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Über Canossa nach Oslo


ARD und ProSieben suchen Seite an Seite "Unseren Star für Oslo"

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Über Canossa nach Oslo

ARD und ProSieben suchen Seite an Seite "Unseren Star für Oslo"

29.01.2010 "Na also, geht doch ..." - Viel lakonischer hätte Stefan Raab in seiner ersten Reaktion nicht kommentieren können, was unterm Strich eine kleine Fernsehsensation ist. Die ProSieben-Wunderwaffe und der öffentlich-rechtliche NDR machen in Sachen "Eurovision Song Contest" gemeinsame Sache - ein bislang einmaliger Vorgang. Aber es steht nicht weniger auf dem Spiel als Wohl und Wehe des deutschen Schlagers. Oder vielleicht sogar das Schicksal Deutschlands in Europa? Das muss man fast meinen, wenn man die Äußerungen von ARD-Programmchef Volker Herres hört: Die Zusammenarbeit mit Raab sei zwar eine "überraschende Liaison", aber "wenn es um eine nationale Aufgabe geht, kenne ich keine Konkurrenten, sondern nur Deutsche!"

Dass Handlungsbedarf bestand war klar: 2009 sprang für das aseptische Diskoduo Alex Swings Oscar Sings! beim "Eurovision Song Contest" in Moskau nur Platz 20 heraus - das (vorläufige) Ende einer schier endlosen Verkettung nationaler Grand-Prix-Demütigungen. So konnte, so durfte es nicht weitergehen. Da frisst der Teufel lieber Fliegen, und sogar die ARD springt über den langen Gremienschatten.

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"Die Entscheidungswege in der ARD sind derart kompliziert, dass sie mit unserer Arbeitsweise nicht vereinbar sind", hatte Stefan Raab erste Annäherungsversuche seitens der für den Grand Prix verantwortlichen ARD-Rundfunkanstalt NDR abgekanzelt, wo man sich seinerseits auch nicht ganz einig war. Die anschließende Verkündung, ProSieben und ARD werden das deutsche Schlagerschiff nun doch gemeinsam flott machen, kam dann entsprechend überraschend.

Nicht jedoch für Raab. Unstimmigkeiten? Habe es nie gegeben, wiegelte der Unterhaltungsgigant auf Nachfrage nonchalant ab: "Für die Tatsache, dass die ARD an dieser Veranstaltung beteiligt ist, ging es sogar noch recht schnell." Und gegenüber dem NDR-Medienmagazin "Zapp" legte der sonst so Interview-scheue Entertainer noch mal kräftig nach: "Die Unterhaltung in der ARD ist etwas traditioneller und bei den Privaten vielleicht ein bisschen progressiver, innovativer. Wir versuchen hier auch, etwas vom Glanz des Privatfernsehens ins Öffentlich-Rechtliche hineinzutragen."

Klar, Raab kostet seinen Triumph genüsslich aus. Die stolzen Macher des gebührenfinanzierten Fernsehprogramms kommen schließlich nicht alle Tage an, um auf Knien um Nachhilfe zu bitten. In der gemeinsamen Pressekonferenz mit Herres, die passend zur staatstragenden "Liebesheirat" (Raab) im "Käfer"-Restaurant im Reichstag stattfand, konnte sich der Entertainer dann auch einen letzten Seitenhieb auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht verkneifen: "Freuen Sie sich, dass ihre Gebühren zum ersten Mal richtig eingesetzt werden!".

Und so gehen ab 2. Februar - von den Zuschauern mitbezahlt - ProSieben und die ARD mit der Show "Unser Star für Oslo" auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten für den Songwettbewerb. Dabei werden ProSieben-Allzweckwaffe Matthias Opdenhövel und 1LIVE-Radiomoderatorin Sabine Heinrich gemeinsam durch die acht Ausscheidungs-Liveshows führen. Die Vorrunde und das Halbfinale laufen bei ProSieben, das Erste sendet das Viertel- und das Finale (Freitag, 12. März, 20.15 Uhr).

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Bei den 20 Kandidaten, die unter 4.500 Bewerbern ausgewählt wurden und nun gegeneinander antreten, dürfte es sich vorwiegend um unverbrauchte Gesichter und Namen handeln. In der Hoffnung, dass erneut einem Nobody der Durchbruch gelingt, ganz so wie das dem jetzigen Chefjuror Stefan Raab 2004 mit seinem bis dato unbekannten Schützling Max Mutzke glückte, der in Istanbul immerhin Achter wurde.

Jeweils zehn Kandidaten treten in den ersten beiden Shows gegeneinander an. Je fünf erreichen die nächste Runde, deren Anzahl sich unter den Augen prominenter Gastjuroren wie Peter Maffay, Xavier Naidoo, Sarah Connor, Marius Müller-Westernhagen und Jan Delay dann zusehends dezimiert. Das Besondere: Die Zuschauer entscheiden am Ende per Voting zuerst über den Siegertitel und dann noch einmal getrennt über den Interpreten, der die Reise in die norwegische Hauptstadt antreten darf. "Damit wollen wir den größtmöglichen gemeinsamen Nenner finden, damit letztlich die ganze Nation hinter unserem Kandidaten steht", erklärt Raab das Prozedere.

Wer immer zu dieser Mission auserkoren wird, eine hohe Zielsetzung gibt's quasi als Reisegepäck gratis oben drauf. Top Ten, hat Stefan Raab vollmundig erklärt, sollte schon drin sein. Sollte sich Deutschlands nächste Schlagerhoffnung jedoch erneut als Rohrkrepierer erweisen, könnte das vielleicht auch an der Aura des vermeintlich unfehlbaren Entertainers kratzen. Ob er denn jetzt Retter des deutschen Schlagers sei, wurde Raab gefragt, dem an falscher Bescheidenheit nicht viel gelegen war: "Doch, doch", antwortete er angemessen ironisch, die Feststellung sei durchaus "nicht untertrieben". ~ Niels Tenhagen (teleschau)


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