"Ich bin ein Gefühlsmensch!"
Das gezeichnete Ich veröffentlicht sein selbstbetiteltes Debüt
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"Ich bin ein Gefühlsmensch!"
Das gezeichnete Ich veröffentlicht sein selbstbetiteltes Debüt
30.06.2010 Auf einmal waren es drei. Vor Kurzem begeisterte Das gezeichnete Ich im Vorprogramm des erfolgreichen Duos Ich + Ich. Ein Auflauf an Egomanen? Der Wahlberliner ohne Namen, der sich hinter dem gezeichneten Ich versteckt, macht immerhin alles in Eigenregie: Er schreibt komponiert und textet, bastelt am Gesamtkonzept und kümmert sich um die Liveumsetzung. Aber Lorbeeren möchte er dafür gar nicht. Seine Musik soll die Kunst sein, er bleibt lieber abstrakt im Hintergrund. In seinem Studio allerdings, wo er über sein selbstbetiteltes Album spricht, zeigt sich der freundliche, brav gekleidete Endzwanziger keineswegs wortkarg. "Ich habe viel in Berlin gelebt und viel in meiner Welt", sagt er über sich, will aber doch lieber seine Ideen zum Thema machen als seine eigene Person.
In diesen Räumlichkeiten arbeiten Sie also?
Das gezeichnete Ich: Ja, ich fahre derzeit täglich hierher, meist schon sehr früh. Denn gerade habe ich so viele Ideen, dass ich es kaum erwarten kann hier einzutreffen.
Klingt durchaus nach diszipliniertem Vorgehen.
Das gezeichnete Ich: Dem ist auch so - weil ich lange brauche. Ich bin kein Genie, ich höre mir alles hundert Mal an und lösche auch viel, fang wieder neu an. Wie Michelangelo gesagt hat: entwerfen, verwerfen, zerreißen und neu aufbauen.
Und dabei nur nicht auf das achten, was gerade hip ist, sondern schon beinahe altmodisch emotional bleiben?
Das gezeichnete Ich: Mir ist das Pseudocoole egal, ich will Zauberhaftes machen, die Leute verführen. Als Songwriter, Arrangeur, Texter in einem Paket gehöre ich in die Tradition eines Grönemeyer. Die ist alt, die ist eigentlich ausgestorben. Deswegen musste ich vielleicht so viele Jahre warten. Da musste ein Waliser (sein Produzent Alex Silva, Anm. d. Red.) kommen und einen deutschen Act entdecken.
Benutzen Sie das Pseudonym, um Distanz zwischen sich als Mensch und Ihrem Künstlerdasein zu schaffen?
Das gezeichnete Ich: Nein, eigentlich genau das Gegenteil. Ich sehe die Welt in einer Umbruchphase und Das gezeichnete Ich ist ein anderes Menschenbild, das ich leben möchte. Ich sehe alle Menschen als das gezeichnete Ich. Auf der einen Seite steht der rationale Mensch, daneben der engelhafte. Ich nenne die Mitte das gezeichnete Ich. Gottfried Benn schreibt in seinem existenzialistischen Gedicht: Es gibt nur zwei Dinge, die Leere und das gezeichnete Ich. Das hat mich unterbewusst schon viele Jahre verfolgt.
Inwiefern befinden wir uns in einer Umbruchphase?
Das gezeichnete Ich: Ich habe das Gefühl, Dinge verändern sich. Wir entwickeln neue Technologien, riesige Netzwerke, betrachten Sachen anders, und dem stehe ich auch positiv gegenüber. Ich habe das Gefühl, es passiert auch Gutes. Ich bin hoffnungsfroh.
Verstehen Sie sich deshalb - musikalisch - als Retter der Romantik?
Das gezeichnete Ich: Liebe ist das größte Gefühl, das wir als Menschen, als gezeichnetes Ich, in unserer kleinen Lebensspanne erleben können. Deswegen ist das Album ein Liebesalbum. Wie auch immer man dieses Gefühl definieren mag, die Liebe macht uns zu empathischen Menschen ... oder?
Meistens.
Das gezeichnete Ich: Ja, meistens hoffe ich. Es gibt nur einige, die uns verunsichern. Das war ich auch jahrelang. Ich dachte, ich wäre dumm, während die anderen mit einer Hybris herumlaufen und sagen: Für mich ist alles kein Problem - obwohl sie es gar nicht besser können. Nach vielen Tiraden und seelischen Untiefen habe ich endlich den Weg gefunden, den ich gehen will.
Und wenn er nicht zum Erfolg führt?
Das gezeichnete Ich: Dann gehe ich baden. Aber ich habe mit diesem Album in den letzten vier Jahren viele Ängste bekämpft. Derzeit fühle ich mich befreit und ausgeglichen. Liebe und Angst sind Antagonisten, Letztere macht alles klein. Ich habe viel dafür getan, dass die Angst nicht mehr regiert.
Ging es auch um existenzielle Ängste?
Das gezeichnete Ich: Na klar. Statt dass wir uns auf die Suche nach unserem Glück machen, bleiben wir lieber Mitläufer. Ich nehme mich da nicht aus, finde mich auch in Situationen wieder, in denen mir plötzlich bewusst wird, dass ich bremsen muss, weil ich da gar nicht sein will. Ich habe studiert, weil ich den Konventionen entsprechen wollte. Das sind schlimme Sachen, die man überwinden muss.
Das erfordert bewusste Schritte. Haben Sie die unternehmen müssen?
Das gezeichnete Ich: Ja, für Das gezeichnete Ich habe ich von einem Tag auf den anderen meinen festen Job aufgegeben, habe Arbeitslosengeld bekommen. Wofür ich mich übrigens bedanken möchte. Da hatte ich das erste Mal in meinem Leben Mut. Ich habe meine Existenz aufgegeben, mich neu sortiert und abgeschottet. Das war eine irrationale Handlung, natürlich auch eine egoistische. Aber der wahre Egoist kooperiert (lacht). Ich bin ganz gut im Neinsagen.
Ist Ihr barrierefreier Zugang zur Romantik eine Frage der Nationalität? Ihre Mutter ist Französin ...
Das gezeichnete Ich: Ja, das Romantische kommt bei mir fast klischeemäßig von der Mutter, der Vater ist dann mehr das rationale Tier. Ich bin aber eine ganz gute Mischung aus beiden.
Sie wirken sehr intellektuell.
Das gezeichnete Ich: Nein, ich bin ein Gefühlsmensch! Aber ich denke auch mal darüber nach, warum ich so fühle. ~ Claudia Nitsche (teleschau)
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