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Weihnachten ist Box-Set-Zeit

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Weihnachten ist Box-Set-Zeit

12.12.2008 Kein Trend ohne Gegenbewegung: Ohne Zweifel ist die Musik dieser Tage begriffen, sich von ihren physischen Abhängigkeiten zu befreien. Doch während iTunes-Mediatheken und andere digitale Speicherformen die CD-Regale aus den Wohn- und Jugendzimmern vedrängen, setzt zeitgleich der Box-Set-Katalog neue Maßstäbe. Wen die Plattenindustrie heute zum CD-Kauf anreizen will, dem muss sie schon etwas Besonderes bieten. Ein bisschen verhält es sich hier so, wie mit den neuen Fußballarenen, wo die "echten" Fans mit Argwohn auf die vielen VIP-Logen schielen. Wer jung ist und Musik liebt, braucht eher keine unhandlichen und kostspieligen Box-Sets. Dafür bieten sich die Luxuseditionen aber bestens als prunkvolle Geschenkidee im kaufkräftigen Kundensegment an. Genau deswegen ist die Vorweihnachtszeit die Hochsaison des aufgepimpten Backkatalogs. Grund genug, die diesjährigen Reissue-Perlen vom aufgeblasenen Nonsens zu trennen.

Wenn es ein Format gibt, das mustergültig in die Kategorie Geschenke-Irrsinn passt, dann ist es das etwas seltsam betitelte Ear-Book. Und wenn es eine Klientel gibt, die ein solch schwergewichtiges Format zu schätzen weiß, dann sind es die mutmaßlich saturierten, wohlhabenden und gesetzten Fans der Bieder-Rocker Status Quo. "Status Quo: Pictures - 40 Years Of Hits", das verrät der Titel, ist ein Jubiläumsband über die oft verspotteten, aber eben auch sehr beliebten Rockdinosaurier.

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Auf über 100 großformatigen Hochglanzseiten haben Weggefährten, Fans und Freunde persönliche Grußbotschaften in Form von reproduzierten Ölgemälden hinterlassen. Mit Prince Charles schreibt der denkbar passendste Kandidat das Geleitwort, und Alice Cooper, Brian May und die Kicker des FC Chelsea interpretieren mit Pinsel und Farbe alte Status-Quo-Cover neu. Da das Ear-Book Ear Book heißt, gibt es natürlich auch etwas zu hören: Vier Greatest-Hits-CDs findet man versteckt im Buchdeckel.

Eine ähnliche Gewichtsklasse und doch von ganz anderem Kaliber ist die "50th Anniversary Collector's Edition" des Miles-Davis-Klassikers "Kind Of Blue". Ein wenig verfrüht erscheint die Geburtstagsausgabe des Jazz-Standardwerks schlechthin. 1959 erkundete Davis mit Ausnahmeinstrumentalisten wie John Coltrane, Cannonball Adderley und Bill Evans die Möglichkeiten des Genres. Die wuchtige Box zollt dem Meilenstein den verdienten Tribut: Zwei CDs, eine DVD, blaues Vinyl, Fotos, ein Poster und ein 60-seitiges Hardcover-Buch stecken im Pappschuber des blauen Sammlerglücks.

Ohne Makel ist auch die Roy-Orbison-Box "The Soul Of Rock And Roll". Eingefasst in edles Leinen setzt die Compilation als erste überhaupt eine Klammer um die gesamte Karriere des steinerweichenden Texaners: angefangen von den ersten Rockabilly-Aufnahmen mit den Teen Kings über die gloriosen Klagelieder der 60-er bis zu seinen letzten Radiohits aus den 80er-Jahren. Als Bonus gibt es Kunstdrucke in Postkartengröße und ein umfangreich bebildertes und kommentiertes Booklet.

Nicht nur zur Würdigung verdienter Granden, auch zum Neu- und Wiederentdecken Vergessener bietet sich das Format Box-Set an. The Move gelten nicht wenigen als beste englische Band der 60-er, die nie berühmt wurde. "The Anthology 1966 - 1972" führt umfassend ins Werk der Supergroup aus Birmingham ein, porträtiert ihre Entwicklung vom rasanten Mod-Rock zum ausgefeilten Psychedelic Pop. Poster, Postkarten und ein Booklet in Taschenbuchdicke sind auch hier Standard. Inwieweit vier CDs, die Unmengen an Live-Aufnahmen, alternativen Versionen, redundanten Rough-Mixen und Demos enthalten, den Sammler glücklich machen, wäre allerdings die Frage.

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Eine andere Frage, die die Fanwelt spaltet, ist die, ob Genesis in ihrer Früh- oder Spätphase vorzuziehen sind. Mit Sänger Phil Collins produzierte die Band Hit-Singles in Reihe, die allerdings den schlechten Ruf der 80-er zementieren halfen. Unter Führung des Intellektuellen Peter Gabriel spielte man zuvor ambitionierte und nicht selten ausufernde Art-Rock-Platten ein. Wie in einer Autogarage parken nun die Studioalben Nummer zwei bis sechs der Gabriel-Ära in der Klappbox "1970 - 1975". Auf CD und dem audiophilen SACD-Format liegen die frühen Aufnahmen hier vor. Eine Bonus-DVD je Album bietet überdies zu jedem Track etwas fragwürdige Bewegtbildimpressionen.

Dennoch: Wer an der leicht verkünstelten Aufbereitung des Genesis-Archivs etwas zu mäkeln hat, sollte vorher einen Blick auf die "Singles Collection" der Prog-Rock-Giganten Queen werfen. Auf 13 CDs à zwei Tracks wurden die ursprünglichen Vinylpressungen bis ins Artwork originalgetreu reproduziert und in eine schnöde lila Pappbox gesteckt. Sollte jemand Freude daran empfinden, im Minutenrhythmus die CDs zu wechseln, dann liegt er hier richtig. Zu bedenken wäre: Teil zwei folgt erst noch.

Wie man's ähnlich, aber doch unendlich viel besser macht, zeigt die limitierte "Singles Box" der fabelhaften Smiths. Denn die ersten zehn Seven-inch-Offenbarungen der wichtigsten britischen Gitarrenband der 80-er wurden hier auf Vinyl belassen. Und genau so macht es auch Sinn. Wie The Divine Comedy einmal sangen: "We played all 45s, and said it's like the soundtrack to our lives." ~ Jens Szameit (teleschau)


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