Gourmet-Musik zum Fest
Welche neuen Weihnachts-Alben 2009 wirklich die Stimmung heben
Aktueller Artikel im akuma.de Magazin zu Diverse
» Übersicht von Diverse anzeigen
Gourmet-Musik zum Fest
Welche neuen Weihnachts-Alben 2009 wirklich die Stimmung heben
10.12.2009 Sie fluten die Regale der CD-Händler und fressen riesiges Speichervolumen auf den Servern der Musik-Download-Anbieter. Hunderte, ja tausende von Weihnachtsalben, die ab Spätherbst nach stimmungsvoller Käuferschaft suchen. Auch wenn seelenlose Geschmackspolizisten, die sich Pop-Experten nennen, mitunter behaupten, dass bei Weihnachtsmusik generell nichts Gutes herauskommt - besinnliche Feststimmung und gute Musik lassen sich durchaus vereinbaren. Doch nicht jedes als Qualitätsprodukt feilgebotenes Klangwerk hält, was man sich davon verspricht. Dazu gilt es als Käufer den alten Wein in neuen Schläuchen zu meiden - denn ein besseres Frank Sinatra-Album als das 1957 erschienene "A Jolly Christmas" wird es auch 2009 nicht geben. Tatsächlich neue Weihnachtsmusik gibt es 2009 dagegen von Bob Dylan, Sting, Tori Amos oder Ronan Keating.
Beginnen wir mit einem der kontroversesten Weihnachtswerke in der Geschichte der "Seasonal Albums". Dass es in Amerika auch für ernsthafte Pop-Künstler Ehrensache ist, wenigstens einmal in der Karriere ein Weihnachtsalbum aufzunehmen, ist bekannt. Aber ausgerechnet Bob Dylan, der Säulenheilige und Mythenbewahrer des Pop?
Mit seinem Album "Christmas in the Heart" hat es der 68-Jährige wieder einmal geschafft, sein Publikum vor den Kopf zu stoßen. Vor allem die, vorsichtig formuliert, traditionelle Machart des im Stile von Fünziger-Jahre-Pop aufgenommenen Werkes, macht viele Kritiker ratlos. Zumal "His Bobness" mit Klassikern wie "Here Comes Santa Claus", "Winter Wonderland" oder "I'll Be Home For Christmas" tatsächlich traditionelle amerikanische Weihnachtslieder intoniert, die auch jede Gewinner-Dumpfbacke einer Pop-Castingshow genau so ausgesucht hätte. Dennoch gilt es eine Lanze für Dylans Weihnachtsalbum zu brechen.
Die konsequente Retro-Produktion mit akkuraten Uh-Uh-Hu-Chören, kristallinklaren Jazz-Gitarren und mit dem Besen gerührtem Schlagzeug ist charmant. Im Gegensatz dazu klingt Dylans Stimme, als wolle der Altmeister Tom Waits zum 60. Geburtstag gratulieren. Nein, drastischer noch - Tom Waits klingt gegen Dylans Kratzen im Endstadium lediglich wie ein gereifter Andrea Bocelli. Ohnehin vertritt der kraushaarige Exzentriker, der die gesamten Einnahmen dem "World Food Programme" spendet, bekanntlich die Meinung, dass die Popmusik der letzten 30 Jahre nichts als Unsinn produziert hat. Mit seinen fast durchgängig starken Alben der letzten 15 Jahre widmete sich der Meister deshalb der Pflege alter Musiktraditionen. Insofern ist Dylans Weihnachtsalbum in der Sache konsequent und gerade für den Hörer geeignet, der nichts gegen eine bodenständig kitschige Weihnachtsfeier samt Kratzbürste einzuwenden hat.
Ein ganz anderes Konzept verfolgt Sting auf seinem ungemein eleganten Album "If On A Winter's Night", das nicht ganz unpassend beim Klassiklabel "Deutsche Grammophon" erschienen ist. Tatsächlich versammelt der sehnige Brite hier ein kammermusikalisch agierendes, hochqualitatives Musikensemble, das sich irgendwo zwischen Klassik, keltischem Folk, Ambient und Sting-typischen Pop-Elegien trifft. Was sich in Worten beschrieben zum Davonlaufen anhört, nach prätentiösem Pop-Klassik-Mix und Überladenheit, ist in der Tat ein faszinierendes Stück sensibler Wintermusik. Sting und seine Musiker, die mit dem Instrumentarium Pipes, Fiddle, Melodeon, Gitarre, Perkussion, Cello, Geige, Saxofon und einem Vokalensemble agieren, spielen Weihnachtslieder wie "Lo How A Rose E'er Blooming" ("Es ist ein Ros' entsprungen"), aber auch Klassiker wie den "Leierkastenmann" aus Schuberts "Winterreise", zwei Stücke des englischen Barock-Komponisten Henry Purcell, ambienthafte Meditationen und "winterliche" Covers von Sting-Originalen. "If On A Winter's Night" ist eine musikalische Offenbarung und das mit Abstand gelungenste ambitionierte Weihnachtswerk der Saison.
Ambitioniert war auch stets das Werk der Pfarrerstochter Tori Amos, welcher die "New York Times" zu Beginn ihrer Karriere Anfang der Neunziger eine hochgradig hysterische Persönlichkeit attestierte und dies durchaus auch ein wenig bewundernd meinte. "Midwinter", das erste Weihnachtsalbum der zur dramatischen Selbstentäußerung neigenden 46-Jährigen, besteht aus fünf "weltlichen" Amos-Kompositionen und neun traditionellen Weihnachtsliedern. Trotz üppiger Produktion samt Streichorchester und allerlei auf Effekt gebürsteter teurer Studiotechnik will keine so rechte Besinnlichkeit aufkommen. Die Eigenkompositionen wirken schal und auch die Bearbeitungen klassischer "Carols" kommen irgendwie uninspiriert daher. Amos' Sound wirkt, als wäre er in den späten Achtzigern oder Neunzigern hängen geblieben. Irgendwo in der Nähe von mit Patina behafteten Werken, wie sie Peter Gabriel oder Kate Bush damals aufgenommen haben. "Midwinter" wird Tori Amos keine neuen Fans bescheren.
Auch der ehemalige Boyzone-Sänger Ronan Keating legt mit "Winter Songs" eine Mischung aus traditionellen Weihnachtsliedern und Popklassikern vor, die winterliche Gefühle auslösen. Zugegeben, der 32-jährige Ire hat schöne Kompositionen ausgewählt: das überragende "River" von Joni Mitchell, "Ring Them Bells", der vielleicht schönste Dylan-Song der Achtziger oder den wunderbaren, titelgebenden "Winter Song" von Sara Bareilles. Ein Problem beim netten Herrn Keating ist allerdings, dass er sich immer noch wie ein ehemaliges Mitglied einer Boyband anhört. Arrangement und Stimme klingen nach klassischem Radiopop, sie bewegen sich fern von jeglichen Ecken und Kanten. Wer zufrieden damit ist, dass sich Weihnachten auf CD genauso anhört wie im Mainstream-Radio, wird mit Keatings Arbeit zufrieden sein.
Alles andere als neu, aber allein wegen des Umfangs erwähnenswert, sind die Wiederveröffentlichungen klassischer Motown-Weihnachtswerke. Da gibt es gleich zwei Alben der Jackson Five, dazu Festliches von The Temptations, The Four Tops, The Supremes oder Stevie Wonder. Auch wenn die Kreuzung von wumssouligem Motown-Beat und weihnachtlicher Gefühlslage eine Frage des persönlichen Geschmacks darstellt, ist zumindest das Ausgraben der Werke zu loben. Auch die etwas billig anmutende Stax-Compilation "Santa Wants Some Lovin" ist besser als von außen zu erkennen - schließlich hört man Weihnachtslieder von Isaac Hayes oder Booker T. & The M.G.'s auch nicht jeden Tag. ~ Eric Leimann (teleschau)
Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Diverse
Sind wir wieder Lena? Lenas Konkurrenz beim Eurovision Song Contest 2011
Eigentlich kann sie nur verlieren. So lautete das nüchterne Fazit fast aller Euphorisierten, als Stefan Raab kurz nach Lena Meyer-Landruts Sieg beim Eurovision Song Contest 2010 in Oslo großspurig das Projekt "Titelverteidigung" ankündigte. Reicht es denn nicht, den europäischen Sangeswettbewerb nach 28 langen Jahren wieder nach Deutschland gebracht zu haben? Nein, es reicht nicht. Sonst wäre Raab ja auch nicht Raab - derjenige, der nie aufhört, wenn es am schönsten ist. Und Lena? Die... mehr »
Weitere Meldungen zu Diverse
- Magazin: "Ich bin ein Instrument"
- Magazin: Gute Ratschläge von der Tochter
- Magazin: Ein langer Blick in den Spiegel
- Magazin: Zahl - und Dir wird gegeben
- Magazin: Zwischen Zombies und Blaskapellen
- Magazin: Akuma exklusiv: HANS BRADTKE
- Magazin: "Ich bin ein Gefühlsmensch!"
- Magazin: Musikalische Vielfalt - auch ohne FIFA-WM
- Magazin: Wehende Flaggen, musikalische Eigentore
- Magazin: Ein Star in Oslo?
- Magazin: Die härtesten Streber der Welt
- Magazin: Digital wird's besser
- Magazin: Verramscht oder vor dem Vergessen bewahrt?
- Magazin: Über Canossa nach Oslo
- Magazin: Musikalisches Elend
- Magazin: Zeichen der Krise?
- Magazin: Alles macht weiter
- Magazin: Eine goldene Palme für den Größenwahn
- Magazin: Gourmet-Musik zum Fest
- Magazin: Die Insel bebt
- Magazin: Liebe, Frieden, Ausverkauf
- Magazin: Berechtigte Hoffnung auf den Hochsommer
- Magazin: Mut zur Hoffnung
- Magazin: Sei dein eigener Gitarrenheld!
- Magazin: Gekommen um zu bleiben
- Magazin: Alles glänzt so schön neu
- Magazin: Größer, teurer, mehr
- Magazin: Plattencover und Frisbeescheiben
- 08.09.2010: Blackmore's Night auf Deutschland-Tournee
- 07.09.2010: Ich + Ich gehen getrennte Wege
- 25.08.2010: !!! auf Deutschland-Tournee
- 25.08.2010: Download-Umsatz steigt