"Rückblickend waren die Hosen zu eng"

Tom Jones veröffentlicht sein spirituell geprägtes Album "Praise And Blame"

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"Rückblickend waren die Hosen zu eng"

Tom Jones veröffentlicht sein spirituell geprägtes Album "Praise And Blame"

26.07.2010 War es nur eine PR-Aktion oder echter Ärger? Vor einigen Wochen wurde eine E-Mail des Vize-Präsidenten von Island Records, David Sharpe, bekannt. Darin bezeichnete er Tom Jones' aktuelles, spirituell ausgerichtetes Album "Praise And Blame" als "kranken Witz" und forderte mehr Songs nach dem Muster von "Mama Told Me". Ob kühl kalkuliert oder wirklich wütend: Mit seiner Überraschung war der Manager nicht alleine. Auch Jones' Fans waren bei einem seiner letzten Auftritte auf dem "Latitude"-Festival irritiert, als er sich weigerte, seine bekannten Partyhits zu spielen, und stattdessen an seinen Gospelnummern festhielt. Ausgerechnet Tom "Sex Bomb" Jones. Der Tiger. Sollte man ihm diese Wandlung wirklich abnehmen?

Aber warum eigentlich nicht? Der mittlerweile 70-jährige Tom Jones zeichnete sich zeit seiner langen Karriere nicht nur durch zu enge Hosen und wucherndes Brusthaar aus, sondern immer auch durch Ehrlichkeit und Offenheit. Der notorische Fremdgänger ist wohl der einzige Künstler, der in Interviews nicht nur direkt gefragt wird, was denn der härteste Gegenstand sei, mit dem die erzürnte Ehefrau ihn je beworfen habe - sondern auf diese Frage auch noch ohne mit der Wimper zu zucken antwortet. Dem Berliner Tagesspiegel etwa sagte er vor zwei Jahren: "Schuhe und Bücher. Aber die größten Schmerzen hatte ich, als sie mir einmal mit der Faust ins Gesicht schlug. Ich musste oft leiden. Und ich hatte es oft verdient."

Tom Jones genoss sein Leben als Popstar - mit allen Vorzügen und Abenteuern, die es mit sich brachte - immer in vollen Zügen. Während seiner Zeit als Entertainer in Las Vegas warfen ihm die weiblichen Zuschauer regelmäßig Schlüpfer und Zimmerschlüssel auf die Bühne, und der Sänger war bekannt für seine zahlreichen Liebschaften. Die Ehe mit seiner Jugendliebe Melinda überstand seine amourösen Abenteuer genauso wie ihre Prügelattacken. "Ich danke Gott, dass ich mit einer Frau verheiratet bin, die den feinen Unterschied zwischen Liebe und Sex versteht", kommentiert Jones.

Nun aber soll Schluss mit den Eskapaden sein. Sein Sohn und Manager Mark habe ihm dazu geraten, seine Karriere als Schlüpfersammler an den Nagel zu hängen, erklärte Jones einem walisischen Nachrichtenportal. "Rückblickend waren die Hosen zu eng, und daran bin ich selbst schuld. Ich dachte nicht, dass es mir zum Verhängnis werden könnte, ich nahm an, meine Stimme würde immer durchscheinen. Aber letztendlich hat das Image mich übernommen, und die Leute haben mich wegen der Art und Weise, in der ich mich präsentierte, nicht mehr ernst genommen", erklärte Jones. "In meinem Kopf bin ich immer noch 25, und er hat mich auf Dinge hingewiesen, die ich nicht bedacht hatte - darüber, wer ich eigentlich bin."

Mit "Praise And Blame" soll es also zurück zu den Wurzeln gehen, zurück ins einfache Arbeiterviertel des walisischen Örtchens Pontypridd, in dem Jones aufwuchs. "Meine Großmutter war in einer Baptistengemeinde, und wahrscheinlich hätten ihr meine neuen Songs richtig gut gefallen", so Jones. Ob aber auch seine Anhängerschaft bereit ist, das Image des ewig lüsternen Partylöwen gegen das des altersweisen Künstlers auszutauschen? Eine Fanseite im Internet wirbt für sich mit dem Bild einer Gruppe schlüpferschwingender älterer Damen. Die Bildunterschrift: "Du kannst weglaufen, aber du kannst dich nicht verstecken, Tom!" ~ Sabine Metzger (teleschau)

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