"Ich bin ein Instrument"
Cee Lo Green veröffentlicht "The Ladykiller"
Aktueller Artikel im akuma.de Magazin zu Diverse
» Übersicht von Diverse anzeigen
"Ich bin ein Instrument"
Cee Lo Green veröffentlicht "The Ladykiller"
01.12.2010 Der recht korpulente Cee Lo Green trägt einen grasgrünen Adidas-Trainingsanzug, der mit einem guten Kilo über den Körper verteilten Goldschmuck um die Wette glänzt. Neben ihm sitzt ein Kumpel. Ein Kollege von seiner Rap-Crew Goodie Mob, wie er irgendwann während des Gesprächs sagt und wohl nur Teil einer recht umfangreichen Reisegruppe. Auch er trägt den grünen Adidas-Trainingsanzug, hat während des Gesprächs ansonsten keine Funktion, außer ab und zu zu nicken. Ein Setting, das einigermaßen bizarr ist, aber gut zu Cee Lo Green (35) passt. Denn auch, wenn der Gnarls-Barkley-Sänger ("Crazy") mittlerweile ein Hitparaden-Schwergewicht ist: Er ist ein Original. Vielleicht kein ganz einfacher Gesprächspartner, aber ein spannender.
"Es ist ein wahnsinniges Privileg, mit Cee Lo zusammenzuarbeiten. Er ist nicht nur ein Künstler, sondern ein Visionär. Jemand, der dich inspiriert", sagte unlängst Songwriting-Shootingstar Bruno Mars im Interview. Und er muss es wissen: Immerhin schrieb er gemeinsam mit dem Sänger und Rapper aus Atlanta dessen Hit "Fuck You". Ein Song, der erfrischend witzig das Haben beziehungsweise Nicht-Haben von Geld thematisiert - vor allem aber einer, der zeigt, wie die Musikwelt im Jahr 2010 funktioniert.
Ohne jede Promotion und fast ausschließlich durch Mund- zu Mund-Propaganda in den einschlägigen sozialen Netzwerken wurde der Song innerhalb weniger Tage zum Hit. Der kommerzielle Erfolg bei der tatsächlichen Veröffentlichung als Tonträger und Download einige Tage später war nur noch Formsache. "Ich denke, das ist ein Beispiel dafür, dass die Hörer wieder die Macht darüber besitzen, was für Musik sie konsumieren wollen. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass sie diese Macht noch nie hatten", erklärt Cee Lo Green.
Ihm gefällt die Idee des mündigen Hörers, das merkt man. Vielleicht, weil er nie einer war, der bei den Promotions- und Abverkaufsstrategien der großen Plattenfirmen berücksichtigt wurde. Die beiden 2002 und 2004 veröffentlichten Solo-Alben, die noch eher am HipHop andockten, fanden nur mäßige Beachtung, erst die Zusammenarbeit mit dem Querkopf Danger Mouse machte ihn im Mainstream bekannt. Was aber auch an den Fähigkeiten des Sound-Tüftlers gelegen haben mag. Der schnürte ein Pop-Korsett um die charakteristische Falsett-Stimme von Cee Lo, zähmte sie gewissermaßen. Und einiges von dieser Zähmung ist auch auf "The Lady Killer" noch deutlich erkennbar. Cee Lo schreibt Popsongs. Nicht allzu ausufernde Stücke, die Soul haben, die an die Großen der 60er- und 70er-Jahre erinnern.
Man hört aber auch, dass Cee Lo an jene Zeiten anknüpft, ohne das Eigene aus dem Blick zu verlieren. Und das Eigene ist nur schwer erklärbar. "Das Geheimnis ist folgendes: Wenn du erfolgreich sein möchtest, musst du heller strahlen als deine Vorbilder. Nur das verschafft deinem Werk die Zeitlosigkeit, die du als Künstler erreichen möchtest", sagt er. Sendungsbewusstsein? Unbedingt - auch um die alten Helden zufriedenzustellen. "Sie warten darauf, dass sie sich in jüngeren Künstlern wiederfinden. Elton John ist irgendwo da draußen und schaut, was ich mache. Little Richard ist irgendwo da draußen und guckt zu."
Sendungsbewusstsein, das Cee Lo mit einer guten Kelle Esoterik würzt. Er hätte sich nicht ausgesucht, Songs zu schreiben, Musik zu machen. Das sei so passiert. Er sei ein Instrument. Und das wiederum sei eine Verpflichtung. Wessen Instrument? Cee Lo, immerhin Sohn eines Pfarrers, lächelt und enthält sich einer allzu genauen Antwort. Er singe aus dem Glauben heraus. Aus dem Glauben an Liebe, an Opfer, an Hingabe, an Kunst. Und damit übernehme er Verantwortung: "Ich tue etwas, das viel bedeutender ist, als es reine Unterhaltung jemals sein kann. Was ich mache, hat Bestand. Und darauf bin ich stolz."
Bleibt eine etwas handfestere Frage: In "Fuck You" geht's um schnelle Autos. Und zwar ausschließlich um die der anderen. Wie sieht's in der Garage von Cee Lo selbst aus? Der lacht und ist plötzlich wieder sehr bodenständig. "Ich hab' schnelle Autos, Mann", sagt er - und lässt den Satz auslaufen, ohne nähere Details zu nennen. Eines ist ihm jedoch wichtig: "Ich kann mich trotzdem gut mit dem Song identifizieren. Ich war am Anfang meiner Karriere eher Underdog als Star", verrät Cee Lo. "Mein erstes Auto war ein 74er Chevrolet Caprice Classic. Die alte Schüssel meines Großvaters. Der hatte damals gute 15 Jahre auf dem Buckel." ~ Jochen Overbeck (teleschau)
Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Diverse
Sind wir wieder Lena? Lenas Konkurrenz beim Eurovision Song Contest 2011
Eigentlich kann sie nur verlieren. So lautete das nüchterne Fazit fast aller Euphorisierten, als Stefan Raab kurz nach Lena Meyer-Landruts Sieg beim Eurovision Song Contest 2010 in Oslo großspurig das Projekt "Titelverteidigung" ankündigte. Reicht es denn nicht, den europäischen Sangeswettbewerb nach 28 langen Jahren wieder nach Deutschland gebracht zu haben? Nein, es reicht nicht. Sonst wäre Raab ja auch nicht Raab - derjenige, der nie aufhört, wenn es am schönsten ist. Und Lena? Die... mehr »
Weitere Meldungen zu Diverse
- Magazin: "Ich bin ein Instrument"
- Magazin: Gute Ratschläge von der Tochter
- Magazin: Ein langer Blick in den Spiegel
- Magazin: Zahl - und Dir wird gegeben
- Magazin: Zwischen Zombies und Blaskapellen
- Magazin: Akuma exklusiv: HANS BRADTKE
- Magazin: "Ich bin ein Gefühlsmensch!"
- Magazin: Musikalische Vielfalt - auch ohne FIFA-WM
- Magazin: Wehende Flaggen, musikalische Eigentore
- Magazin: Ein Star in Oslo?
- Magazin: Die härtesten Streber der Welt
- Magazin: Digital wird's besser
- Magazin: Verramscht oder vor dem Vergessen bewahrt?
- Magazin: Über Canossa nach Oslo
- Magazin: Musikalisches Elend
- Magazin: Zeichen der Krise?
- Magazin: Alles macht weiter
- Magazin: Eine goldene Palme für den Größenwahn
- Magazin: Gourmet-Musik zum Fest
- Magazin: Die Insel bebt
- Magazin: Liebe, Frieden, Ausverkauf
- Magazin: Berechtigte Hoffnung auf den Hochsommer
- Magazin: Mut zur Hoffnung
- Magazin: Sei dein eigener Gitarrenheld!
- Magazin: Gekommen um zu bleiben
- Magazin: Alles glänzt so schön neu
- Magazin: Größer, teurer, mehr
- Magazin: Plattencover und Frisbeescheiben
- 08.09.2010: Blackmore's Night auf Deutschland-Tournee
- 07.09.2010: Ich + Ich gehen getrennte Wege
- 25.08.2010: !!! auf Deutschland-Tournee
- 25.08.2010: Download-Umsatz steigt