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Digital wird's besser


Die deutsche Musikindustrie gibt sich trotz Krise optimistisch und feiert beim "Echo"

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Digital wird's besser

Die deutsche Musikindustrie gibt sich trotz Krise optimistisch und feiert beim "Echo"

01.03.2010 2013 soll es tatsächlich so weit sein: In drei Jahren wächst der deutsche Musikmarkt wieder. Das verkündete der "Bundesverband Musikindustrie e.V." unlängst und berief sich dabei auf eine Prognose der GfK Konsumentenforschung. Dieser zufolge würden dann die Umsätze aus dem stetig wachsenden, digitalen Geschäft die Rückgänge im physischen Tonträgermarkt kompensieren. Ja, eines muss man der kriselnden Branche lassen: In letzter Zeit verbreitet die Musikindustrie lieber digitalen Optimismus als durch Internet-Bashing aufzufallen. Und bei der alljährlichen, glanzvollen Verleihung des "Echo" (am 04. März, 20.15 Uhr, live in der ARD) stören schlechte Nachrichten sowieso.

Abgesehen davon ist das Bild einer sich selbst mit glanzvoller und mit nationalen und internationalen Stars gespickten Zweieinhalb-Stunden-Gala feiernden Branche natürlich sowieso grundfalsch: "Hier geht es um Kreativität, um Kultur und um Kunst", tönt Ex-VIVA-Chef Dieter Gorny, inzwischen Vorsitzender des "Bundesverbands Musikindustrie e.V.", auf der offiziellen Echo-Homepage.

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Und auch die Namen der Moderatoren soll darauf hindeuten, dass natürlich die künstlerischen Aspekte des Geschäfts beim "Echo" im Vordergrund stehen. Die Wahl fiel dieses Jahr auf ProSiebens Raab-Intimus Matthias Opdenhövel und 1Live-Radiostimme Sabine Heinrich, die beide gemeinsam schon das laufende ESC-Casting "Unser Star für Oslo" moderieren. Sie seien "nicht nur ausgezeichnete Live-Moderatoren, sondern beide sind auch musikverliebt", begründete ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber.

Im Vergleich zum letzten Jahr, als unter anderem Weltstars wie Depeche Mode und U2 beim "Echo" live performten, nimmt sich 2010 auch die Liste der geladenen Showacts fast schon zurückhaltend aus. Nichtsdestotrotz: Es soll wohl wieder eine bunte und glamouröse Show werden - darauf lässt vor allem wohl der Auftritt von Skandal-Nudel / Popchamäleon / Frisurenwunder Lady Gaga schließen. Zu ihr gesellt sich dann auch immerhin noch mit Superstar Robbie Williams der große Comebacker des zurückliegenden Popjahrs. Und auch die göttliche Soulpop-Diva Sade, die nach zehn Jahren Pause gerade mit ihrem neuen Album "Soldier Of Love" Chartplatz zwei eroberte, wird sicherlich für reichlich Glanz in den Berliner Messehallen sorgen.

Mit Soul-Coolcat Jan Delay und Weltverbesserer Xavier Naidoo sind zudem auch zwei deutsche Nummer-eins-Acts als Showgäste geladen. Und nicht zu vergessen: Bühnenjubilar Peter Maffay. Der Sänger, seit 40 Jahren im Geschäft und aktuell mit neuer Platte ("Tattoos") in den Charts, wird für sein Lebenswerk geehrt. "Peter Maffay ist der große Brückenbauer der deutschen Rockmusik", begründete Gorny die Auszeichnung. "Zu seinen enormen Verdiensten gehört es, verschiedene popmusikalische Welten glaubwürdig miteinander verbunden zu haben."

Ein abwechslungsreiches, recht ansehnliches Programm für die alljährliche Branchenfeier also. Und fast scheint es sogar so, als ob die Musikindustrie es selbst leid wäre, nur ihren ständigen wirtschaftlichen Misserfolgen zu reden. Man erwarte für das Geschäftsjahr 2009 nur ein "leichtes Minus", ließ Stefan Michalk, Geschäftsführer des "Bundesverband Musikindustrie", im Dezember noch in einem Interview wissen. Und die Entwicklung beim Umsatz mit Downloads stimme zuversichtlich. Zu Recht: Einer jetzt vom "Bundesverband für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien" (BITKOM) veröffentlichten Studie zufolge stieg jener um satte 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - Tendenz weiter ansteigend. Laut Schätzungen soll sich in den nächsten fünf Jahren die Zahl der Digitalkäufer von derzeit fünf Millionen auf 15 Millionen verdreifachen.

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Folglich feiert beim "Echo" die (noch) kriselnde Branche 150 lange Minuten wohl hauptsächlich in heimlicher Vorfreude. Selbstbewusst gibt sich auch Dieter Gorny. Seiner Meinung nach nehme "in einer zunehmend komplexer werdenden Welt" die Bedeutung der Musikindustrie eher zu: "Wer beispielsweise glaubt, dass ein kostenloses Internet die bestehenden Strukturen ersetzen kann, verwechselt mehr oder minder ambitioniertes musikalisches Laientum mit professioneller, künstlerischer Qualität."

Nun, darüber ließe sich sicher trefflich streiten - gerade hinsichtlich ausgezeichneter Web2.0-Newcomer wie den Arctic Monkeys oder Clap Your Hands Say Yeah oder mutiger Vertriebsmodelle wie jenem von Radiohead, die für ihr letztes Album "In Rainbows" ihre Fans selbst entscheiden ließen, welchen Preis sie für die Songs bezahlen bereit sind. Angesichts solcher Aussagen ist es auf jeden Fall dann auch kaum verwunderlich, dass User beim "Echo" nur über den Preisträger in der Kategorie "Bester Live Act national" im Netz abstimmen dürfen. Alle anderen Entscheidungen liegen bei einer Jury. So recht mag man der Freiheit des Internets wohl eben doch nicht trauen. ~ Stefan Weber (teleschau)


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