Ein Hauch von Nostalgie
Tom Jones gibt sich auf "24 Hours" nachdenklicher denn je
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Ein Hauch von Nostalgie
Tom Jones gibt sich auf "24 Hours" nachdenklicher denn je
28.11.2008 68 Jahre ist Sir Tom Jones inzwischen alt. Und wenn man dem "Tiger" gegenübersitzt, sieht man ihm das auch an. Trotz seiner gefärbten Haare. Und man fragt sich auch, ob ein Mann seines Alters wirklich immer noch regelmäßig das Solarium besuchen sollte. In Würde altern - im auf Jugendlichkeit getrimmten Pop-Business immer noch ein schwieriges Unterfangen. Zumindest musikalisch zeigt sich Tom Jones auf "24 Hours" aber - im wahrsten Sinne des Wortes - auf der Höhe seiner Zeit. Es ist ein persönliches Album geworden, das den "Tiger" auch von einer gereiften, nachdenklichen Seite zeigt. Und bei dem er zum allerersten Mal in seiner langen Karriere selbst am Songwriting mitarbeitete. Zudem klingt "24 Hours" frisch und modern, wird aber von einem Hauch Nostalgie, der Erinnerung an die 60er-Jahre umweht. Jones denkt gerne an seine Glanzzeiten zurück, wie sich auch im Interview herausstellt.
Zunächst eine Formalitätsfrage: Wie darf ich Sie anreden? Denn korrekt wäre ja eigentlich Sir Thomas ...
Tom Jones: Das stimmt. Aber du kannst mich Tom nennen.
Das ist sehr nett. Wie war das, von der Queen zum Ritter geschlagen zu werden?
Jones: Ich glaube, das war der stolzeste Tag in meinem Leben.
Und wie stolz bist Du auf Dein neues Album? Es ist ja das erste Mal, das Du selbst an Songs mitgeschrieben hast.
Jones: Naja, das war reine Notwendigkeit. Bislang hatte ich immer Glück, gute Songs von anderen Schreibern zu bekommen. Aber in letzter Zeit war ich nicht glücklich damit. Als ich bei S-Curve (seine Plattenfirma, Anm. der Red.) in den Staaten unterschrieb, wollten sie, dass ich ein Album mit Coversongs mache. Aber der Einzige, den ich mochte, war "The Hitter" von Bruce Springsteen. Also fragten sie, warum ich es denn nicht selbst mache.
Also war es keine Reaktion der Art: Ich zeige jetzt allen mal, dass ich nicht nur singen, sondern auch Songs schreiben kann ...
Jones: So habe ich nie gedacht. Denn oft waren die Songs ja extra für mich geschrieben. Und auf diese Weise auch persönlich. Auch wenn es in den Songs nicht um mich ging. Ich meine, Paul Anka hat "She's A Lady" für mich geschrieben. Aber dieses Mal mal fand ich das Material einfach nicht gut genug. Deswegen fand ich, ich müsste den Songwritern wenigstens sagen, wie ich über ihre Ideen denke. Und wenn ich Akkorde verändern will, oder Melodien, dann tue ich das. Genau das habe ich auch getan. Die Essenz der Songs stammt von mir.
Gibt es denn Deiner Meinung nach keine guten Songwriter mehr?
Jones: Natürlich gibt es die. Aber die Sache mit Songwritern ist, dass sie sich immer nach Trends richten. Und nach den Plattenfirmen. Wenn Britney Spears neue Songs braucht, dann werden sie nichts schreiben, von dem sie denken, dass sie es nicht machen kann. Die Schreiber haben einfach zu viel Angst, anstatt Songs zu schreiben, die sie wirklich fühlen. Sie gehen auf Nummer sicher, weil sie glauben, alles andere würde nicht akzeptiert. Aber wem soll man die Schuld dafür geben?
Den Plattenfirmen?
Jones: Nein, so einfach ist es nicht. Das ist auch nur ein Teil dieses Puzzles. Nimm Amy Winehouse, sie hat auch ihre eigenen Songs geschrieben. Weil nichts Gutes kam. Also schrieb sie über ihre eigenen Erfahrungen. Manchmal bist du gezwungen, das zu tun.
Im Song "The Road" schreibst Du über diese Erfahrungen. Und entschuldigst Dich bei Deiner Frau für alle schlimmen Dinge, die Du getan hast. Ist Vergebung eigentlich das Wichtigste in einer Ehe?
Jones: Verständnis ist glaube ich das Wichtigste. Und natürlich Liebe, für den Anfang. Aber man muss auch befreundet sein, miteinander gut auskommen. Aber wichtig ist Verständnis, einander Raum geben, nicht versuchen, die andere Person zu einem Teil von dir zu machen. Sie ist eine eigene Person, das musst du verstehen und respektieren. Insofern hat auch Respekt viel damit zu tun. Und meine Frau hat, obwohl sie den Song gehört hat, auch nichts dazu gesagt. Sie meinte nur: Das Album ist großartig. Du klingst wieder nach dir selbst.
Auch andere Songs auf "24 Hours" klingen eher nachdenklich und nach Rückblick auf Dein Leben. Gibt es eigentlich irgendwas, das Du bereust, nicht getan zu haben?
Jones: Ich bedaure - nein, nicht bedaure -, ich denke manchmal darüber nach, dass ich gerne Filme gemacht hätte. Als ich jung war. Ich weiß, dass es jetzt zu spät dafür ist. Denn jetzt kann ich nur noch einen 68-jährigen Mann spielen.
Oder Dich selbst - wie in Tim Burtons "Mars Attacks" ...
Jones: Ja, das war ein Riesenspaß. Aber trotzdem: Du bist eben nur einmal jung. Und wenn du jung bist, denkst du darüber nicht nach. Du denkst, du hast alle Zeit der Welt. Hast du aber nicht. Du kannst diese Zeit nicht wieder aufleben lassen. Du bist nur einmal in deinen Zwanzigern. Und wenn ich zurückblicke, denke ich oft, ich hätte das tun sollen. Wenn ich alte Fernsehshows von mir ansehe. Denn auf eine gewisse Art und Weise ist es ja sowieso schon Schauspielerei, wenn du moderierst, mit anderen Leuten sprichst. Ich meine, sogar Singen ist eine Form des Schauspielerns. Aber zu der Zeit dachte ich, dass ich mit dem Singen aufhören müsste, um das zu machen. Und das wollte ich wirklich nicht.
Und im Bereich Musik gibt es nichts, das Du gerne noch getan hättest?
Jones: Doch, ein paar kleinere Sachen. Ich war zum Beispiel mal in L.A., um eine Ed-Sullivan-Show aufzuzeichnen. Vorher war ich deswegen üblicherweise in New York, aber als das Farbfernsehen kam, zog die Show nach L.A. um, denn dort hatten sie die Möglichkeit, die Sendung in Farbe auszustrahlen. Also flog ich nach Los Angeles. Und ich hatte ein Visum für die Dauer der Show, eine Woche oder so. Danach sagte ich zu meinem Manager: Ich mag L.A., wann muss ich denn zurück in London sein? Er sagte: Bleib noch eine Woche, wenn du willst, aber dein Visum ist abgelaufen, also halt die Füße still. Ich sagte: Alles klar. Also schaute ich mir Little Richard in diesem Club in L.A. an. Und er wollte, dass ich auf die Bühne komme und mit ihm singe. Ich sagte, dass ich das wirklich nicht machen könnte. Das Publikum war aufgebracht! Ich konnte natürlich den Grund nicht nennen, oder sagen, dass ich eigentlich gar nicht hier sein dürfte. (lacht) Dass ich das nicht gemacht habe, bedauere ich wirklich. Aber damals hatte ich schon ein wenig Angst.
Wenn man Dich so reden hört, könnte man meinen, dass Du schon ein wenig nostalgisch bist ...
Jones: Nein, das würde ich nicht sagen. Ich bin einfach stolz auf das, was ich getan habe. Und ich habe viele großartige Erinnerungen. Vor allem an andere große Entertainer, die ich getroffen habe, und die nicht mehr unter uns weilen. Sinatra, Elvis, Sammy Davis. Auch viele Comedians. Bob Hope. Großartige Leute, Leute, die ich als Kind bewunderte. Und dann habe ich sie alle getroffen. Gut, bei diesen Dingen bin ich nostalgisch. Weil ich froh bin, dass ich zur selben Zeit wie diese Leute gelebt habe.
Gibt es irgendjemand, den Du vermisst?
Jones: Ja, es ist einfach eine Schande, dass Elvis nicht mehr in Vegas ist. Immer wenn ich dort bin, muss ich an ihn denken. Denn früher hingen wir nach der Show die ganze Nacht in der Suite zusammen rum. Und er ist jetzt nicht mehr da. Diesen Teil vermisse ich.
Wie fühlst Du Dich heute nach einer Show?
Jones: Es ist wesentlich einfacher runterzukommen. Ich kann mich besser entspannen. Als ich noch jünger war, brauchte ich länger, mich zu beruhigen.
Und wie ist es umgekehrt? Wird es schwieriger auf die Bühne zu gehen und der "Tiger" zu sein?
Jones: Nein. Denn meine Stimme ist immer noch stark. Deswegen ist das kein Problem. Ich bin beispielsweise gerade zur "Jools Holland Show" in London gewesen. Ich hatte neue Schuhe an. Und der rechte war zu eng. Kurz vor dem Auftritt dachte ich noch, dass ich vielleicht die Schuhe wechseln sollte. Aber sobald ich zu singen anfing, hab ich den Schmerz nicht mehr gespürt. Man ist so sehr mit dem Song beschäftigt, dass alles andere egal ist. Insofern gilt: Solange meine Stimme da ist, trägt mich das. ~ Stefan Weber (teleschau)
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