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Alles glänzt so schön neu


Die besten Alben des Jahres

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Alles glänzt so schön neu

Die besten Alben des Jahres

19.12.2008 Man muss vielleicht nicht gleich mit Nietzsche von der "Wiederkehr des ewig Gleichen" in der Geschichte sprechen. Aber wenn man sich den Musikjahrgang 2008 rückblickend und damit schon historisierend betrachtet, kommt man nicht umhin, sich einmal mehr über die immer wieder auftretenden Wellenbewegungen der Musikgeschichte zu wundern. Afrobeat und World Music wurden wiederentdeckt, europäische Trash-Dance-Sounds von R&B- und HipHop-Superstars salonfähig gemacht und Retro-Soul setzte seinen Siegeszug in den Charts fort. Aber trotz aller womöglich bekannten Bezüge: Es ist wunderbar festzustellen, dass Musik es immer wieder schafft, glänzend und neu zu wirken. Wie die zehn besten Alben des Jahres trefflich zeigen.

1) Portishead - Third

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Mit herzlichen Grüßen an Axl Rose: So muss ein Comeback-Album nach jahr(zehnt)elanger Abwesenheit klingen. Auf "Third" nehmen Portishead dem Hörer jegliche, früher vorhandene Möglichkeit, sich in ihren düsteren Klage- und Klanguniversen einzuigeln. Denn die Soundtüftler Geoff Barrow und Adrian Utley schießen mit schwerem Geschütz: Maschinengewehr-Salven, krachenden Industrial-Riffs, Jean-Michel-Jarre-Synthies. Und Sängerin Beth Gibbons wirkt dabei hilfloser denn je. Eine Herausforderung für Herz und Verstand.

2) Santogold - Santogold

Postmodern, eklektizistisch, clever: Während anderswo diese Adjektive auch als Schimpfworte gelten dürfen, gereichen sie Santi White alias Santogold zu Ruhm und Ehre. Und greifen sogar noch zu kurz. Schließlich verstand es niemand im abgelaufenen Jahr besser, zeitgeistige Popmusikströmungen zu absorbieren und auf die Tanzflächen zu bringen. Aber egal ob globale Big Beats, Dub-Sounds, 80er-Jahre-Pop-Referenzen oder New-Wave-Noise, die Stilsicherheit Santogolds ist niemals bloße Effekthascherei. Sondern nur Mittel zum Zweck - dem toller Popsongs.

3) Fleet Foxes - Fleet Foxes

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Man darf "Fleet Foxes", das selbst betitelte Debütalbum des Quartetts aus Seattle, gerne als eine einzige Verschwendung bezeichnen. Bedient es sich doch mit vollen Händen aus dem Füllhorn amerikanischer Musiktraditionen, lässt sich bis zur Selbstvergessenheit von der Erhabenheit der Natur überwältigen. Und geht mit seinen wunderbaren Beach-Boys-Harmonien und wundersamen Folk-Melodien einfach nur sorglos um. Kein Wunder, sie sind im Übermaß vorhanden.

4) Peter Fox - Stadtaffe

"Ich bin die Abrissbirne für die deutsche Szene" - Klar spuckt Seeed-Frontmann Peter Fox auf "Stadtaffe" große Töne. Darf er aber. Denn er erlaubt es sich auch, eine klare, eine explizit musikalische Sprache zu sprechen - anders als viele andere Berlin-Bewohner. Organische Drumbeats, echte Filmorchester-Streicher, Bläser-Swing und Rock'n'Roll-Samples - zu dieser ungehörten Mixtur urbanen Pops fiel sogar dem selbstverliebten US-HipHop-Star Kanye West nur ein Satz ein: "This shit is dope!"

5) Kitty, Daisy & Lewis - Kitty, Daisy & Lewis

Die rebellische und rohe Kraft des frühen Rock'n'Roll wiederbeleben - das geht nur mit einer Extraportion jugendlicher Unverfrorenheit und Unbefangenheit. Mit Vintage-Equipment ausgestattet, schusterten die drei Geschwister (15, 17 und 18 Jahre alt) in ihrem Jugendzimmer im Norden Londons Songs zusammen, die einfach nur herrlich rumpeln und poltern. Und traten damit nicht nur den Boogie-, Rock'n'Roll-, Country- und Rockabilly-Klassikern, die sie auf "Kitty, Daisy & Lewis" nachspielten, kräftig in den Hintern. Sondern auch allen, die gleich wieder "Revival!" riefen.

6) MGMT - Oracular Spectacular

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Eigentlich ist "Oracular Spectacular" in weiten Teilen ein Album für "Rolling Stone"-Leser, trifft seltsamer Psychedelic-Pop hier doch auf kruden Glam- und gar Classic-Rock. Vielleicht kein Wunder, studierten Andrew Van Wyngarden und Ben Goldwasser doch gemeinsam experimentelle Musik. Dass das Album trotzdem generationsübergreifend und zurecht als Sensation gefeiert wurde, liegt am großen Popverständnis des Duos - und an Hymnen wie "Time To Pretend" und "Kids", die Jugendgefühl besser auf den Punkt brachten als 100 Neon-Ausgaben zusammengenommen.

7) Vampire Weekend - Vampire Weekend

Ex-Talking-Head David Byrne und Songwriter-Legende Paul Simon werden sich vielleicht gewundert haben. Da tauchen vier College-Nerds auf, bedienen sich aus dem Werk der beiden Altmeister und erschaffen damit das Indie-Pop-Album des Jahres. Das Beste an diesem selbst betitelten Debüt ist aber die niemals respektlos wirkende Leidenschaft, mit der sich Vampire Weekend afrikanische Musiktraditionen für ihre Popsongs aneigneten. Und dass eine neue Generation "Graceland" und "Remain In Light" wiederentdeckte, ist auch ein netter Nebeneffekt.

8) Bonnie "Prince" Billy - Lie Down In The Light

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Es ist zwar keinesfalls so, dass dieses Album aus dem - in jeder Hinsicht großen - künstlerischen Output von Songwriter Will Oldham aka Bonnie "Prince" Billy unbedingt heraussticht. Zumindest auf den ersten Blick. Dann jedoch entdeckt man die extrem feinfühlig austarierten Songarrangements, lernt den Einsatz von Fiddle und Slide Guitar zu schätzen. Freut sich, dass der stets etwas grummelige Schrat tatsächlich etwas Licht in seine Kompostionen lässt. Und darf sich Will Oldham - vielleicht zum ersten Mal - als einen glücklichen Menschen vorstellen.

9) Die Toten Hosen - In aller Stille

Campinos Filmkarriere, eine Unplugged-Show, immer leicht unausgegorene Alben - der Hosen-Motor stotterte etwas in den letzten Jahren. Auf die wütenden Punk-Drehzahlen früherer Tage kommt "In aller Stille" zwar nicht, läuft aber mehr als rund. Denn angetrieben wird es durch dreckigen Rock, die immer noch vorhandene innere Unruhe und textliche Reife - und nicht durch Jägermeister-Blödeleien oder FC-Bayern-Hass. Oder anders formuliert: Kein Spaß-Punk mehr, dafür Punk, der wie Hosen-Live-Shows endlich wieder ungemein Spaß macht.

10 ) The Killers - Day & Age

Sicherlich ist "Day & Age" eines der umstrittensten Alben des Jahres. Und zugegeben: Oft schliddern The Killers nur haarscharf am 80er-Jahre-Popkitsch und 90er-Jahre-Dance-Trash vorbei. Aber die fantastische Textzeile "Are we human or are we dancer?" und die dazugehörige Single "Human" werden von 2008 hängen bleiben. Und die Tatsache, dass das Quartett aus Las Vegas auf seinem Weg zur neuen Stadionrocknummer wunderbar groß(spurig)en Glamour-Pop komponiert - und jegliches U2-Pathos vermeidet. ~ Stefan Weber (teleschau)


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