasha Fierce-Album gibt es ein Lied, das 'Radio' heißt. Es ist hauptsächlich ein fröhliches Wohlfühl-Lied, aber wenn man auf den Text hört, geht es eben um mich und mein Erwachsenwerden."
Und auch ihr Look ist reifer geworden: "Ich interessiere mich sehr für Mode, lese ständig Blogs. Dass ich mich verändert habe, sollte sich in einem neuen Stil ausdrücken. Ich wollte weg von den kurvigen, glitzernden Outfits, die ich lange getragen habe, hin zu einer fast schon harten, architektonischen Silhouette." Bei den "Europe Music Awards" Anfang November trug sie ein skulptural-futuristisches Kleid des Modeavantgarde-Lieblings Gareth Pugh, den man bis vor kurzem nicht mit Beyoncé, sondern eher mit Kate Bosworth oder einer Moderedakteurin in Verbindung gebracht hätte.
Der US-Superstar hat es, im Vergleich zu anderen ehemaligen Kinder- und Jugendstars, die in den letzten Jahren Stammgäste auf Klatschseiten waren, geschafft, auf eine heile Art der frühen Berühmtheit ihrer Band Destiny's Child zu entwachsen. Dafür hat sie in der Celebrity-verrückten Welt einen fast schon traditionell anmutenden Künstlertypus kreiert, der die öffentliche und die private Person bewusst voneinander trennt. Ihr Privatleben hält sie unter Verschluss, spricht nicht über ihre Ehe mit Jay-Z und umgibt sich auch beruflich mit ihrer Familie und engsten Vertrauten: Ihre Mutter Tina sorgt für das Styling, ihre Schwester Solange hilft beim Songwriting, und ihr Vater fungiert, schon seit sie ein kleines Mädchen war, als ihr Manager. Dazu gehört aber auch eine Portion Glück: Papa Knowles ist offensichtlich kein despotischer Papa Jackson, der seine Kinder trimmt und ihre Mutter keine Mama Spears, die unter Verdacht gerät, Luxusgüter seien ihr wichtiger als das Glück ihrer Kinder. Dadurch erscheinen die Widersprüche zwischen der Vermarktung von Beyoncés Liedern als Klingeltöne und dem kreativen Menschen dahinter überraschend klein.
Glaubwürdig wirkt Beyoncé auch, weil sie sich nicht als Popsternchen inszeniert, sondern in die Tradition schwarzer, ernst zu nehmender Musikerinnen stellt: In ihrem ersten Film "Dreamgirls" spielte sie Diana Ross, in ihrem aktuellen Film "Cadillac Records", der im Dezember in Amerika startet und die Geschichte des "Chess" Labels erzählt, übernahm sie die Rolle der Etta James. "Sie war so anders als ich!", sagt Beyoncé. "Sie war so stark und keck. Ich musste viel recherchieren, zum Beispiel mit Heroinabhängigen sprechen, um ihren Schmerz überhaupt verstehen zu können. Ich bin so glücklich, und sie war so einsam. Aber als ich ihre Lieder gesungen und ihr Leben gespielt hatte, wusste ich, dass ich mich verändert hatte. Auch als Künstlerin."
Auch wenn Beyoncé sich gereifter und nachdenklicher gibt, ist ihr neues Album weit vom Alterswerk einer intellektuellen Künstlerin entfernt. Im Grunde geht es um ihre Jugend und darum, dass es als anderes Geschlecht bestimmt auch ganz lustig ist: "Wenn ich ein Mann wäre, würde ich als erstes in einen Club gehen, Frauen anmachen und sehen wie es ist, wenn man ständig abgewiesen wird!", erzählt sie lachend. Das ist aber kein Nachteil: Schon lange hat es kein so frisch und klassisch anmutendes Popalbum mehr gegeben. Die Lieder sind sorgfältig ausgewählt, weder Sasha Fierces Dancemusic noch Beyoncés Balladen werden Eintagsfliegen sein.
Sie selbst ist sowieso schon wieder auf dem Weg in andere Richtungen. Noch ist sie ganz beflügelt von der Wahl Obamas zum Präsidenten, für den sie intensiv Wahlkampf betrieben hat: "Ich bin froh, dass ich das erleben durfte. Wir waren alle so glücklich, haben die ganze Nacht Fahnen geschwenkt und gefeiert." Dadurch motiviert, aber auch um sich von der düsteren Last der Etta-James-Rolle zu befreien, hat sie ihr nächstes Ziel schon anvisiert: Sie möchte "Wonder Woman" spielen. Der jungen Frau, von deren Energie und Terminkalender selbst ihr eigener Vater beeindruckt ist, traut man das nicht nur zu, sondern wünscht es ihr auch. ~ Nina Scholz (teleschau)
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