Wehende Flaggen, musikalische Eigentore
Nur wenige der Songs zur Fußball-WM taugen als (Stadion-)Hit
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Wehende Flaggen, musikalische Eigentore
Nur wenige der Songs zur Fußball-WM taugen als (Stadion-)Hit
02.06.2010 Ein sommerlich gut gelaunter Song, ein Künstler, der zudem wenigstens aus Afrika stammt und dann noch ein Text über wehende Fahnen: Warum Coca-Cola K'naans Song "Wavin' Flag" als Titelmelodie für seinen WM-Werbespot auswählte, liegt auf der Hand. Die Single des gebürtigen Somali, die in den Charts bislang - wenn man so will - einen Kantersieg feiern konnte, ist jedoch nur der erste musikalische Vorbote der am 11. Juni beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Aber viele der Songs, die nun rund um das Event von Künstlern, Plattenfirmen und Fernsehsendern aufs (Fußball-)Feld geführt werden, sind schlimme musikalische Eigentore.
Dabei gäbe es ja schon - seit dem "Sommermärchen" 2006 - eine Fanmeilen-erprobte und absolut Stadion-taugliche Hymne zur WM: "'54, '74, '90, 2010" von den Sportfreunden Stiller. Und es bleibt zu hoffen, dass sich die Fußballnation auch dieses Jahr wieder auf den charmant-optimistischen Popsong des Trios einigen kann. Denn die Alternativen auf der Ersatzbank sind leider ungefähr so mitreißend wie ein durchschnittlicher Sonntag-Nachmittag-A-Klassen-Kick. Dennoch: Zumindest drei Lieder verdienen noch einigermaßen lobende Erwähnung im WM-Songklassenbuch.
Zuerst wäre da Shakiras "Official 2010 FIFA World Cup Song", den die Kolumbianerin gemeinsam mit der südafrikanischen Band Freshlyground eingespielt hat. Shakiras gewohnter Latin-Pop-Überschwang, dazu ein bisschen Lokalkolorit vom schwarzen Kontinent durch Perkussion und offen gestimmte Gitarre - fertig ist ein passabler Track namens "Waka Waka (This Time For Africa)".
Ähnlich sommerlich präsentiert sich auch "Cry Out WM 2010" von Seeed-Mitglied Dellé, ein solider Dancehall-Song, gewürzt mit Fußballkommentar-Samples und einem Augenzwinkern. Denn der Berliner gibt gleich am Anfang zu, dass er eigentlich keine Ahnung von Fußball hat. Dritter Gewinner im WM-Song-Contest ist "Come Back As Heroes" von The Parlotones. So richtig gut ist die simpel gestrickte Rockhymne der südafrikanischen Band zwar auch nicht. Aber besser als das Gros der betont sommerlichen WM-Popsongs ist dieser mittelmäßige Versuch, Queens "We Will Rock You" (Das Händeklatschen! Der Schlagzeug-Rhythmus! Die hymnischen Riffs!) zu imitieren, allemal. Entkommen wird man dem Song sowieso nicht - schließlich kürte die ARD "Come Back As Heroes" zu ihrer WM-Hymne.
Apropos: Der "offizielle RTL WM Hit 2010" von Velile & Safri Duo namens "Helele" führt mit Abstand die Absch(l)usstabelle der schlechtesten WM-Songs an. Das ewig gleiche Tribal-Getrommel der beiden Dänen nervt ja schließlich so schon - im Zusammenspiel mit dem Ach-so-multikulturellen-Zulu-Gesang von "König der Löwen"-Hauptdarstellerin Velile Mchunu wird's richtig schlimm. Obwohl: Vielleicht ist es sogar schlimmer, was Jazz-Superstar Till Brönner macht - nämlich auf anspruchsvoll. Wie er sein Trompeten-Gejammer bei "Win The World" mit Hilfe von Gospelchören zu einer Michael-Jackson-Pophymne in Stadiongröße aufbläst, ist richtig ärgerlich. Dagegen nimmt sich sogar ein Ballermann-Mitgröhlsong wie "Deutschland Jabulani" von der Kölner Band Hanak fast schon harmlos aus.
Ähnliches gilt für die unvermeidlichen WM-Songs deutscher Comedians. Allen voran natürlich läuft natürlich Oliver Pocher aufs WM-Song-Spielfeld, der mit "2010 - Wir gehen nur zurück um Anlauf zu nehm'" versucht, an den Erfolg seines Stadion-Hits "Schwarz und weiß" anzuknüpfen. Dafür holpert der lange Refrain aber dann doch zu sehr - was das Gröhlen etwas erschwert. Da ist die "Botschaft", die Stefan Raabs ewiger Showpraktikant Elton gemeinsam mit der Rockband Peilomat verbreitet, schon wesentlich einfacher (mitzusingen): Wir werden wieder "Weltmeister" sein. Noch leichter macht es (sich) Matze Knop: Aus Howard Carpendales Schmachtnummer "Hello Again" wird bei ihm "Pokal Again" - schaler Eurodance-Beat, Stadionchöre und Beckenbauer-Imitation inklusive.
Den diskutabelsten Beitrag in Sachen WM-Song liefern allerdings die altgedienten Hardrock-Recken von Bonfire ab. Ob der geneigte Stromgitarren-Freund und/oder Fußball-Fan unbedingt eine Rock-Version der deutschen Nationalhymne braucht und hören will, sei mal dahingestellt. Aber auch andere Nationen wärmen zur WM nur alte Erfolgsrezepte auf: Denn - wer hätte es gedacht - auch 2010 gibt es wieder eine neue Version des Klassikers "Three Lions". Und die Engländer mögen gerne "Football's Coming Home" singen, sogar für die Neuaufnahme Superstar Robbie Williams verpflichtet haben, gewinnen werden sie auch dieses Mal (damit) nichts. ~ Stefan Weber (teleschau)
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