Die härtesten Streber der Welt
Ein Ausblick auf die Festivalsaison
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Die härtesten Streber der Welt
Ein Ausblick auf die Festivalsaison
07.04.2010 Wer nach zwei knappen Stunden Schlaf in einem feuchten Zelt zufrieden aufwacht, wer an einer Drei-Tages-Diät aus Dosenbier und -ravioli nichts auszusetzen hat, wessen Handgelenke im September eine gewisse Ähnlichkeit mit denen von Wolle Petry aufweisen - der gehört vermutlich zu den Festivalfans. Alleine in Deutschland gibt es Zehntausende, die sich jedes Jahr gerne Umständen aussetzen, wegen der sie im Pauschalurlaub empört vor Gericht zögen. Denn alle Unbill wird ausgeglichen durch ein dreitägiges Musikerlebnis (und, zugegeben, bei manchen auch durch einen dreitägigen Rausch).
Obwohl bereits im Frühjahr über 100 vorwiegend kleinere Festivals die musikalische Landkarte bereichern, ist die Hochsaison für Campingfreunde klar einzugrenzen: Schon aus klimatischen Gründen bieten sich Juni, Juli und August als Austragungszeitraum an, begünstigt noch durch Sommerferien an Schulen und Universitäten. Denn vor allem die jüngeren Semester sind bereit, für das Kollektiverlebnis zwei bis drei schlaflose Nächte und oftmals eine nicht unerhebliche Geldsumme zu investieren - selbst, wenn das Line-Up noch gar nicht feststeht.
So gingen beispielsweise schon im Januar für das elektronisch angehauchte "Melt!" (16. bis 18. Juli) und den HipHop-Klassiker "Splash!" (23. bis 25. Juli) Tickets weg, ohne dass auch nur eine Band angekündigt worden wäre. Inzwischen sieht die Sache aber anders aus: "Splash!" kann auf den Wu-Tang Clan und Nas & Damian "Jr. Gong" Marley als Headliner setzen, "Melt!" wirbt unter anderen mit Massive Attack, Goldfrapp und Tocotronic für sich.
Noch weiter ist man bereits beim "Highfield" (20. bis 22. August), das dieses Jahr nicht im namensgebenden thüringischen Hohenfelden stattfindet, sondern ins Leipziger Umland zieht. Placebo, Billy Talent und die wiedervereinigten Blink-182 sind als Headliner gesetzt; außerdem gehören Fettes Brot, Wir Sind Helden und Madsen zu den Bands, die vor der Kulisse des Störmthaler Sees auftreten werden. Billy Talent dürften bis dahin bereits gut eingespielt sein, denn sie treten zwischen 18. und 20. Juni auch bei den Schwesterfestivals "Hurricane" und "Southside" auf. Auch die Beatsteaks, Deichkind, Mando Diao und die Strokes machen sich nach Scheeßel und Neuhausen ob Eck auf.
Die Streber in Sachen Line-Up sitzen jedoch in Schleswig-Holstein: Schon im Dezember 2009 standen die ersten Teilnehmer für das diesjährige "Wacken Open Air" fest, obwohl das Metal-Festival erst vom 5. bis 7. August stattfindet. Seitdem sind große Namen wie Alice Cooper, Iron Maiden oder Slayer dazugekommen, außerdem Corvus Corax, Grave Digger und Mötley Crüe - insgesamt 86 Bands haben inzwischen fest zugesagt.
Die größten Festivals aber werden wohl auch dieses Jahr "Rock am Ring" und "Rock im Park" sein, die von 4. bis 6. Juni am Nürburgring beziehungsweise in Nürnberg stattfinden. Hier bietet sich für alle Rammstein-Fans, die keine Tickets für die reguläre Tour bekommen konnten, die Gelegenheit, ihre Idole doch noch auf der Bühne zu sehen. Weiterhin haben sich unter anderem Kiss, Muse, Gossip, Rage Against The Machine und Motörhead, Jan Delay, Tocotronic und die Sportfreunde Stiller auf dem Doppelfestival angekündigt, um den großen "Rock am Ring"-Geburtstag gebührend zu feiern. Seit 25 Jahren lockt das deutsche Massenkonzert-Urgestein nicht nur regelmäßig bis zu 80.000 campingfreudige Musikfans an, sondern dient auch als Namensvorbild für zahlreiche kleinere Festivals, die überall in der Republik zu finden sind: Rock am Teich, Rock am Weiher, Rock am Bach, Rock am Berg, Rock am Feld und Rock am Hebewerk, beispielsweise. Und nicht zu vergessen "Rocken am Brocken", das am 30. und 31. Juli in der Gemeinde Elend bei Sorge stattfinden wird. Kein Witz. ~ Greta Riedel (teleschau)
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