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Musikalische Vielfalt - auch ohne FIFA-WM


Südafrikas Musikszene ist lebendig, vielschichtig und zukunftsweisend

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Musikalische Vielfalt - auch ohne FIFA-WM

Südafrikas Musikszene ist lebendig, vielschichtig und zukunftsweisend

10.06.2010 Auch der in Deutschland bekannteste Musiker Südafrikas, Schlagerstar Howard Carpendale, lässt es angesichts der Fußball-WM nicht nehmen: Pünktlich zum Anpfiff in Johannesburg erscheint mit der Doppel-CD "Mein Südafrika" eine "umfassende Sammlung seiner schönsten Lieder über Südafrika", wie seine Plattenfirma vollmundig ankündigt. Auch zahlreiche Sampler mit traditioneller (süd-)afrikanischer Weltmusik erscheinen selbstverständlich dieser Tage. Sogar die FIFA entschloss sich, Superstar Shakira beim offiziellen WM-Song "Waka Waka" die südafrikanische Band Freshlyground an die Seite zu stellen. Repräsentativ ist das alles aber kaum: Denn in der Post-Apartheid-Ära hat sich in Südafrika eine lebendige und wesentlich vielfältigere Musik-Szene entwickelt.

Bei den offiziellen Songs und Veröffentlichungen zur WM, den Stadion-Hits und Fußball-Compilations, spielen südafrikanische Künstler leider höchstens eine Alibi-Rolle. Und bedienen - wenn überhaupt - nur das Klischee von afrikanischer Musik: fröhlich und rhythmisch, in einer der vielen Sprachen und Dialekte gesungen, auf traditionellen (Percussion-)Instrumenten dargeboten.

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Dabei haben viele zeitgenössische Musiker des Landes mit klassischer Weltmusik, wie sie auch Südafrikas renommierteste Künstlerin, die im November 2008 verstorbene Miriam "Mama Africa" Makeba ("Pata Pata"), repräsentierte, erstaunlich wenig am Hut. Vielmehr zeigt sich, dass sich nach dem Ende der Apartheid viele Newcomer eher westlicher Pop- und Rockmusik zuwandten. International konsensfähiger Mainstream-Pop, Indie- und Alternative-Rock britischer und amerikanischer Bauart, klassischer Folk, aber auch Dub, House und Elektro - fast alle Spielarten zeitgenössischer Musik existieren auch in Südafrika. Vor allem aber nebeneinander.

"Unsere elf offiziellen Landessprachen und mindestens genauso viele Kulturen machen die Musikszene recht kompliziert" - so erklärt Parlotones-Sänger Kahn Morbee diesen Umstand. Dennoch konnte die Band mit ihrem elegischen Rock, der stark an Travis und Coldplay erinnert, in Südafrika bereits riesige Erfolge feiern. Jener könnte nun neue Dimensionen annehmen, schließlich kürte die ARD ihren Song "Come Back As Heroes" zu ihrem offiziellen WM-Song, ihr neues Album "Stardust Galaxies" (VÖ: 04.06.) erscheint ebenfalls pünktlich dieser Tage. Ähnlich erfolgreich in der Heimat sind die Alternative-Rockbands Watershed (aktuelles Album - die Greatest-Hits-Compilation "A Million Faces", bereits erschienen) und Prime Circle (letztes Album "All Or Nothing, 2008) - beide bereits mehrfach mit Gold und Platin (im Übrigen für 20.000 / 40.000 verkaufte Einheiten) ausgezeichnet.

Aber auch lupenreine Popstars besitzt das Land am Kap der guten Hoffnung: Schon als Teenager stand die heutige 28-jährige Nádine auf der Bühne. Sie veröffentlichte bisher bereits zehn Alben, die sich über eine halbe Million Mal verkauften. Ihre Herkunft spielte musikalisch dabei keine Rolle, ihr eingängiger und etwas gleichförmiger Poprock zwischen Céline Dion und Miley Cyrus könnte auch an jedem anderen Ort, in jedem Produzenten-Studio der Welt, entstanden sein. Ihr Sound könnte sich aber auch als Vorteil erweisen: Mit Südafrika im Fokus der (Fußball-)Weltöffentlichkeit hofft sie darauf, mit ihrem neuen Album "This Time I Know" (VÖ: 11.06) auch international zu punkten.

Obwohl diesbezüglich keine Zahlen vorliegen, ist es sicherlich vor allem die weiße Minderheit im Land, die sich vom kraftvollen Radiorock und Mainstream dieser Künstler begeistern lässt. Cherilyn McNeil und Darryl Torr vom Indie-Folk-Duo Dear Reader (aktuelles Album: "Replace Why With Funny", 2009 erschienen) gehören ebenfalls zu dieser Minderheit - genauer gesagt: der britisch-stämmigen in Johannesburg. Die Existenz mehrerer, nebeneinander existierender Szenen können auch sie bestätigen, deswegen sei das Potenzial für ihre Musik auch "noch recht überschaubar", die Indie-Szene wachse aber beständig, so McNeil. Die Abschottung hingegen sei immer noch ein generelles soziales Problem Südafrikas, so die Sängerin: "Zwischen den Schichten in Johannesburg liegen Welten, wir haben sehr wenig gemein."

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Nun, eine Tatsache verbindet eine Indie-Band wie Dear Reader mit Musikern aus der mehrheitlich schwarzen Bevölkerung dann doch: In der Heimat sind sie zwar nur kleinerem Maße erfolgreich, können international jedoch Achtungserfolge einfahren. So wie die experimentellen Dub-Rocker BLK JKS (aktuelle EP: "Zol!", VÖ: 11.06.), die beim renommierten US-Indie-Label Secretly Canadian erscheinen, oder die Elektro-HipPopper Playdoe, die lange Zeit nicht in Südafrika, dafür aber in Europa mit DJ Krush, Dan La und Dizzee Rascal auftraten. Und auch House-Produzent DJ Mujava konnte mit seinem "Township Funk" nicht nur einen globalen Clubhit, sondern einen Plattenvertrag mit Warp Records einheimsen. Was auch zeigt: Die Globalisierung der Pop schreitet voran. Und zumindest musikalisch wachsen Afrika und die westliche Welt langsam zusammen - auch ohne die Fußball-WM. ~ Stefan Weber (teleschau)


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